witten. . Wenige Wochen vor der Europawahl hat Wittens SPD-Parteichef Ralf Kapschack seinen Rückzug vom Vorsitz bekanntgegeben. Die Basis ist bestürzt.
Er übernahm den Parteivorsitz in schwierigen Zeiten, jetzt tritt Ralf Kapschack nicht mehr an. Die Wittener SPD muss bei ihrer Hauptversammlung am 29. Juni im FEZ einen neuen Stadtverbandschef wählen.
Rückblick: Als der Schneer Bundestagsabgeordnete, der noch in diesem Monat 65 wird, vor vier Jahren den Vorsitz von Christel Humme übernahm, lag die Partei am Boden. Das lag nicht an Humme, sondern an den Ereignissen: Rücktritt des langjährigen Vorsitzenden Thomas Stotko, der Mitgliedsbeiträge nicht gezahlt haben soll, das (gescheiterte) Parteiausschlussverfahren gegen die Bürgermeisterin, weil sie 2015 als unabhängige Kandidatin gegen den SPD-Bewerber Frank Schweppe angetreten war, die verlorene Bürgermeisterwahl, der Fraktionsaustritt von drei Mitgliedern unter Führung des langjährigen SPD-Fraktionschefs Thomas Richter – schlimmer konnte es kaum kommen.
Ohne die SPD zu alten Höhen zu führen, gelangen Kapschack bei künftigen Wahlen zumindest persönlich halbwegs solide Ergebnisse. Bei der Bundestagswahl 2017, als die Partei auf 30,9 Prozent abstürzte, lag er mit 38 Prozent der Erststimmen noch deutlich darüber, obwohl er selbst sechs Punkte gegenüber 2013 eingebüßt hatte.
Der ehemalige WDR-Journalist beruhigte die Partei in den letzten Jahren wieder und versuchte, die Gräben zuzuschütten. Er setzte gerade sozialpolitische Themen, zumal er in Berlin rentenpolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion wurde und dem Ausschuss für Arbeit und Soziales angehört. Diese Verpflichtungen nennt Kapschack jetzt auch als Grund, warum er nicht noch mal als Stadtverbandsvorsitzender antritt.
Abgeordneter und Parteichef, das sei „keine ideale Konstruktion, weil ich oft nicht da bin“, sagt der Wittener. Gerade in seiner Funktion als rentenpolitischer Sprecher sei er im ganzen Land unterwegs, „am Montag war ich in Rostock, nächste Woche bin ich bei Bänkern in Frankfurt.“ Gerade „vor der Herausforderung der Kommunalwahlen im nächsten Jahr brauche die Partei einen Vorsitzenden, der vor Ort präsent und Ansprechpartner sei. Kapschack: „Das wird kein Spaziergang.“
Ein Nachfolger ist noch nicht in Sicht und die Basis reagiert teilweise bestürzt auf Kapschacks Rückzug im Stadtverbandsvorstand. „Ich habe das mit Erschrecken festgestellt“, sagt ein langjähriges Parteimitglied. „Ich weiß nicht, wer nach ihm kommen soll. Es bietet sich keiner an.“ Zwei Namen werden gehandelt, der von Schatzmeister Axel Echeverria und jener des Bommeraner Ortsvereinsvorsitzenden Christoph Malz.