witten. Die Fans freuen sich, dass die Sängerin einen kurzen Stopp in der Stadtgalerie einlegt. Lange war kein Star mehr zu Besuch im Center.

In den hinteren Reihen müssen die Zuschauer schon etwas die Köpfe recken. Mit nur 1,52 Metern Körpergröße ist Annett Louisan der „Alptraum jeden Anschnallgurts“. So singt es die Künstlerin auf ihrem neuen Album. Auf ihrer Werbe-Tour durch Deutschland macht Louisan Halt in der Stadtgalerie. Die neue Platte kommt bei Passanten und Fans gut an – genau wie die charmante Art der Sängerin.

Die Sängerin Annett Louisan gab in der Stadtgalerie vier Songs zum Besten.
Die Sängerin Annett Louisan gab in der Stadtgalerie vier Songs zum Besten. © Jürgen Theobald

„Ich glaube, es war noch nie so leise in einem Einkaufszentrum“, sagt Annett Louisan und schaut über die Köpfe ihrer Zuhörer hinweg. Etwa 70 Wittener haben sich im Halbkreis um die Bühne im Erdgeschoss der Stadtgalerie gescharrt. Die Sängerin lächelt verschmitzt. Neben ihr schlägt Hardy Kayser einen leisen Akkord auf der Gitarre an. „Ich bin klein, aber das ist für mich kein Riesenproblem“, singt Louisan mit einer guten Portion Selbstironie.

Sie wurde 2004 bekannt, als ihr Song mit dem Refrain „Ich will doch nur spielen“ aus allen Radiolautsprechern schallte. Ihre Lieder bewegen sich irgendwo zwischen Chanson und Pop. Vor einigen Tagen ist ihr neues Album „Kleine große Liebe“ herausgekommen. Davor war es zwei Jahre lang ziemlich ruhig um die 42-Jährige.

Sie alle wollten Annett Louisan sehen.
Sie alle wollten Annett Louisan sehen. © Theobald

„Ein kleiner Grund dafür ist gerade 20 Monate alt geworden“, sagt Annett Louisan. Ihre Tochter habe sie leider mit einer Erkältung angesteckt. „Weil sie alles aus der Kita mitbringt, was nicht niet- und nagelfest ist.“ Doch die Krankheit ist ihrer Stimme nicht anzuhören. Mit gewohnt samtigem Timbre singt Louisan in der Stadtgalerie vier Songs aus ihrem neuen Album.

„Ich hab’ die Stimme gehört und zu meiner Mutter gesagt: ,Das ist doch die Annett Louisan’“. Andrea Bertermann wollte mit ihrer Mutter Christel eigentlich nur durch die Stadtgalerie schlendern. Da wurden sie vom Mini-Auftritt der Sängerin überrascht. Die beiden Wittenerinnen fänden es gut, wenn ab und zu wieder Künstler in der Galerie auftreten würden. Die Frau Mama möchte zum Beispiel mal Peter Kraus live sehen.

Vor sechs Jahren stürmten 500 Fans das Center

Am Rand der Bühne steht Kerstin Weindorf. Sie ist der „Deputy“, also sozusagen Hilfssheriff der Stadtgalerie. „Das ist für uns schon etwas besonderes, so eine Künstlerin mit Anspruch hier zu haben“, sagt Weindorf. Vor einigen Jahren hatte die Stadtgalerie solche Auftritte eingestellt. Grund dafür war nicht etwa mangelndes Interesse. Im Gegenteil: Beim Auftritt von DSDS-Sieger Luca Hänni vor sechs Jahren stürmten 500 Fans das Center. Es sei schwer einzuschätzen, welche Sicherheitsmaßnahmen man treffen müsse, wenn man nicht wisse, wie groß der Ansturm sei, so Weindorf.

Mit Annett Louisan wagten sie einen neuen Versuch. Die Fans in der ersten Reihe benehmen sich auch ganz brav und halten glücklich ihre Handykameras in die Höhe. Nach den Songs gibt die Sängerin noch Autogramme. Julia (32) ist eine der ersten in der Schlange. Sie überreicht der Sängerin einen Rosenstrauß: „Weil sie gestern Geburtstag hatte.“ Die junge Rollstuhlfahrerin ist ein Fan der ersten Stunde und extra mit ihren Eltern aus Bochum angereist. „Es ist das erste Mal, dass ich Annett Louisan live sehe“, freut sich Julia. Und ist begeistert: „Sie ist wahnsinnig nett.“

>> INFORMATION

  • Annett Louisan ist in einer kleinen Stadt in Sachsen-Anhalt geboren und zog nach dem Mauerfall mit ihrer Mutter nach Hamburg. 2004 schaffte die Künstlerin mit dem Song „Das Spiel“ den Durchbruch. Ende März hat Annett Louisan ihr neues Doppelalbum „Kleine große Liebe“ veröffentlicht.
  • Im Oktober und November geht die Sängerin mit ihrem neuen Album auf Tour. Witten steht zwar nicht auf dem Programm – dafür aber Bochum und Münster. Am 9. November singt Louisan in Münster. Am 22. November tritt sie dann in der Jahrhunderthalle in Bochum auf. Tickets gibt’s ab 40 Euro.