Witten. „Respektabel und menschlich“, sieht Wittens SPD-Bundestagsabgeordneter Ralf Kapschack den Nahles-Rückzug. Aber: „So kann es nicht weitergehen.“
Die Nachricht, dass SPD-Chefin Andrea Nahles sich komplett aus der Politik zurückzieht, hat viele Wittener Genossen überrascht.
Wittens SPD-Bundestagsabgeordenter Ralf Kapschack erwischen wir auf dem Weg nach Berlin. „Ich hätte nicht jetzt damit gerechnet“, sagt er. „Ich dachte, eine Entscheidung fällt erst in der Fraktionssitzung am Dienstag.“ Verständnis für Nahles’ Entscheidung hat er durchaus: „Das ist eine respektable, menschlich nachvollziehbare Entscheidung.“
Andererseits: „Wir entscheiden uns alle freiwillig für die Politik und die Öffentlichkeit, deswegen ist Mitleid nicht angebracht.“ Andrea Nahles habe Fehler gemacht und habe polarisiert. Sie sei extrem erfolgreich als Arbeitsministerin gewesen und hatte wenig Glück als Partei- und Fraktionschefin. „Aber es nützt nichts, nur Fleißpunkte zu sammeln. Man muss seine Erfolge auch rüberbringen können.“
Kapschack kritisiert, „wie die Partei mit ihrem Führungspersonal umgeht. Das ist ein Fehler. Erstens haben wir nicht so viele geeignete Leute und so lösen wir keine Probleme.“ Es sei wichtig, sich in ein paar Tagen wieder zu sortieren. „So können wir nicht wochenlang weitermachen.“
„Eigentlich ist sie nicht die Verkehrteste“
Ebenso überrascht war Claus Humbert, Annener SPD-Ratsmitglied von Nahles’ Rücktritt. „Aber ich finde ihre Entscheidung nachvollziehbar. Sie hat nicht den Rückhalt bei der SPD, der notwendig gewesen wäre.“
Erst letzte Woche hätte er mit Wittener SPD-Mitgliedern diskutiert. „Und wir haben alle gesagt: Eigentlich ist sie nicht die Verkehrteste. Es sind halt unglückliche Zeiten. Sie hat Partei und Fraktion schon in unruhigen Zeiten übernommen. Das Tief der SPD ist nicht allein ihr geschuldet.“