Witten. Der autofreie Tag soll am 22. September stattfinden. Fast 800 Unterschriften wurden dafür gesammelt. Aber genehmigt ist das Fest noch nicht.
Tanzen auf der Straße und Federball spielen vor der Haustür – ohne Angst zu haben, dass ein Auto um die Ecke saust: Das soll am 22. September in der Innenstadt möglich sein. Ausgehend vom studentischen Nachhaltigkeitsverein „oikos“ hat sich ein Bündnis gebildet, das am besagten Sonntag den seit 1998 ersten autofreien Tag in Witten auf die Beine stellen möchte. „Wir wollen den Menschen den Freiraum Straße wieder zurück ins Bewusstsein bringen“, sagt Fabio Moyzes von „oikos“.
Der Tag fällt zwar zusammen mit dem Weltkindertag, zu dem ohnehin Teile der City gesperrt werden. Allerdings wollen die Veranstalter weitergehen und im Idealfall das gesamte Wiesen-, Augusta- und Johannisviertel von 8 bis 20 Uhr für Pkw-frei erklären. „Die Innenstadt soll dann vor allem ein Ort werden, den die Menschen selbst gestalten – indem sie dort picknicken, Fußball spielen oder kreativ werden“, sagt Moyzes.
Stadt soll auch müllfrei werden
Der 22-jährige Student kommt eigentlich aus Potsdam, lebt erst seit Beginn des Studiums vor anderthalb Jahren in Witten. „Es geht mir darum, meinen eigenen Wohnort mitzugestalten“, sagt er. Das soll am autofreien Tag auch durch feste Programmpunkte geschehen: Konzerte oder Radrennen etwa. „Und wir wollen Müll sammeln. Die Stadt soll nicht nur auto-, sondern auch müllfrei werden“, sagt Moyzes.
Das ist schon recht konkret für einen Tag, der eigentlich noch gar nicht genehmigt wurde: Die Politik hat noch nicht zugestimmt und macht den Antrag für den Aktionstag erst bei der nächsten Ratssitzung am Dienstag, 2. Juli, als Ergänzung zur Diskussion ums Radverkehrskonzept zum Thema. Das Bündnis aus Studenten, politischen Fraktionen (Bürgerforum, Piraten, Solidarität für Witten) und Vereinen (Wiesenviertel e.V., ADFC) hat aber bereits rund 800 Unterschriften gesammelt, die den Tag ohne Auto unterstützen.
Arbeit am „Masterplan Verkehr“
Für das Veranstalterbündnis wäre die Wittener Beteiligung am weltweiten autofreien Tag ein erster Schritt, um langfristig neue Verkehrskonzepte in Witten salonfähig zu machen. Martin Strautz vom Bürgerforum: „Vorstellbar wäre eine generell autofreie Innenstadt“ – höchstens offen für Lieferverkehr und zehn Stundenkilometer fahrende Anlieger. „Wir wollen innovative Entwicklungen für Verkehrskonzepte, man braucht keine breiteren Parkbuchten, damit die SUVs noch reinpassen, sondern wir müssen komplett umdenken“, ergänzt Strautz. Wie ein politischer Kompromiss beim Umdenken aussehen kann, versuchen die Fraktionen im Stadtrat gerade in interfraktionellen Runden zu beleuchten. Daraus soll ein „Masterplan Verkehr“ für Witten entstehen.
Für Pirat Roland Löpke geht es bei der Verkehrsplanung weniger darum, die Autos zu verbannen, sondern sie mehr an einem Ort zu sammeln: „Die Autos sind nun mal da. Eine Möglichkeit, um öffentlichen Raum zurückzugewinnen, könnten Quartiersparkhäuser sein“, so Löpke. Ob die Stadt bereits über mehr größere Parkhäuser für Anwohner nachgedacht hat, versucht Löpkes Fraktion gerade per Anfrage an die Verwaltung in Erfahrung zu bringen.
Schülerprojekte sollen präsentiert werden
Mitmachen ist möglich
Wer Ideen für das Programm zum autofreien Tag hat, kann sich bei Martin Strautz (
0171 1722395
) oder Fabio Moyzes (
01575 2940071
) melden. Die Veranstalter freuen sich auch über Schulklassen, die Schülerprojekte zu Nachhaltigkeitsthemen wie Abfallentsorgung oder Energie am
Aktionstag präsentieren.
Laufende Aktualisierungen und Informationen zum autofreien Tag gibt es im Internet unter
autofreier-tag-witten.de
Austauschen und nachdenken über nachhaltigere Lebensmodelle – das will auch der autofreie Tag bei den Bürgern erreichen. „Es wird ein Mix aus Infoveranstaltung und Freizeitaktivitäten für Jung und Alt“, erklärt Student Fabio Moyzes. Und das Informieren solle – passend zum Weltkindertag – dann im besten Fall durch die Jüngsten selbst geschehen. „Es wäre doch toll, wenn wir Schülerprojekte ausstellen könnten über alle wichtigen Klimathemen“, teilt Moyzes mit. Also: Fleisch und Ernährung, Energie, Abfall – und natürlich Autoverkehr.