Witten. Der Verein Pro Kid hilft Familien mit kranken Kindern nach der Entlassung aus der Klinik. Diese Arbeit sei Gold wert, lobt das Marien-Hospital.

Die Betreuung eines schwerkranken Kindes bringt Eltern oft an ihre Grenzen – körperlich und seelisch. Vor allem nach der Entlassung aus dem Krankenhaus sind viele heillos überfordert. Hilfe bietet in dieser Situation der Verein Pro Kid, der sich zusammen mit dem Marien-Hospital um die Nachsorge der kleinen Patienten kümmert.

Die Hilfe beginnt schon, kaum dass die Patienten aufgenommen und versorgt worden sind. Die Entlass-Managerin der Klinik, Antonia Fricke, nimmt frühzeitig Kontakt zu den Eltern auf und stellt die verschiedenen Angebote vor. Wenn sie Hilfe wünschen, dann kommt Pro Kid ins Spiel. Mitarbeiter des Vereins, der in Herdecke und Witten beheimatet ist, besuchen die Familien auf der Station und sprechen die mögliche Unterstützung mit ihnen ab.

„Das ist eine unglaubliche Entlastung für die Eltern“

Sie organisieren etwa die Kinderkrankenpflege daheim, einen Platz in der Physiotherapie oder Logopädie, kümmern sich um Familienhilfe, die Betreuung von Geschwisterkindern oder helfen beim Ausfüllen von Formularen. „Das ist eine unglaubliche Entlastung für die Eltern, die nach oft monatelangem Klinikaufenthalt physisch und psychisch völlig erschöpft sind“, sagt Dr. Bahman Gharavi, Chefarzt der Kinder- und Jugendklinik des Marien-Hospitals.

Dr. Bahman Gharavi ist dankbar für die Zusammenarbeit mit Pro Kid.
Dr. Bahman Gharavi ist dankbar für die Zusammenarbeit mit Pro Kid. © Marien-Hospital | Martin Leclaire

Es ist sehr glücklich über die Kooperation mit Pro Kid, die jetzt mit dem Aufbau des Kindermedizinischen Zentrums in Witten noch einmal ausgeweitet wurde. „Die Eltern wissen gar nicht, welche Hilfemöglichkeiten es eigentlich gibt – und haben auch nicht die Kraft, sich am Telefon mit irgendwelchen Behörden herumzuärgern.“ Auch Volker Sander, kommissarischer Chefarzt der Klinik für Kinderchirurgie, lobt die „hervorragende Zusammenarbeit“. „Das Angebot ist Gold wert, die Eltern können sich ein wenig zurücklehnen und wissen, sie werden nicht allein gelassen.

Die „Bunten Kreise“ kümmern sich bundesweit um die Nachsorge für kranke Kinder

Für Pro Kid ist die Nachsorge-Betreuung neben der Kinderpsychiatrie, Diabetes- und Adipositas-Programmen eine von vier Säulen des Vereins. Er ist als Träger des „Bunten Kreises Ennepe-Ruhr“ nicht nur zuständig für Witten, sondern auch für die Kliniken in Herdecke und Schwelm. Die „Bunten Kreise“ kümmern sich bundesweit um die Nachsorge für kranke Kinder, in den 90er Jahren wurde der erste in Augsburg gegründet. „Als der Kreis hier aufgebaut werden sollte, dachte ich gleich, das ist etwas für unseren Verein“, erinnert sich Dr. Dörte Hilgard, Vorstandsmitglied. 2015 startete Pro Kid mit der Arbeit, inzwischen sind fünf Mitarbeiter vom Verein und ein Pool von etwa 20 Honorarkräften damit beschäftigt. Weit über 300 Familien konnte seitdem geholfen werden. Eine Zahl, die Dr. Gharavi überrascht: „Wir wussten immer, dass es für die Eltern schwierig ist, aber wir wussten nicht, wie groß der Bedarf ist.“

Finanziert werden die Hilfen überwiegend von den Krankenkassen

Finanziert werden die Hilfen überwiegend von den Krankenkassen. „Sie übernehmen etwa 70 Prozent“, erklärt Hilgard. Der Rest – etwa für Fahrtkosten oder Hilfen für Geschwisterkinder – wird über Spenden aufgebracht. Rund 250.000 Euro hat Pro Kid allein im vergangenen Jahr umgesetzt.

Bunte Kreise deutschlandweit

Der Verein Pro Kid, der seinen Sitz in Herdecke hat, ist Träger des Bunten Kreises Ennepe-Ruhr. Seit letztem Jahr hat er auch ein Büro in Witten, in der Bahnhofstraße 54.

Bunte Kreise – das Logo zeigt einen Kreis bunter Menschen – gibt es seit den 80er Jahren deutschlandweit, aber nicht flächendeckend.

Der Verein freut sich über Spenden: DE 17 3006 0601 0003 6315 32. Mehr Infos: Tel. 9642-700, Montag bis Freitag von 9 bis 13 Uhr.

Hilgard ärgert sich, dass sich die Kassen immer wieder mal quer stellen, wenn es um die Bewilligung von Leistungen geht. „Ich würde mir wünschen, sie wären großzügiger“, sagt sie. Das sei schließlich auch in ihrem eigenen Interesse: „Denn müssen die Kinder oder Eltern zurück in die Klinik, dann wird es für die Kassen viel, viel teurer.“