Witten. Ausgerechnet die größte Stadt im Kreis hat keine eigene Psychiatrie. Jetzt könnte Witten vielleicht 100 Plätze bekommen. Aber es gibt Gegenwind.

. Witten könnte den Zuschlag für eine neue Psychiatrie bekommen. Gibt das NRW-Gesundheitsministerium grünes Licht, sollen nach vielen Jahren ohne eigene Versorgungsstruktur 79 vollstationäre Plätze und 21 Tagesklinikplätze geschaffen werden, bei einer Investition von 18 Millionen Euro. Das Evangelische Krankenhaus steht Gewehr bei Fuß. Hattingen und Herdecke wären angesichts ihrer vorhandenen Angeboten aber alles andere als begeistert.

Der Mehrbedarf an psychiatrischer Versorgung im Kreis ist unbestritten. Es stellt sich nur die Frage, wo erweitert wird. Eigentlich hatten das Elisabeth-Krankenhaus mit seiner Psychiatrie und Entzugsstation in Hattingen und das Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke diese Absicht. Sie gehören neben einer Tagesklinik in Gevelsberg zu den wenigen Kliniken kreisweit, die Menschen mit psychischen und psychosomatischen Leiden behandeln. Für stationäre Aufnahmen aus Witten ist gerade Niederwenigern zuständig. Das Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke (GKH) hat neben seiner eigenen Fachabteilung noch eine Tagesklinik mit 18 Plätzen auf dem EvK-Gelände in Witten.

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Evangelisches Krankenhaus Witten hatte nur 16 gerontopsychiatrische Betten beantragt

Das Evangelische Krankenhaus (EvK) in Witten hatte eigentlich nur 16 gerontopsychiatrische Betten für seine Geriatrie beantragt – und könnte jetzt das neue Zentrum für Psychiatrie und Psychosomatik bekommen. „Das Gesundheitsministerium hat uns auf die psychiatrische Unterversorgung in Witten hingewiesen“, sagt EvK-Geschäftsführer Heinz-Werner Bitter. Obwohl Witten die größte Stadt im EN-Kreis sei, gebe es hier keinerlei stationäre Angebote. Patienten müssten immer in die Nachbarstädte fahren. Deshalb biete sich laut Ministerium, so Bitter, ein Gesamtangebot in Witten an. „Es macht keinen Sinn, die Strukturen in Herdecke und Hattingen aufzustocken, um Patienten aus Witten dorthin zu schicken“, sagt der Chef eines Klinikverbundes mit Herne und Castrop-Rauxel. Das sieht die Konkurrenz aber ein wenig anders.

Herdecker Klinikchef warnt: Keine gut funktionierenden Netzwerke zerschlagen

„Sollte das neue Modell zum Tragen kommen, müssten wir unsere Tagesklinik in Witten aufgeben“, sagt Christian Klodwig, Geschäftsführer des Gemeinschaftskrankenhauses Herdecke (GKH). „Aus unserer Sicht wäre es besser, vorhandene Strukturen weiterzuentwickeln und keine gut funktionierenden Netzwerke zu zerschlagen.“ Das Ministerium verkenne offenbar, dass das Herdecker Krankenhaus mit seiner kompletten Abteilung für Psychiatrie und Psychosomatik nur acht Kilometer von Witten entfernt liegt.

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„Für die Nachbarstädte gibt es keinen Grund, sich aufzuregen“, sagt dagegen Wittens EvK-Chef Bitter. „Ihre Angebote bleiben ja vorhanden.“ Die 18 Plätze der Herdecker Tagesklinik auf Wittener Gelände könne man doch auch in Herdecke anbieten – oder sie in das neue Zentrum in Witten integrieren. Bitter: „Ich bin für alle Gespräche offen.“