Ein Schädelbasisbruch, Blutungen aus Mund, Nase und Ohren, ein Aufenthalt auf der Intensivstation: Der Besuch einer Spielhalle an der Ruhrstraße endete für einen 47-Jährigen Wittener mit einem Martyrium.

Gestern wurde der Fall vor dem Amtsgericht behandelt. Der 29-jährige Täter wurde zu 15 Monaten Haft verurteilt.

Vor Gericht markierte der Angeklagte das Opfer. Zwar gebe er zu, dass er den Geschädigten niedergestreckt habe, aber „er hat mich zuerst geschlagen”, sagte er mit Blick auf den Kläger. Der Faustschlag gegen den 47-Jährigen sei reine Notwehr gewesen. Kein Geständnis, sondern nur ein Teilgeständnis – so werteten Gericht und Staatsanwaltschaft die Aussagen am Ende übereinstimmend. Denn Glauben schenkte das Gericht diesen Aussagen nicht – im Gegensatz zu denen des Geschädigten: Der Täter habe ihn nach Verlassen der Spielhalle verfolgt, Im Örtchen habe er ihn mit vier Jugendlichen umkreist, sagte der Kläger.

Dann sei er von dem Angeklagten mit einem Faustschlag gegen die linke Schläfe niedergestreckt worden. Beim Fallen auf den Boden zog er sich noch weitere Verletzungen zu. Glücklicherweise alarmierte eine unbekannte Person den Rettungswagen. Möglicherweise einer der Fünf, vermutete der 47-Jährige gestern – denn bei der Rettungsleitstelle wurde lediglich angegeben, dass er gestürzt sei, nicht, dass es eine Schlägerei gab. Das sei auch der Grund gewesen, warum die Polizei keine Ermittlungen einleiten konnte, so Frank Plewka, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Bochum. Das hatte beim Gericht für Verwunderung gesorgt.

Auch der 47-Jährige selbst sollte den Vorfall verschweigen, habe ihm einer der jungen Leute in der Nacht geraten. „Man wisse ja, wo meine Mutter und meine Kinder leben”, so der Geschädigte – doch trotz aller Drohungen zeigte er den 29-jährigen Schläger ein paar Tage später an und identifizierte ihn auf einem Foto.

Kurz vor zwei Uhr nachts war der Verletzte schließlich in das Marienhospital eingeliefert worden, wo man neben dem Schädelbasisbruch auch einen Hörschaden feststellte. Mittlerweile habe er aber keine Beschwerden mehr, so der Mann.

Auslöser für die Schlägerei sei eine Auseinandersetzung in der Spielothek gewesen. Angeblich habe der 47-Jährige die Freundin des Angreifers, die als Aufsicht in der Spielhalle arbeitet, „sexuell belästigt”. Das habe ihn provoziert, so der Schläger. Doch sowohl der Kläger als auch die junge Frau entkräfteten die Behauptung. „Er hat mich nicht angemacht”, stellte die 25-Jährige klar. Sie habe sich schützend zwischen die beiden gestellt und den Angeklagten schließlich nach Hause geschickt. Dort sollte der Besucher in dieser Nacht nicht mehr ankommen.