Witten. 25 Bürger haben sich in der Wittener City zu einer „Kippen-Challenge“ getroffen. Sie haben Zigarettenstummel aufgesammelt: 7000 in einer Stunde.
Ein Blick genügt Christian Fuchs, als er am Parkplatz hinter dem Rathaus ankommt: Zigarettenstummel, wohin man blickt. Daher hat der Erzieher zu einer so genannten „Kippen-Challenge“ eingeladen. In einer Stunde sollen so viele Fluppen wie möglich von der Straße aufgehoben werden.
Rund 25 Bürger sind dem Aufruf am Wochenende gefolgt, ausgerüstet mit Greifzangen und Eimern. Bevor sie in Gruppen durch die Innenstadt ziehen, motiviert Christian Fuchs die Teilnehmer: „Jede noch so kleine Kippe richtet Schaden an.“ Wie umweltbelastend die Müllreste sind, erfuhr der Erzieher selbst erst bei einem Ausflug mit dem Kindergarten – er arbeitet in der Kita der Uni Witten-Herdecke – zum Betriebshof. Ein Zigarettenstummel könne bis zu 60 Liter Wasser verunreinigen, und ein Teil der Kippe verrotte erst nach zirka zwölf Jahren.
Die Sammelaktion wird auch auf YouTube zu sehen sein
Als der Wittener weiter recherchierte, stieß er auf einen Fernsehbericht über den Künstler Alex Cio, der in Nürnberg die „100-Kippen-Challenge“ ins Leben gerufen hatte. Medial soll auch der Wittener Ableger begleitet werden. Daher richtet Raphael Trezeszhan, einer der Mitstreiter, seine Kamera auf den Reinigungstrupp.
„Die Leute sollen es sehen“, sagt Trezeszhan über seine Idee, die Aktion auf YouTube vorzustellen. Der 41-Jährige hofft, auf diese Weise Raucher zu überzeugen, die Glimmstängel nicht einfach wegzuschnippen: „Das mag ich nicht, es nervt mich tierisch.“ Er selbst drückte seine Zigaretten zunächst aus und steckte sie in die Taschen, bis sich ein Mülleimer fand. Nach 30 Jahren stellte er das Rauchen dann ein: „Ganz bewusst, denn ich hatte einen Herzinfarkt.“
Die Kippen werden recycelt und mit Kunststoffen zu Behältern verarbeitet
Im Einsatz ist an diesem Abend eine innovative Tonne, die der gemeinnützige Kölner Verein Tobacycle entwickelt hat. „Sie werden zusammen mit Kunststoffen zu einem Granulat verarbeitet, aus dem Behälter für ein Sammelsystem hergestellt werden“, erklärt Patrick Schulz. Der 26-Jährige bringt das Tobacycle-System seit einem halben Jahr schon bei verschiedenen Aktionen in Bochum zum Einsatz, an Grundschulen oder auf Bolzplätzen.
Die Bürger jedenfalls haben ihren Beitrag zum Umweltschutz geleistet. Denn nach der einstündigen Challenge landen immerhin knapp 7000 achtlos weggeworfene Zigarettenstummel in der Tonne.