Witten. Von Asthma bis Lungenkrebs: Um Atemwegserkrankungen ging es beim Wittener WAZ-Medizinforum. Eine Lungenkrebspatientin berichtete eindrucksvoll.
130 interessierte Gäste und ein wichtiges Thema: Beim Wittener WAZ-Medizinforum im Marien-Hospital ging es diesmal um schwere Atemwegserkrankungen – von der Chronisch-Obstruktiven Bronchitis (COPD) bis hin zu Lungenkrebs. Dr. Ulrich Wilke, kommissarischer Chefarzt der Klinik für Innere Medizin, erklärte, was Betroffenen an nicht-medikamentösen Therapien zur Verfügung steht – von der Atemtherapie über Lungensport-Gruppen bis zum Thema Ernährung.
Sowohl Über- wie Untergewicht seien für Menschen mit Atemwegserkrankungen nicht gut, betonte der Arzt. Weil zu viele und zu wenige Pfunde Auswirkungen auf die Atmung eines Menschen haben. Ein allgemeiner Tipp des Mediziners an Menschen, denen das Atmen manchmal schwerfällt: „Sie müssen unbedingt in Bewegung bleiben!“ Selbstverständlich sei auch für Menschen mit Atemwegserkrankungen ein Verzicht auf das Rauchen sehr wichtig. Hierbei könnten Entwöhnungsprogramme helfen.
Nach Todesfällen in den USA auch Vorsicht beim Konsum von E-Zigaretten
In diesem Zusammenhang ging Internist und Pneumologe Dr. Ulrich Wilke auch auf das Thema E-Zigaretten ein, das derzeit in Amerika für Schlagzeilen sorgt. Vor einigen Tagen hatte die amerikanische Gesundheitsbehörde CDC mitgeteilt, dass es in den USA bereits zwölf Todesfälle durch E-Zigaretten gibt und wahrscheinlich über 800 durch diese Zigaretten gesundheitlich Geschädigte. Beim WAZ-Medizinforum betonte Wilke, dass die Ursache für die Lungenschäden in den USA noch unklar seien. In Deutschland seien derartige Fälle bislang noch nicht bekannt geworden. Dennoch sei Vorsicht geboten.
Ein Besucher des Forums wollte wissen, ob leichte Atemnot beim Gang in die zweite Etage auf die Lungenerkrankung COPD hindeuten könne, als deren Hauptursache das Rauchen gilt. Die Experten-Antwort: „Dass man außer Atem ist, kann natürlich auch einfach auf einen Trainingsmangel hindeuten.“ Eine Lungenfunktionsprüfung gehöre unter anderem zu den Untersuchungsmethoden, um eine COPD abzuklären.
Nicht behandeltes Asthma kann zu Chronisch-Obstruktiver Bronchitis führen
„Was können noch Ursachen für eine COPD sein, wenn man nie geraucht hat?“ wollte ein anderer Teilnehmer von Chefarzt Dr. Ulrich Wilke wissen. Dessen Antwort: „Zum Beispiel Asthma, das in der Jugend nicht richtig diagnostiziert oder behandelt wurde, aber auch das Passivrauchen.“ Berufe, in denen man häufig mit Schadstoffen und Stäuben in Kontakt komme, könnten ebenfalls eine chronische Lungenerkrankung verursachen.
Wichtig für Menschen mit Atemwegserkrankungen seien auch Schutzimpfungen, darunter die jährliche Grippe-Schutzimpfung. Einen Besucher interessierte, wie oft denn eine Pneumokokken-Impfung notwendig sei. Wilke: „Alle fünf bis sechs Jahre.“ Der Arzt fügte hinzu, dass bei Patienten auch Ängste und Depressionen behandelt werden sollten. Sonst bestehe die Gefahr, „dass man nicht mehr aus den eigenen vier Wänden herauskommt, sich nichts mehr zutraut“.
Bösartiger Tumor aus der Lunge entfernt – 77-Jährige gilt als geheilt
Dr. Monika Segelbacher betonte in ihrem Vortrag „Fleck auf der Lunge – was nun?“, dass nicht jede Veränderung an der Lunge bösartig sei. „So etwas kann zum Beispiel auch durch Entzündungen hervorgerufen werden.“ Die neue Oberärztin im Marien-Hospital hatte eine Patientin eingeladen, bei der Lungenkrebs diagnostiziert wurde. Per Zufall. Die Veränderung war bei einer CT-Untersuchung entdeckt worden.
Wenn die Luft knapp wird - von COPD bis Lungenkrebs
Im Marien-Hospital wurde der Tumor operativ entfernt. Ursula Melches gilt heute als geheilt. 2010 hatte die heute 77-Jährige Nierenkrebs. Wie sich herausstellte, handelte es sich in ihrer Lunge um eine Metastase, erklärte Dr. Monika Segelbacher den Teilnehmern des Medizinforums. Ursula Melches, die am Dienstagabend von ihrem Mann begleitet wurde, betonte, dass sie beide schon viele Krankenhaus-Aufenthalte hinter sich haben. Melches: „Aber wir sind immer zuversichtlich geblieben. So etwas ist ja für das Gesundwerden sehr wichtig.“
Mit gezielten Übungen die eigene Atmung beeinflussen
Claudia Bartschek, am Marien-Hospital Leiterin des Zentrums für Prävention, Rehabilitation und sportmedizinische Diagnostik, zeigte den Gästen des Medizinforums Atemübungen für Lungenkranke.
Der „Mitmach-Programmpunkt“ war für viele Teilnehmer mit einem Aha-Effekt verbunden. Denn durch eine gezielte Atemtherapie kann man die eigene Atmung positiv beeinflussen. Zum Beispiel durch den Kutschersitz, bei dem man nach vorne gebeugt sitzt und den Rumpf frei hängen lässt. Physiotherapeutin Bartschek: „Das Zwerchfell kann sich so frei bewegen.“ Die freiere Atmung zauberte so manchem Teilnehmer ein Lächeln aufs Gesicht.