Witten. Bei der Clean up-Aktion geht es ums Aufräumen, aber nicht zu Hause. Junge Wittener sammelten im Stadtpark Müll ein, der achtlos weggeworfen wurde.

Ab durch die Hecke: 20 junge Menschen stapften am Samstag durchs Grün, bewaffnet mit Handschuhen und Müllpickern. Sie haben anderthalb Stunden lang den Stadtpark von Zigarettenkippen, Glasflaschen, Plastiktüten und weiterem achtlos weggeworfenen Müll befreit. Denn, so Organisator Patrick Schulz: „Die Überwindung, Müll in eine saubere Umgebung zu schmeißen, ist viel größer, als auf einen bereits bestehenden Dreckhaufen.“

Anlässlich des internationalen „Clean Up Days” war der Student auf die Idee gekommen, auch in Witten eine Aufräum-Aktion zu veranstalten. Patrick Schulz hatte dazu auf Facebook und Instagram aufgerufen und auch auf der Fridays-for-Future-Demonstration am letzten Freitag kräftig Werbung gemacht. Und: ausreichend Gartenhandschuhe und Müllbeutel besorgt. „Klar ist es auch wichtig, auf Demonstrationen ein Zeichen zu setzen, aber genauso wichtig ist es, dann auch mit anzupacken”, sagt der 26-Jährige.

Patrick Schulz (26), Organisator der
Patrick Schulz (26), Organisator der "Clean up"-Aktion im Stadtpark Witten. © Funke Foto Services GmbH | Bastian Haumann

Bei kräftigem Sonnenschein helfen alle mit – selbst die Kleinsten. Bela ist gerade einmal 18 Monate alt und kriecht in seiner Latzhose über den Boden. „Wenn er auf dem Spielplatz Müll findet, gibt er ihn mir und ich schmeiße ihn dann weg“, erzählt seine Mutter Lisa. Sie findet es klasse, wenn alle Generationen zusammen daran arbeiten, die Umwelt zu schützen und erhalten.

Von der Demonstration zum Clean-Up

Auch Schülerin Maren Joosten treibt der Umweltgedanke. Die 19-Jährige hatte erst auf der Demonstration von dem Clean-Up erfahren: „Auch wenn wir nur wenige sind, zeigen wir beim Clean Up, dass unsere Forderungen ernst gemeint sind.”

Nächste Suche führt an den Stausee

Mehr als 40 Millionen Menschen haben sich bereits in über 150 Ländern für ihre Umwelt engagiert und Müll gesammelt. Der „Clean Up“-Tag fand erstmals 2018 in Deutschland statt. An jedem dritten Samstag im September soll er in den nächsten Jahren bundesweit wiederholt werden.

Das Aufräumen ist schon zum Trend-Sport geworden. „Plogging” heißt die Idee aus Schweden, die Umweltaktivismus und Sport miteinander verbindet. Die Jogger sammeln dabei mit Mülltüten die Abfälle ein, die ihnen während ihrer Runden auf dem Weg begegnen. Besonders in Großstädten und an den Küsten sind schon viele etablierte Lauftreffs regelmäßig unterwegs.

Die Wittener „Clean up“-Gruppe will demnächst am Kemnader Stausee und auf dem Leinpfad entlang der Ruhr aufräumen.

Nicole Mruck sammelte Zigaretten in einem separaten Glas und mit einer alten Zucker-Zange. Die Reste werden über die Firma „Toba Cycle“ recycelt. Vor einem Jahr hatte sie angefangen, Zigaretten-Stummel aufzusammeln. „Mein größter Skeptiker war meine Familie“, sagt sie. Anfangs musste sie viel erklären, bis ihr Mann das Engagement nachvollziehen kann. Seit diesem Jahr hat sie immer das Glas dabei, um spontan Zigaretten sammeln zu können. „Ganz oft sprechen mich Spaziergänger an, die neugierig sind, was ich sammle“, erklärt sie.

An öffentlichen Treffpunkten liegt der meiste Müll

Besonders an den Abhängen am Steinplateau fischen die Engagierten zahlreiche Bier- und Schnapsflaschen vom Boden. Außerdem finden sie Eistee-Verpackungen, Plastikbecher und eine zerbrochene Shisha. Besonders große Funde waren diesmal nicht dabei, denn vor einigen Wochen hatte im Stadtpark bereits ein Clean Up stattgefunden. Diesmal geht es vielmehr darum, auch die letzten kleinen Reste einzusammeln und die Grundreinigung abzuschließen. Ein besonders skurriler Fund: Ein paar Socken und eine Unterhose. „Wie kann man die denn verlieren”, fragt sich einer. Kopfschütteln und Missverständnis in der Gruppe.

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Mittlerweile müsste es selbstverständlich sein, dass man den Müll mitnimmt oder in den nächsten Mülleimer wirft, findet die Gruppe. Patrick Schulz plant für die Zukunft, zusammen mit der Füllbar und der städtischen Umwelt- und Abfallberaterin Eva-Maria Krüger Workshops für Schüler und Neugierige anzubieten: „Denn am Ende liegt es an jedem einzelnen von uns, wie und wo wir unseren Müll hinterlassen.“