Witten. . Bewegung hält fit. Eine Studie an der Uni Witten/Herdecke untersucht, wie sich Spaziergänge auf die Gesundheit älterer Menschen auswirken.

Bewegung tut Körper und Seele gut. Ein Dilemma: Senioren, vor allem wenn sie gebrechlich sind oder unter Schmerzen leiden, sind körperlich oft nicht mehr sehr aktiv. Ein Teufelskreis: Betroffene bauen schneller ab als munterere Altersgenossen, Gebrechen können sich neu einstellen oder verstärken. Ein Projekt an der Universität Witten/Herdecke möchte zeigen, dass es anders geht. Der Projekt-Name ist Programm: Power!

Das Ziel: Menschen aus Senioreneinrichtungen sollen sich mehr bewegen. Neben Pflegeheimen in Herdecke, Bochum, Dortmund Hagen und Herne beteiligen sich fünf Wittener Häuser an der Studie, darunter das Ev. Altenzentrum am Schwesternpark der Feierabendhäuser. Projektkoordinatorin Anja Rieckert: „Wir möchten wissenschaftlich untersuchen, ob durch regelmäßiges, begleitetes Spazierengehen die Gesundheit und Leistungsfähigkeit älterer Menschen verbessert werden kann.“

Ehrenamtlicher Begleiter lernt selbst noch etwas

Zwei, die beim Projekt mitmachen, sind Karin Muno und Peter Schimanski. Die 82-Jährige lebt seit fünf Jahren in den Feierabendhäusern an der Pferdebachstraße. Früher hatte die Wittenerin ein Geschäft für Tapeten, Farben und Teppiche in Annen. Heute plagen Karin Muno starke Arthroseschmerzen in den Knien. Nach draußen wagte sie sich nicht mehr alleine, auch mit dem Rollator nicht.

Spaziergänge rund um die Senioreneinrichtung und durch das Haus ermöglicht ihr jetzt Peter Schimanski. „Mein Bodyguard“, wie die alte Dame den ehemaligen Lkw-Fahrer augenzwinkernd nennt. Der 64-Jährige ist einer von 80 ehrenamtlichen Helfern, die beim Power-Projekt Spaziergänge mit alten Menschen machen. Schimanski besucht Karin Muno fast täglich. „Auch ich lerne dabei noch etwas. Sie erzählt mir so viele Sachen aus früheren Zeiten und ich höre ihr gerne zu“, sagt er.

94-Jährige freut sich über die Abwechselung

Auch Feierabendhaus-Bewohnerin Ilse Fuhrmann geht im Rahmen des Projektes in Begleitung spazieren. Die 94-Jährige hatte vor zwölf Jahren einen Schlaganfall. Vor ein paar Wochen ist sie auch noch gestürzt. Die Spaziergänge tun ihr gut, sagt Ilse Fuhrmann. „Auch die Abwechselung, dass ich mal etwas anderes sehe, was erlebe“.

Anja Rieckert vom Institut für Allgemein- und Familienmedizin der Uni Witten/Herdecke erklärt, wie die Spaziergänge für die Studie ausgewertet werden. „Ältere Menschen, die mitmachen wollen, fragen wir vorher, wie sie sich fühlen.“ Es werde geguckt, wie sich jemand bewegt, wie es mit dem Gleichgewicht bestellt ist. Nach sechs Monaten mit Spaziergängen würden die Teilnehmer erneut angesehen und befragt. „Wobei wir eine aktive Gruppe von Teilnehmern haben und eine passive.“ Die einen laufen mit Begleitung, die anderen nicht.

Am Projekt ist auch die Uni Marburg beteiligt

Auch dies ermögliche dann Rückschlüsse auf die – bislang angenommenen – positiven gesundheitlichen Auswirkungen regelmäßiger Spaziergänge. Rieckert: „Vor rund zehn Jahren gab es bereits eine solche kleinere Studie in Marburg.“

Die derzeitige Untersuchung an der Universität Witten/Herdecke, die bis September 2021 laufen wird, findet das Bundesforschungsministerium sehr unterstützenswert und bewilligte 368.000 Euro an Fördermitteln. Ein Drittel des Geldes geht nach Witten. Am Projekt ist auch die Uni Marburg beteiligt. Die Ergebnisse der Studie werden nicht in einer Schublade landen, sondern sollen das Leben von Senioren verbessern helfen, verspricht Anja Rieckert.

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In Witten nehmen noch das Altenzentrum St. Josef in Annen, das Haus Leben im Alter der Boecker-Stiftung, das katholische Altenzentrum St. Josefshaus in Herbede und das Awo-Seniorenzentrum in Annen an der Studie teil.

Wer ehrenamtlich mit Bewohnern der Wittener Altenheime spazierengehen möchte, kann sich an der Universität Witten/Herdecke bei den Verantwortlichen des Power-Projekts melden: 02302/926-712 oder -718.