Witten. Der Wittener Bach-Chor verzaubert seine seine Zuhörer seit 1909. Bei seinem Jubiläumskonzert in der Johanniskirche war auch Händel zu hören.

In der Johanniskirche hat der Wittener Bach-Chor am Sonntag ein ganz besonderes Konzert gegeben: Anlässlich seines 100-jährigen Bestehens waren drei Bach-Kantaten zu hören. Das bekannte „Halleluja“ aus dem Händel-Oratorium „Der Messias“ krönte als jubelnder Abschluss diese musikalische Darbietung.

Der Chor ist in der Ruhrstadt eine kulturelle Institution. Besonders erstaunlich ist, dass ihn seit 1909 nur insgesamt drei Dirigenten geleitet haben – Erich Näscher, Prof. Henning Frederichs und Gerhardt Marquardt. Dies spricht für Kontinuität in der Arbeit und Harmonie in der Sangesgemeinschaft. Nur so konnte ein für den Bach-Chor typischer wohlklingender Sound entstehen.

Erinnerungen an den Krieg durch die Musik vergessen

Ich erinnere mich noch gut an meine erste Begegnung mit dem Bach-Chor Anfand der 50-er Jahre. Noch unter dem Eindruck von Krieg und langer Gefangenschaft nahm mein Vater mich mit in die Wittener Josephskirche, die heutige Franziskuskirche, um eine Aufführung der Bachschen Matthäuspassion zu besuchen.

Mein Vater wollte seine schrecklichen Erinnerungen an Krieg und Gefangenschaft für einige Stunden vergessen und Hoffnung für eine bessere Zukunft schöpfen. Ich erinnere mich noch lebhaft an seine Tränen aber auch an die eindrucksvolle Gestalt von Erich Näscher, der mit hoher Musikalität für mich neue musikalische Gewalten eröffnete.

Dirigentin springt für erkrankten Ehemann ein

Begeistert mit schönen Stimmen: der Wittener Bach-Chor.
Begeistert mit schönen Stimmen: der Wittener Bach-Chor. © FUNKE Foto Services | Foto: Jürgen Theobald

Seit 1990 leitet Gerhardt Marquardt den Chor und führt die langjährige Tradition fort. Pech für ihn, dass er wegen einer Schulterverletzung das Jubiläumskonzert nicht leiten konnte. Zum Glück ist seine Ehefrau Heike Marquard eingesprungen, die Dirigentin ist.

Es standen nicht nur drei Bach-Kantaten auf dem Programm. Ein Solistenquartett bestehend aus Sonja Schwechten (Sopran), Gabriele Coenes (Alt), Thomas Iwe (Tenor) und Stefan Kohnke (Bariton) sowie die Capella instrumentale Gevelsberg rundeten den guten Gesamteindruck ab.

Chor ist immer auf Sponsoren angewiesen

Neben Bach kamen auch zwei Werke seines Zeitgenossen Georg Friedrich Händel zu Gehör. Dessen Kantate „Mein Lied sing auf ewig“ machte den Unterschied des Opernkomponisten Händel zum Kirchenmusiker Johann Sebastian Bach deutlich.

Was den Bach-Chor bis heute auszeichnet – er ist unabhängig. Allerdings ist er für die Finanzierung der Proben und Konzerte immer auf Sponsoren angewiesen.