Witten. . Eine Infektion durch Krankenhauskeime – ein Albtraum vor einer OP. Durch Abstriche bei Patienten versuchen die Kliniken, Gefahren zu verringern.

Keime: Ein angstbesetztes Thema für viele Patienten, die zu einer Operation ins Krankenhaus müssen. Nach Experten-Schätzungen ziehen sich bundesweit jährlich rund 500.000 Menschen eine Infektion im Krankenhaus zu. Besonders problematisch wird es, wenn die Keime unempfindlich gegen Antibiotika geworden sind. Infektionen mit sogenannten multiresistenten Keimen – wie MRSA – können, weil sie auf viele Antibiotika-Therapien nicht mehr ansprechen, sogar lebensbedrohlich werden. Nachfragt: Was unternehmen das Evangelische Krankenhaus und das Marien-Hospital zum Schutz der Patienten?

Ulrich Fiegenbaum ist Hygienebeauftragter des EvK. Der Fachkrankenpfleger für Hygiene und Infektionsprävention weist darauf hin, dass bei Patienten – wie auch im Marien-Hospital – vor ambulanten und stationären Eingriffen in der Klinik ein Nasen- und Rachenabstrich genommen wird, die zeigten, ob ein Mensch Träger von MRSA-Keimen ist. „Im vergangenen Jahr waren die Abstriche bei uns in 121 Fällen positiv“, so Fiegenbaum. Diese Zahl sei jedoch im EvK seit Jahren rückläufig. „2013 hatten wir noch 214 Patienten, die Träger von MRSA-Keimen waren.“ Bei drei Patienten des Evangelischen Krankenhauses habe im vergangenen Jahr der Verdacht bestanden, dass sie sich die Keime im Krankenhaus zugezogen haben.

Keime besiedeln Nase und Rachen

MRSA ist die Abkürzung für „methicillinresistenter Staphylococcus aureus“. MRSA-Keime zählen zu den sogenannten Staphylokokken, einer Bakteriengruppe, die häufig vorkommt. Das Besondere am MRSA-Keim ist, dass viele Antibiotika gegen ihn nicht wirken – er ist multiresistent. 2018 wurden im Marien-Hospital 330 Patienten, die in die Klinik aufgenommen wurden, positiv auf MRSA getestet. „Bei fünf Patienten hat sich MRSA während des Aufenthaltes entwickelt, beziehungsweise die Keime wurden während des Aufenthaltes nachgewiesen“, so Dr. Sabine Edlinger, Mitglied der Geschäftsleitung der St. Elisabeth- Gruppe, zu der das Marien-Hospital gehört.

Träger von MRSA-Keimen müssen sich vor einem geplanten Eingriff im EvK – wie im Marien-Hospital – zu Hause mehrere Tage mit einer speziellen Waschlotion, Nasensalbe und Rachenspülungen behandeln, um MRSA-frei zu werden. Ulrich Fiegenbaum vom EvK: „In 95 Prozent der Fälle sitzen die Keime im Nasen- und Rachenraum.“ Wer als Notfall mit MRSA-Keimen in die Wittener Krankenhäuser kommt, wird von anderen Patienten getrennt.

Umsetzung bei Stress schwierig

Zur Krankenhaus-Hygiene würden neben dem Personal, das geschult werde, natürlich auch Besucher beitragen, heißt es von beiden Häusern. Sabine Edlinger: „Um die Übertragung von Keimen zu verhindern, ist es wichtig, die Hände zu desinfizieren.“ Dass dies in Kliniken auch immer mehr Besucher tun, zeige der steigende Verbrauch an Desinfektionsmitteln. Auch im EvK findet man die Spender im Eingangsbereich, auf den Stationen und in den Krankenzimmern.

Beide Kliniken betonen, dass sich auch die Reinigungskräfte in Sachen Hygiene an Vorgaben halten müssten. EvK-Hygienebeauftragter Ulrich Fiegenbaum. „Es gibt vier Farben für Reinigungstücher. Die roten Lappen sind nur für das WC, mit blauen werden zum Beispiel Tische, Schränke und Türen gereinigt.“ Dies werde auch durch Aushänge an schwarzen Brettern im EvK erklärt. Beobachteten Patienten oder Besucher, dass Reinigungskräfte anders arbeiteten, sollten sie dies in der Klinik melden, so Fiegenbaum.

Dass das Thema Handdesinfektion nicht immer einfach umzusetzen ist, beschreibt Fiegenbaum anhand eines Beispiels aus der Intensivstation. Dort habe ihm ein Nachtpfleger geschildert, dass er, hätte er alles nach Vorschrift gemacht, zwei Stunden der Arbeitszeit nur mit der Handdesinfektion zugebracht hätte. Ulrich Fiegenbaum: „In stressigen Arbeitssituationen ist das schwierig.“