Witten. . 950 Seniorenheim-Plätze gibt es in Witten. Große Einrichtungen in der Stadt sind voll belegt. Neubauten bieten künftig rund 180 Plätze zusätzlich.

Wer einen Platz in einem Seniorenheim benötigt, muss in der Regel viel Glück haben, wenn er schnell fündig wird und die Einrichtung dann auch noch den eigenen Wünschen entspricht. Dies gilt nicht nur für Witten, sondern für ganz Nordrhein-Westfalen.

Michael Schillberg, Geschäftsführer der Boecker-Stiftung, sieht auch einen Zusammenhang zwischen dem Fachkräftemangel in der ambulanten Pflege und der Nachfrage nach Plätzen in Seniorenheimen.
Michael Schillberg, Geschäftsführer der Boecker-Stiftung, sieht auch einen Zusammenhang zwischen dem Fachkräftemangel in der ambulanten Pflege und der Nachfrage nach Plätzen in Seniorenheimen.

Viele Heime sind voll belegt. „Auch unsere“, sagt Michael Schillberg, Geschäftsführer der Boecker-Stiftung, die das „Haus am Voß’schen Garten“ und das Haus „Leben im Alter“ an der Breite Straße betreibt. Die Situation habe sich im vergangenen Jahr „deutlich verschärft“, so Schillberg. „Das trifft auf den ganzen EN-Kreis zu.“ Ein Grund hierfür sei der Fachkräftemangel in der ambulanten Pflege. Könnten Menschen, die Hilfe benötigten, durch keinen ambulanten Dienst versorgt werden, werde über einen Umzug in eine stationäre Alteneinrichtung nachgedacht.

Einrichtungen im Südkreis mussten Betten abbauen

Zum anderen müssen stationäre Pflegeheime in NRW seit August letzten Jahres 80 Prozent ihrer Zimmer als Einzelzimmer anbieten. Michael Schillberg weiß für den EN-Kreis: „Da mussten Einrichtungen im Südkreis reichlich Betten abbauen.“ Die Folge sei, dass Menschen auch in Nachbarstädten nach freien Plätzen in Senioreneinrichtungen suchten.

Das Altenzentrum St. Josef in Annen wurde für über fünf Millionen Euro durch Umbauten und Neuerungen für die notwendige Einzelzimmer-Quote fit gemacht. 157 Bewohner leben in dem Haus an der Stockumer Straße. Auch dort sagt Heimleiter Klaus-Dieter Bartke: „Wir sind voll belegt und haben eine Warteliste.“

80 Zimmer im Neubau auf dem Haus Buschey-Gelände

Die gleiche Antwort bekam unsere Zeitung auf Nachfrage vom katholischen Altenzentrum St. Josefshaus in Herbede. Geschäftsführer André Löckelt: „Unsere 80 Plätze sind voll.“ In der kommenden Woche werde am Freitag das neue „Haus Maria“ an der Meesmannstraße offiziell eröffnet – ein Angebot des Altenzentrums für 24 demente Menschen, die dort in drei Wohngruppen betreut leben können. Frei sind nur noch drei Plätze.

Ein neues Altenheim wird derzeit in Bommern auf dem Gelände von Haus Buschey gebaut. Bauherr ist ein Dortmunder Investor. Die Evangelische Stiftung Volmarstein bleibt Trägerin der Einrichtung an der Wengernstraße. Das derzeitige Seniorenheim hat 58 – belegte – Plätze. Im Neubau wird es 80 Einzelzimmer geben. Astrid Nonn, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit der Stiftung: „Wir sind froh, künftig 22 Plätze mehr anbieten zu können. Wir hoffen, mit dem neuen Haus Ende des Jahres fertig zu sein.“ Das bisherige Seniorenheim auf dem Grundstück soll künftig anders genutzt werden. Nonn: „Was genau damit passiert, ist noch nicht klar.“

Viertes Feierabendhaus bietet 55 Altenwohnungen

950 Altenheimplätze gebe es derzeit in Witten, sagt Bernd Biewald, beim Ennepe-Ruhr-Kreis für die Heimaufsicht verantwortlich. 182 Plätze würden in Witten hinzukommen, wenn die neuen Gebäude fertig sind, die derzeit noch gebaut werden. Dazu gehörten neben Haus Buschey die Seniorenresidenz an der Goethestraße und ein Altenpflegeheim am Helfkamp in Stockum, das Anfang 2020 fertiggestellt sein soll.

Andreas Vincke, Leiter des Altenzentrums am Schwesternpark Feierabendhäuser, freut sich auf das  vierte Feierabendhaus mit 55 Altenwohnungen.
Andreas Vincke, Leiter des Altenzentrums am Schwesternpark Feierabendhäuser, freut sich auf das vierte Feierabendhaus mit 55 Altenwohnungen.

Dass es in Witten auch einen großen Bedarf an betreuten Altenwohnungen gibt, weiß Andreas Vincke, Leiter des Altenzentrums am Schwesternpark Feierabendhäuser. Gerade erst wurde an der Pferdebachstraße der Grundstein für das vierte Feierabendhaus gelegt. „Es entstehen dort 55 zusätzliche Altenwohnungen“, so Vincke, der davon ausgeht, dass diese im zweiten Quartal 2020 fertiggestellt werden.

Frühere Entscheidung für betreutes Wohnen

„Ich könnte dieses Haus noch einmal bauen und könnte nicht alle Anfragen bedienen, die es für die neuen Wohnungen schon gibt“, betont der Einrichtungsleiter. Seine Beobachtung: Immer mehr Menschen entscheiden sich schon relativ früh – mit über 70 Jahren – für betreutes Wohnen. Hierbei spiele auch die Überlegung eine Rolle, dass man, wenn man älter wird und mehr Hilfe benötigt, diese dann im dazugehörigen Seniorenheim erhalten könne, in das man dann wechsele.

„Entscheidet sich jemand für betreutes Wohnen, kann er bei uns, so nötig, auch eine Tages- oder Kurzzeitpflege in Anspruch nehmen“, erklärt Andreas Vincke. Durch solche Möglichkeiten könnten Menschen auch lange in den eigenen Wohnungen leben. Das vollstationäre Seniorenheim, das Vincke leitet, verfügt über 111 Betten und 24 Kurzzeitpflegeplätze. Auch dort gibt es eine Warteliste.