Witten. Zu einer Massenschlägerei ist es bei einem Spiel der B-Jugend im Wullenstadion gekommen. Jugendleiter der Wittener Vereine reagieren schockiert.

Mindestens zwei verletzte Spieler, die im Krankenhaus behandelt werden mussten, und ein Trainer mit abgebrochenem Backenzahn: Das ist die Bilanz eines Fußballspiels zwischen der B II-Jugend des FSV Witten und der JSG Herbede/Heven am Samstag (28.9.) im Wullenstadion. Nachdem es zu einer Massenschlägerei gekommen war, pfiff der 16 Jahre alte Schiedsrichter die Partie beim Stand von 4:4 ab.

Laut Polizei hatten sich die Gemüter der beiden Jugendmannschaften nach verschiedenen Spielverstößen in der Begegnung der Kreisliga A erhitzt. Es folgten Handgreiflichkeiten, die von beiden Seiten ausgegangen sein sollen. Weitere Spieler, Trainer, Betreuer und Zuschauer mischten sich ein, vorwiegend Angehörige der Spieler. „Es sind regelrechte Jagdszenen zu sehen“, heißt es im Bericht eines Beobachters. Der Schiedsrichter brach das Spiel ab, und die Polizei wurde gerufen.

Zeugen berichten: Es wurde geschubst, geschlagen und getreten

Zeugen sollen berichtet haben, dass mindestens 30 Personen an der Schlägerei beteiligt gewesen seien. Dabei wurde offenbar geschubst, geschlagen und getreten – auch auf am Boden liegende Personen. Sogar ein Schirm soll als Schlagwaffe benutzt worden sein. Bei FSV-Trainer Toni M. (45) brach ein Backenzahn ab. Als die Polizei eintraf, hatte sich die Situation wieder etwas beruhigt. Die Beamten trennten die beiden Lager, stellten Personalien fest, schrieben eine Strafanzeige wegen gefährlicher Körperverletzung und sprachen Platzverweise aus.

Einerseits erhebt nun FSV-Trainer Toni M. nun schwere Vorwürfe gegen den Co-Trainer des TuS Heven, der innerhalb der Jugendspielgemeinschaft (JSG) für die Altersklasse der B-Junioren verantwortlich ist. Umgekehrt wirft dieser – der 40-jährige S.H. – dem Gegner fehlerhaftes Verhalten vor. Beide Trainer behaupten, sie seien von hinten angegriffen worden. Ihre Mannschaft nehmen in Schutz.

Auslöser der Eskalation waren offenbar zwei Rote Karten

Beide Trainer erklären, dass Spieler im Krankenhaus behandelt werden mussten. Einer von ihnen ist der 14-jährige Leandro, Spieler beim FSV. Er erlitt Prellungen und Schürfwunden, hat noch immer starke Kopfschmerzen. „Es geht ihm nicht gut“, sagt seine Mutter, die es sprachlos macht, was dort passiert ist.„Ich habe immer noch diese schlimmen Bilder vor Augen“, sagt FSV-Trainer Toni M. „Wir waren alle aufgebracht“, sagt der Co-Trainer der gegnerischen Mannschaft, S.H. Und: „Es waren 30 bis 40 Leute auf einem Knubbel. Da sieht man gar nicht, wer wen geschlagen hat.“

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Auslöser der Eskalation waren offenbar zwei rote Karten und das Aufholen des FSV, der laut Spielbericht zwischenzeitlich schon mit 1:3 hinten lag. Bei einem Stand von 4:4 zückte der Schiedsrichter in der 65. Minute die beiden roten Karten – eine für jede Mannschaft. Der erste Platzverweis ging an einen Spieler des TuS Heven, der zweite Verweis an einen Spieler des Gegners.

Vor wenigen Wochen wurde ein Spiel der E-Junioren abgebrochen

Bis zu der Massenschlägerei sei es ein ganz normales Spiel gewesen, sagt René Schrader, Vorsitzender des Kreisjugendausschusses. Man habe nicht damit rechnen können, dass die Situation so ausarte. In den letzten Jahren habe es im Fußballkreis Bochum, dem die Mannschaften angehören, keine großen Auffälligkeiten gegeben. Allerdings sei vor wenigen Wochen ein Spiel der E-Junioren, ebenfalls zwischen dem FSV Witten und TuS Heven, abgebrochen worden. Schrader: „Da ging es aber nicht um Tätlichkeiten.“ Wie der WAZ aus anderer Quelle bekannt ist, wurde das Spiel damals zu Gunsten des FSV gewertet und eine Geldstrafe gegen den TuS Heven verhängt.

Was jetzt am Samstagabend (28.9.) passiert ist, „das betrachten wir mit Sorge“, so Schrader. Die Sache müsse aufgeklärt werden. „Wir können nicht beurteilen, was zwischen den Vereinen vielleicht über den Platz hinaus schwelt.“ Deshalb werde man sich am Donnerstag (3.10.) an einen Tisch setzen, um zu beraten, wie zukünftig miteinander umzugehen sei.

Schrader nennt es eine „glückliche Fügung“, dass ein Vertreter des Kreisjugendausschusses als vierter Offizieller den Schiedsrichter vor Ort betreut habe. Beide fertigen nun einen Sonderbericht an, der dann an das Sportgericht weitergegeben wird.

Jugendleiter: „Es gibt immer Körperkontakt im Fußball, aber es darf nicht ausarten“

„Es gibt keine Entschuldigung für die Vorfälle“, sagt Manfred Knapp, Jugendleiter des TuS Heven. Wenn es eindeutige Beweise gebe, werde man drastische Konsequenzen ziehen. „Es gibt immer Körperkontakt im Fußball. Aber es darf nicht ausarten.“ Wer derart schlägt und tritt, habe im Verein und auf dem Platz nichts zu suchen. An diesem Dienstag (1.10.) wird es ein Treffen mit den Trainern geben.

Auch Johannes Gabriel, sportlicher Leiter der Jugendabteilung des FSV Witten, setzt erst einmal auf das gemeinsame Gespräch. Man sei daran interessiert, alles lückenlos aufzuarbeiten. „Es wird aber immer verschiedene Versionen geben.“ Er sei vor allem über die Auswüchse „schockiert und sehr traurig“.