Witten. Zu voll beladen? Zu schnell unterwegs? Die Polizei kontrollierte an diesem Donnerstag in Witten verstärkt Lkw. Sie fand zahlreiche Mängel.
Für diesen Fahrer eines Transporters endet der Arbeitstag schon morgens auf dem Ostermann-Parkplatz. „Bis nach Hause lasse ich Sie noch fahren, aber das war’s dann bitte auch“, ermahnt Hauptkommissar Torsten Loch den einsichtig wirkenden Mann. Der war in einem Sprinter mit abgelaufener TÜV-Plakette unterwegs – und mit gravierenden Mängeln. Einer von 22 Verstößen, die die Polizei bei ihrer Schwerpunktkontrolle des gewerblichen Güter- und Personenverkehrs am Donnerstag in Witten festgestellt haben.
Gefühlt rollen im Minutentakt kleine und große Lkw auf den Parkplatz neben dem Möbelhaus, eskortiert von jeweils einem Polizei-Motorrad. Die Beamten holen stichprobenartig Fahrzeuge auf der nahe gelegenen Autobahn heraus. Auch das angrenzende Gewerbegebiet Salinger Feld sorgt für regen Lkw-Verkehr. Er habe gerade in der Nähe bei einem Kunden etwas ausgeliefert, als die Polizei ihm signalisiert habe zu folgen, erzählt einer der Fahrer. Auch viele Kleintransporter, ein Traktor und selbst ein Privatfahrzeug mit Anhänger werden an diesem Tag kontrolliert.
Großaufgebot auf dem Ostermann-Parkplatz in Witten-Annen
Die speziell geschulten Verkehrsdienstbeamten überprüfen vor allem die Lenk- und Ruhezeiten, ob ein Fahrer die Geschwindigkeit überschritten hat und ob das Fahrzeug in Ordnung ist. Auch die Ladung wird in Augenschein genommen. „Vor allem die Ruhezeiten und die Technik sind oft ein Problem“, weiß Thomas Salewski, der die Kontrollstelle leitet.
Während Hauptkommissar Loch auf den Knien und mit einer Taschenlampe die Bremsscheiben eines weiteren, recht verwahrlost wirkenden Sprinters kontrolliert („Bei dem hier wird es grenzwertig.“), geht nebenan ein Mitarbeiter des Bundesamts für Güterverkehr bei einem riesigen Brummi mit einem überdimensionalen Zollstock das hohe, lange Fahrzeug ab. 3 Meter 99 Zentimeter. „Bei vier Metern ist Schluss“, sagt der Beamte. Gerade noch in der Norm, der Sattelschlepper darf weiterziehen.
Ein mit Haftbefehl gesuchter Mann sitzt auf dem Beifahrersitz
Einen Volltreffer landen die Beamten gleich am frühen Morgen. Ein Kleintransporter, das Heck voller ungesicherter Schrottteile – und mittendrin eine ausrangierte Kühltruhe. „Die dürften Sie gar nicht transportieren“, sagt einer der Polizisten. Doch bei der Kontrolle der Papiere kommt noch etwas ganz anderes zu Tage.
105 Fahrzeuge kontrolliert
Insgesamt kontrollierte die Polizei an diesem Tag 105 Fahrzeuge. 22 Verstöße wurden festgestellt. Vier Fahrer hatten die Ladung nicht ausreichend gesichert, ein Laster war heillos überladen (170 Prozent mehr als zugelassen), sieben Mal wurden Verstöße gegen die vorgeschriebenen Lenk- und Ruhezeiten festgestellt.
Auch in Bochum war die Polizei im Einsatz. „Dort haben wir aber nur mobile Kontrollen durchgeführt, messen etwa die Geschwindigkeit“, sagt Polizeisprecher Jens Artschwager.
Am Ostermann-Parkplatz tummelten sich hingegen nicht nur zahlreiche Polizisten, sondern auch Mitarbeiter von Bußgeldstellen, dem Bundesamt für Güterverkehr, dem Zoll, der Bezirksregierung sowie den Ordnungs- und Umweltämtern.
Der Beifahrer hat einen Schrotthandel als Gewerbe angemeldet – und wird mit Haftbefehl gesucht. Den gibt es, weil der eigentlich nur zu einer Geldstrafe verurteilte Mann eben jene nicht bezahlt hat. Von den Polizisten vor die Wahl gestellt, entscheidet er sich schließlich dazu, die ausstehende Strafe von 400 Euro zu begleichen. Ein Verwandter bringt das Geld auf den abgelegenen Parkplatz. Dann geht es für ihn und den Fahrer des Sprinters in Polizei-Begleitung weiter – um die Kühltruhe fachgerecht zu entsorgen.
Auch wenn viele Fahrer nicht gerade glücklich wirken, bleibt es während der Kontrollen fast immer ruhig. „Das muss gemacht werden. Es ist ja auch zu unserer eigenen Sicherheit“, sagt Fahrer Hans-Jürgen Simon schulterzuckend. Dazu tragen sicherlich auch Beamte wie Torsten Loch bei, der den Fahrern stets auf Augenhöhe begegnet. „Man muss vor diesen Menschen den Hut ziehen“, sagt er. Immer im Hinterkopf die schwierigen Bedingungen, unter denen die Männer ihren Job machen. „Und man sollte ein großes Herz haben.“