Witten. Die Stadt überlässt den Wittener Wald nicht sich selbst. Sie hält sich an Richtlinien. Die werden strenger, bieten der Natur aber mehr Freiheit.
Der Wald rund um Witten leidet unter Trockenheit und Schädlingsbefall. Aber auch jenseits dieser Probleme muss die Stadt sich stets darum kümmern, wie die Bäume wachsen und was mit altem Holz passiert. Dafür gibt es bestimmte Richtlinien. Die Verwaltung wird sich in Zukunft an strengere Kriterien halten, die der Natur im ökologischen Sinne dennoch mehr Freiheit lassen. Und sie wird enger mit dem Regionalverband Ruhr (RVR) zusammenarbeiten.
Der kommunale Wald umfasst eine Fläche von rund 700 Hektar, das sind sieben Millionen Quadratmeter. Er ist kein Wirtschaftswald – der Ertrag aus dem Holzverkauf liegt bei jährlich etwa 20.000 Euro, so Kämmerer Matthias Kleinschmidt. Der Wittener Forst dient in erster Linie der Erholung. Wer aufmerksam hindurchspaziert, dem wird auffallen, dass sich in den letzten Jahrzehnten dort einiges geändert hat. „Früher war ein Wald ziemlich aufgeräumt. Nichts lag herum“, sagt Kleinschmidt – und meint damit nicht Müll, sondern abgestorbene und abgebrochene Äste oder Laubhaufen.
Ausgehöhlte Stämme bieten Vögeln einen Nistplatz
Längst bleiben ausgehöhlte Stämme stehen, um etwa Spechten einen Nistplatz zu bieten. Wo es modert, wird nicht gleich gereinigt, denn solche Flächen eignen sich bestens für Pilze. „So wirtschaften wir ökologisch-nachhaltig“, sagt der Kämmerer. Dabei hält sich die Stadt bislang an das Siegel „PEFC“. Langfristig wird sie sich aber auf Antrag der Grünen am etwas strengeren „FSC“-Siegel orientieren. Dieses sehe beispielsweise vor, so Kleinschmidt, dass Naturschutzgruppen mit in die Planung einbezogen werden. So haben es die Mitglieder des Ausschusses für Stadtentwicklung und Umweltschutz zuletzt entschieden.
Nun werde aber nicht einfach der komplette Wald sich selbst überlassen und damit zur Wildnis. Kleinschmidt: „Das macht keinen Sinn. Dazu gibt es viel zu viele Wege und auch Wohnhäuser in diesen Gebieten.“ Aus Gründen der Sicherheit könne man dort keine morschen Bäume stehen lassen. Auch erforderten Großschadenslagen wie in diesem Sommer besondere Maßnahmen. So müsse Totholz schnell aus Fichtenbeständen herausgeholt werden, damit sich der Borkenkäfer nicht noch weiter ausbreiten könne.
Vormholzer Forst ist größte zusammenhängende Waldfläche
Dennoch soll die Stadt auf Wunsch der Politik prüfen, ob der Anteil der unbewirtschafteten Flächen jährlich um 0,5 auf mindestens zehn Prozent der gesamten Fläche erhöht werden kann. Laut FSC-Siegel sollen solche naturnahen Einzelflächen möglichst eine Größe von 25 Hektar, mindestens jedoch eine Größe von 0,3 Hektar aufweisen.
Allgemein anerkannt sei, laut Kleinschmidt, dass sich solche Flächen als Wildniswald anbieten, die einen Bestand an alten Laubbäumen – im Idealfall Buchen und Eichen – mit einem Alter von mehr als 120 Jahren aufweisen. In Wittener Kommunalwald seien solche Gebiete jedoch nur in kleiner Größenordnung und sehr verstreut vorhanden. Die größte zusammenhängende Fläche weise eine Größe von rund fünf Hektar auf. Sie liegt im Vormholzer Forst.
Die engere Zusammenarbeit mit dem RVR, der gerade ein Konzept zur Alt- und Totholzerhaltung erarbeitet, hält Kleinschmidt jedoch für sinnvoll: „Eine einheitliche Bewirtschaftung im gesamten Ruhrgebiet bietet sich an. Schließlich hören Wälder nicht an der Stadtgrenze auf.“