Witten. Wie im Vorjahr regnet es auch jetzt viel zu wenig. Für die Bäume in den Wittener Wäldern ist diese Situation bedrohlich. Sie könnten vertrocknen.
Waldbrände hat es zum Glück in diesem Jahr noch nicht gegeben. Trotzdem bezeichnet Stadtförster Klaus Peter die Lage der Bäume als „dramatisch“. Das liegt daran, dass sie vertrocknen, weil der Regen fehlt.
„Im Grund sind das noch die Ausläufer des vorigen, viel zu trockenen Jahres“, so der Experte. Im Frühjahr, das diese Situation hätte ausgleichen können, viel dann bereits wieder zu wenig Regen. „Wir brauchen ungefähr zwei Wochen Dauerregen, um diese Defizite auszugleichen“, schätzt der Stadtförster. Doch danach sieht es im Augenblick so gar nicht aus. Im Gegenteil: In den nächsten Tagen soll es ja sogar noch wärmer werden. Im Augenblick reiche die Feuchtigkeit gerade einmal fünf Zentimeter tief in den Boden, hat Klaus Peter festgestellt.
Fichten produzieren weniger Harz
Nicht alle Bäume sind gleichermaßen betroffenen, weil sie verschiedene Ansprüche an ihre Lage haben. Kiefern beispielsweise wachsen auf Sandböden, wo Wasser schnell versickert. Deswegen ist ihr Bedarf auch nicht so hoch. Auch Traubeneichen kommen besser mit Trockenheit klar. „In Hagen haben wir eine Stelle, wo alle Bäume an einer Felskante stehen. Dort fließt das Wasser schnell ab. Diese Bäume haben kaum eine Chance, zu überleben“, gibt Klaus Peter ein Beispiel.
Dürre sorgt für hohe Kosten
Laut Bund Deutscher Forstleute (BDF) ist es seit Anfang 2018 durch Schneebruch, Winterstürme, Dürre und Borkenkäferbefall zu einem erheblichen Baumsterben gekommen. Mehr als 100 Millionen Altbäume seien bereits abgestorben, hinzu kämen mehrere Millionen vertrocknete Jungpflanzen.
Die deutschen Waldbesitzer fürchten aufgrund von Borkenkäfer-Plage und Dürre Milliardenkosten. Die Rede ist gar von einer „Jahrhundertkatastrophe“.Der Dachverband der Waldeigentümer geht davon aus, dass 2018 und 2019 insgesamt 70 Millionen Festmeter Schadholz anfallen. Ein Festmeter entspricht einem Kubikmeter. Allein der Abtransport könnte 2,1 Milliarden Euro kosten.
In Witten sind dagegen keine größeren Flächen, sondern nur Einzelbäume betroffen. Auch Fichten kommen bei der Trockenheit nicht gut weg. „Sie können bei Trockenheit weniger Harz produzieren, das unter der Rinde sitzt. Dabei ist diese klebrige Masse wichtig, weil die Borkenkäfer daran ersticken, wenn sie den Stamm befallen wollen“, meint der Stadtförster. Bäume mit höherem Wasseranspruch sind Erlen, Kirschen, Eschen und Ulmen.
Bäume in der Stadt werden gegossen
Innerstädtische Bäume würden von der Stadt gegossen. Aber das könne im Wald natürlich nicht geleistet werden. Selbstverständlich werde auf den Klimawandel reagiert. und die passenden Bäume an den entsprechenden Orten gepflanzt. So würden Fichten langfristig verschwinden, weil sie für andere Höhenlagen gedacht seien. Etwa um die 800 Meter. Dort gebe es auch nicht so viele Borkenkäfer, die sie bedrohen würden.
Schon, um die Bäume als Wirtschaftsgut zu nutzen, müsse man langfristige Strategien erarbeiten, damit sie ihr entsprechendes Alter erleben. In der Regel müssen sie dazu 80 bis 120 Jahre werden, Eichen sogar 240 Jahre.
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Wie hoch ist zurzeit die Waldbrandgefahr? Es gibt bei der Feuerwehr fünf Waldbrandstufen. „Derzeit sind wir bei Stufe vier“, sagt Feuerwehrchef Mario Rosenkranz. „Wir haben speziell einen Gerätewagen Logistik hier, der mit 600 Metern Schläuchen ausgestattet ist. Außerdem befinden sich Pumpen und besondere Geräte gegen Waldbrände darauf. Der kann auch bei unwegsamem Gelände tiefer in den Wald fahren.“
Eigentlich müssten Waldbrände durch weggeworfene Zigaretten eigentlich ausgeschlossen sein. Denn vom 1. März bis zum 31. Oktober ist das Rauchen im Wald gesetzlich verboten. Trotzdem gab es im vorigen Jahr einen größeren Brand im Muttental an der Berghauser Straße. „Und vor rund zwei Wochen hat es in Heven nahe der Autobahn gebrannt und zwei Feldbrände gab es in Stockum und in Bommerholz. Aber das haben wir schnell in den Griff bekommen. Ansonsten sind wir zum Glück von derartigen Bränden verschont geblieben“, sagt Feuerwehrsprecher Ulrich Gehrke. Und: „Dass Autofahrer ihre Zigarettenkippen aus dem Wagen werfen, das halte ich für eine große Gefahr für Flächenbrände.“