Witten. Nach Rekordtagen mit 4600 Gästen könnte das Bäderteam nun jeden Gast persönlich mit Handschlag begrüßen. Katerstimmung im Wittener Freibad?
Wenn über mehrere Tage die Sonne scheint und das Thermometer auf mindestens 28 Grad klettert, planschen im Schnitt um die 1500 Menschen im Freibad oder brutzeln auf den Liegen. An Tagen wie diesen, wo sich der Sommer eher wieder wie früher anfühlt, sind es gerade mal 300. Nach dem Hitzerekord brachen die Besucherzahlen ein, obwohl das Wasser immer noch schön warm ist.
„In diesen Tagen sind hier fast nur Saisonkartenbesitzer“, sagt Badleiter Matthias Tepel. „Zahlendes Publikum lässt sich eher weniger blicken. Am vollsten ist es zwischen 6.30 und neun Uhr.“ Am Donnerstagmorgen sind es 18 Grad Lufttemperatur, der Himmel ist bewölkt. Aber die richtigen Schwimmer lassen sich davon nicht abschrecken. Warum auch? Das Wasser hat angenehme 26 Grad.
„Ich habe eine Dauerkarte in ununterbrochener Folge. Jetzt ist es die 41.“, sagt Eberhard Kelber. Er ist Dortmunder und kommt fast täglich. „Außer an ganz heißen Sommertagen.“ Zwei solcher Sommertage bescherten dem Freibad in dieser Saison jeweils 4600 Besucher. „Ich kenne kein schöneres Freibad als dieses“, sagt der 76-Jährige. „Ich habe hier schon meiner Tochter und meinen drei Enkeln das Schwimmen beigebracht. Und vielleicht bringe ich es auch meinem Urenkel, der ein Jahr ist, hier bei.“ Er fände es gut, wenn das Freibad im Frühling 14 Tage früher öffnen und im Herbst 14 Tage später schließen würde.
„Wenn es geht, schwimme ich jeden Tag hier“, sagt die Dortmunderin Ina Hübener. Meist nimmt sie ihre Tochter mit. „Ich mag die Bahnen und dass man hier mit Flossen schwimmen darf. Überhaupt ist es schön, dass es an kühleren Tagen hier eher übersichtlich ist.“ Mit der Tochter nutzt sie auch die Rutsche regelmäßig. Überhaupt die Jugend: Es waren in dieser Saison schon 2600 Kinder mit Ferienpass im Freibad. Groß im Trend ist das Schwimmen mit Taucherbrille und Schnorchel.
Im Vorjahr lag der Bestwert im Wittener Freibad bei 3977 Besuchern an einem Tag
„An bedeckten Tagen ist es hier viel schöner als in der Hitze“, sagt Dagmar Hörster. „Das hat so etwas Nordisches.“ Ihre Familie fahre auch nicht in den heißen Süden, sondern eher in die Länder des Nordens. Ins Freibad bringt die kleine Gruppe auch gern Thermoskannen mit und hält ein kleines Pläuschchen. „Richtig schlechtes Wetter gibt es ja im Sommer fast gar nicht mehr. Das ist vielleicht das Gute am Klimawandel“, sagt die 67-Jährige.
In diesen Tagen ist es deutliche kühler als zur gleichen Zeit im Vorjahr. Damals wurde der Besucherrekord am 7. August aufgestellt, mit 3977 Gästen. Das waren wiederum deutlich weniger als beim Besucherrekord dieses Jahres mit 4632 Gästen am 26. Juni.
„Wenn man morgens schwimmen geht, ist man für den ganzen Tag fit“, sagt Wolfgang Bartels. Er wohnt direkt um die Ecke. „Der Weg hierher ist sehr schön. Ich kann direkt durchs Biotop laufen“, so der 60-Jährige. Im Bad hält er sich zwischen ein und zwei Stunden auf. Dann schwimmt der gute Mann zwischen zwei und fünf Kilometern – Hut ab! „Ich mache das, um wieder fit zu werden“, sagt er. Bartels war lange Zeit viel arbeiten und ist nun im Ruhestand. Jetzt ist das Schwimmen für seine Frau und ihn ein toller Ausgleich. Außerdem spielt er Squash und fährt mit dem Rad. Aber schwimmen eigne sich besonders gut, weil es die komplette Körpermuskulatur beanspruche. Gleichzeitig entlaste es die Muskulatur, weil es den ganzen Körper trage.
Bisher rund 30.000 Besucher weniger als im Vorjahr
Das findet auch Heinz Lohaus. „Ich habe Verschleiß am Knie, da ist schwimmen gut.“ Er fängt bereits im Mai an. Dann ist es zwar draußen noch kalt, aber das Wasser des beheizten Annener Freibads hat konstant 26 Grad. „Und es hat mit 3,70 Euro gegenüber Spaßbädern einen moderaten Eintrittspreis“, so der 71-Jährige. Er hofft auch auf besseres Wetter. „Dann macht schwimmen noch mehr Spaß“, findet er. Darauf hoffen auch die Stadtwerke. Denn bisher waren im Freibad 71.230 Besucher, im Vorjahr waren es zur gleichen Zeit 100.616 Gäste.