Witten. 2017 haben zwei Frauen den Hevener Dorfkrug übernommen. Aus einer Kneipe wollten sie ein Speiselokal machen. Was so manchem Mann nicht gefiel.

Sie waren mit Mut und Herzblut bei der Sache, haben viel investiert. Heven aber war für die Wirtinnen Beate Sprock und Katarina Sauerwein wohl nicht der richtige Standort. Im Oktober 2017 hatten die Frauen die Traditionsgaststätte „Pedron’s Dorfkrug“ übernommen. Am 25. Juni, in zehn Tagen, werden sie ihre Gäste in ihrem „Hot Pott“ zum letzten Mal bewirten. Sprock und Sauerwein glauben, dass ihr Speiselokal auch übler Nachrede zum Opfer fiel.

„Viele Männer wollten ihre Kneipe behalten“

Beate Sprock (54) und die Köchin Katarina Sauerwein (32) hatten im Dorf schon 2015 den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt. Ihr Restaurant „Hot Pott“ eröffneten sie zunächst am Hevener Steinhügel, in den Räumlichkeiten des früheren Lokals „Zum Gambrinus“. Das Verhältnis zur Vermieterin verschlechterte sich. Sauerwein und Sprock hatten die Möglichkeit, in den Dorfkrug an die Dorfstraße zu wechseln. Dessen letzter Wirt, Erich Pedron, wollte sich aus Altersgründen zurückziehen.

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Die Wirtinnen änderten alle 14 Tage ihre kleine Speisekarte. Selbst und frisch gekocht – das war ihnen wichtig. Womit sie bei langjährigen Dorfkrug-Besuchern früh aneckten, war ihr Entschluss: „Wir möchten nicht, dass an der Theke Bierchen getrunken werden.“ Besucher wurden gebeten, ihre Getränke an den Tischen einzunehmen. Was wohl auch Gäste vergraulte, weil das so mancher Mann nicht einsehen wollte. „Keine Frage, viele Männer wollten ihre Kneipe behalten“, sagt Beate Sprock.

Gerüchte machten im Dorf die Runde

Andere Gäste beschwerten sich bei den Frauen über zu kühle Räume. Laut Wirtinnen eine Folge schlecht schließender Fenster und Türen und einer nicht einwandfrei funktionierenden Heizung im Lokal. In diesem Jahr, um Ostern herum, ließ der Vermieter neue Fenster einbauen.

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Trotz Stammgästen, die auch aus Nachbarstädten kamen, blies den „Hot Pott“-Frauen im Dorf weiter der Wind ins Gesicht. Gerüchte machten die Runde, dass die Damen wohl insolvent seien, dass das Gesundheitsamt ihr Restaurant unter die Lupe genommen habe. Weder das eine noch das andere sei richtig gewesen, betonen beide.
Den Facebook-Auftritt für ihren „Hot Pott“ haben sie eingestellt, weil sie sich dortige Kommentare nicht mehr antun wollten. Vor einigen Wochen hätten Jugendliche vor ihrem Restaurant Krawall geschlagen. „Die sahen aus wie bestellt“, erzählt Beate Sprock. Ein Junge habe sie als „Oma“ betitelt, angekündigt, gleich ins Lokal zu kommen, um Bierchen zu trinken.

„Es soll ein Wohnzimmer für die Hevener, die Wittener werden“

Trotz Stammgästen, die auch aus Nachbarstädten kamen, blies den „Hot Pott“-Frauen im Dorf weiter der Wind ins Gesicht. Gerüchte machten die Runde, dass die Damen wohl insolvent seien, dass das Gesundheitsamt ihr Restaurant unter die Lupe genommen habe. Weder das eine noch das andere sei richtig gewesen, betonen beide.
Den Facebook-Auftritt für ihren „Hot Pott“ haben sie eingestellt, weil sie sich dortige Kommentare nicht mehr antun wollten. Vor einigen Wochen hätten Jugendliche vor ihrem Restaurant Krawall geschlagen. „Die sahen aus wie bestellt“, erzählt Beate Sprock. Ein Junge habe sie als „Oma“ betitelt, angekündigt, gleich ins Lokal zu kommen, um Bierchen zu trinken.

Sebastian Schreiber und seine Partnerin Yvonne Andree, die Sebo’s Café in der Oberstraße betreiben, wollen im September in Heven Sebo’s Dorfkrug eröffnen.
Sebastian Schreiber und seine Partnerin Yvonne Andree, die Sebo’s Café in der Oberstraße betreiben, wollen im September in Heven Sebo’s Dorfkrug eröffnen. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Eigentlich wäre ihr Pachtvertrag erst zum Jahresende ausgelaufen, aber für den Dorfkrug fand sich bereits ein neuer Wirt. Sebastian Schreiber, der mit seiner Partnerin Yvonne Andree „Sebo’s Cafe“ in der Oberstraße betreibt, möchte „Sebo’s Dorfkrug“ im September eröffnen. Vorher will der 36-Jährige das Lokal noch hell und freundlich umgestalten. „Es soll ein Wohnzimmer für die Hevener, die Wittener werden.“

Im Dorfkrug soll es wieder einen Thekenbetrieb geben, auch eine Speisekarte für den kleinen und den großen Hunger, kündigt Sebastian Schreiber an. Zusätzlich zu den Sitzplätzen auf der Dorfkrug-Terrasse plant er, neben dem Lokal noch einen Biergarten einzurichten. „Sebo’s Cafe“ will Schreiber im September nicht schließen. „Das wird zwischen 9 und 15 Uhr weiterhin geöffnet sein. Für Leute, die hier frühstücken oder zu Mittag essen wollen.“

>>> Wirtinnen haben schon neue Jobs

Die „Hot Pott“-Wirtinnen Beate Sprock und Katarina Sauerwein haben bereits neue Jobs. „Ein Dortmunder Stammgast hat mich eingestellt, der in Dorstfeld eine Firma für Verkabelungstechnik hat“, sagt Sprock. Katarina Sauerwein wird künftig als Angestellte in einer Einrichtung kochen.

Beide betonen, ihren Schritt in die Selbstständigkeit nicht zu bereuen. „Aber wir hatten hier im Dorf keine Chance.“