Witten. . An der Kämpenstraße in Witten-Durchholz leben neun Alpakas. Zurzeit erfreuen zwei flauschige Jungtiere die vielen Besucher am Weidenzaun.
Immer, wenn ein Auto hält und Neugierige verblüfft auf die Weide an der Kämpenstraße starren, stellen sich Pauline und Pirella, Lotta, Maja und Monti, Leon, Henri und Findus in Position. Besonders Hengst Pipo schüttelt fotogen seine wollene Mähne, er ist der Star dieser Alpaka-Herde, die seit sechs Jahren in Durchholz zuhause ist.
Ihre Besitzer Herbert und Elke Brodersen halten allerhand Tiere, ungewöhnliche Rassen haben es ihnen aber besonders angetan. Da gibt es die 170 Hühner, die in einem mobilen Anhänger leben, der auf verschiedenen Wiesen steht. Die großen Eier seiner Freilandhühner verkauft er an der Hofpforte. Außerdem halten die Brodersens Wachteln, Pferde, Gänse, einige Hunde und Katzen sowie eine Heidschnuckenherde. Der Hingucker sind aber die Alpakas.
Mit Alpakas kann man auch wandern gehen
Mit dem aktuellen Hype als lustiges Motiv auf Tassen, T-Shirts, Taschentüchern hat die Durchholzer Herde nichts zu tun. „Ich fand’ Alpakas schon immer toll“, sagt Herbert Brodersen. Die südamerikanischen Tiere gibt es noch nicht sehr lange in Deutschland. Mancher Besitzer, wie der Castrop-Rauxeler Daniel Hischke, der Alpaka-Trekking-Touren anbietet, hat seine Tiere aus Durchholz.
Vor sechs Jahren investierten die Brodersens 8000 Euro und kauften sich drei Tiere. Mittlerweile leben neun Tiere in Durchholz, davon zwei Jungtiere. Die Wuschelköpfe Monti und Pirella sind im Sommer 2018 geboren. Die Alpakas seien zwar sehr pflegeleicht, „aber wir halten die aus Idealismus“, sagt Brodersen. Klar, seien es robuste Tiere. Sie machen in ihre „Kloecke“, knabbern Gras oder Baumrinde und gehen abends in ihren Stall. Aber da sind auch die Kosten, wie für das Mineralfutter oder die Tierärztin.
Zahnpflege mit dem Dremel
Vieles macht der einstige Lkw-Fahrer selbst. Mit der Schafschermaschine werden die Alpakas einmal im Jahr geschoren. Klauen schneiden übernimmt der Rentner, ebenso wie die Zahnpflege mit dem Dremel. Das ist sowieso eine Heidenprozedur! Einer hält den Kopf fest, zwei andere die Beine, Brodersen schleift oder schneidet und das Huftier blökt. Wobei Alpakas eher schreien, „so laut, das hört halb Durchholz“. Wenn es ihnen gut geht, dann brummen sie. Und kuscheln, das tun sie sowieso gerne.
Wenn Elke Brodersen mit einem Eimer voll Möhren auf die Weide kommt, kommen ihre Alpakas angetrabt. Der zottelige Hengst Pipo sieht aus, wie ein rennender Grizzlybär. Es sind jedoch nicht die Möhren, die ihn in Bewegung versetzen, eher die Aussicht auf Mädchen.
Immer die Damen im Blick
Einmal im Jahr darf Pipo auf die andere Seite des Zauns zu seinen Damen. Ein Jahr trägt eine Alpaka-Stute. Dann, im Sommer, werden die Jungtiere geboren. Sie bleiben mindestens ein Jahr lang bei ihrer Mutter. Schweren Herzens gibt die Familie den Nachwuchs ab. „Ich gucke mir dann genau an, wo die hinkommen“, sagt der 63-Jährige, „und bringe sie selbst vorbei“.
Herbert und Elke Brodersen,die beide bis zu ihrer Rente in der Technik und im Wirtschaftsdienst des Marien-Hospitals gearbeitet haben, haben sich bereits in den Kopf gesetzt, ihren kleinen Privatzoo zu erweitern. Welche exotischen Nachbarn bekommen die Alpakas denn zur Seite gestellt? Herbert Brodersen zwinkert verschmitzt: „Rentiere. Oder Erdmännchen.“
>> Alpakas sind kleiner als Lamas
- Es gibt zwei Alpakatypen, das Huacaya und das schmaler wirkende Suri. Familie Brodersen besitzt beide Arten. Gut unterscheiden kann man sie an der Kopfform, wie Bordersen sagt: „Lange Nase oder Stupsnase.“
- Alpakas stammen aus Peru und sind mit dem Kamel verwandt. Sie sind kleiner als Lamas, werden nur 55 bis 65 Kilo schwer. Ein Alpaka wird etwa 25 Jahre alt. Beliebt ist die warme und feine Wolle. Die Brodersens verschenken die Wolle in ihrem Bekanntenkreis.