witten. . Das Maschinchen Buntes ist als Szenekneipe weit über Witten hinaus bekannt. Warum das so ist, erzählen Reinald Assheuer und Heike Becking.

Mit Herzblut führen Reinald Assheuer und Heike Becking das Maschinchen Buntes an der Ardeystraße. Die Kulturkneipe ist weit über Wittens Stadtgrenzen hinaus bekannt. Redakteur Michael Vaupel sprach mit den beiden bei einer Tasse Kaffee.

Das Maschinchen geht ins neunte Jahr. Wie läuft’s?

Becking: Mit viel Ehrenamt kommt unterm Strich plus minus null raus. Wir sind zehn Ehrenamtler, die den Laden wuppen. Die Wochenendveranstaltungen laufen gut, wo Coverbands spielen. Oder die Mitmachaktionen wie das Rock- und Pop-Chorsingen, wo das Publikum das Programm bestimmt.


Assheuer: Wir haben als Jukebox-Band 600 Lieder im Repertoire. Bei den Neuvorstellungen werden immer Stücke gespielt, die sich das Publikum noch nicht gewünscht hat und die wir noch nie gespielt haben. Das ist immer ein großer Jux. Nächstes Mal ist Pinball Wizard von The Who an der Reihe.

Sie haben beide richtige Berufe. Haben Sie es bereut, nebenbei das Maschinchen Buntes aufzumachen?

Becking: Wir sind das ganze Projekt mit viel Naivität, völliger Selbstüberschätzung und viel Enthusiasmus angegangen. Wir haben uns jeden Tag der Aufgaben gestellt, die über uns hereinbrachen.

Assheuer: Aber wenn wir jetzt an der Theke stehen und der Laden richtig voll und das Programm ansprechend ist, dann denken wir schon: Mensch, was haben wir geschafft.

Wie sind Sie auf die Idee zu der Kulturkneipe gekommen?

Assheuer: Mein Onkel und meine Tante haben Haus Dümpelmann auf dem Schnee geführt. Da habe ich öfter ausgeholfen. Mit Heike und mir haben sich zwei Leute getroffen, die Bock auf eine Kulturkneipe hatten. Ich bin Musiker, da gibt es nicht viele Auftrittsmöglichkeiten in Witten


Becking: Es sollte auch eine Wohlfühlkneipe sein, wo auch immer Programm ist und man auch alleine hingehen kann. Besonders als Frau. Es haben uns schon viele Frauen gesagt, das Maschinchen sei die einzige Kneipe, die man auch alleine betreten könne.

Auch die Talkreihe „Wortwäsche“ gehört zu den regelmäßigen Veranstaltungen im Maschinchen Buntes.
Auch die Talkreihe „Wortwäsche“ gehört zu den regelmäßigen Veranstaltungen im Maschinchen Buntes. © Hänisch

Gibt es sowas wie Schwellenangst?

Assheuer: Ja. Manche Leute sagen, sie kennen das Maschinchen, hätten sich aber nie reingetraut. Wir hatten kürzlich eine Veranstaltung mit Besucherrekord von 190 Leuten. Da hat der Moderator gefragt: Wer kommt aus Witten und war noch nie im Maschinchen. Da haben sich so 30 Leute gemeldet.

Gibt es Traumprojekte?

Becking: Eine reine Musikerinnen-Reihe. Aber das braucht Vorlauf und Leute, die sich darum kümmern. Oder Improvisationstheater. Ich komme ja selbst aus der Theaterszene. Wir würden uns über Leute freuen, die langen Atem und Biss haben, da mitzumachen. Jeder ist herzlich willkommen. Ich bin Lehrerin und nähere mich dem Ende meiner Arbeitszeit. Jetzt male und plastiziere ich verstärkt und möchte das intensiver angehen.

Assheuer: Und ich möchte gerne mit der Jukebox-Band auf einem Schiff spielen, aber mit Ufersicht.

Maschinchen steht für Bewegung, Buntes für Vielfalt

Die Kulturkneipe Maschinchen Buntes wurde am 30. Oktober 2010 in der Ardeystraße 62 eröffnet. Der Name ist bewusst gewählt: Maschinchen steht für Bewegung und Aktivität. Buntes für die Vielfalt, der hier Platz geboten werden soll. Neue Gäste und Fördermitglieder sind immer gerne gesehen.

Die Räume des Maschinchen Buntes können für private Feiern gebucht werden. Es gibt Büfett, das kann aber auch mitgebracht werden. Bei Bedarf kann eine Band oder ein DJ dazugebucht werden. Die Anlage oder der Beamer stehen aber auch für eigene Künstler bereit. Die Party-Hotline lautet: 20 54 463.

Bekommen Sie Zuschüsse?

Becking: Wir erhalten 5000 Euro von den Stadtwerken und dem Kulturforum pro Jahr. Fördermitglieder sind sehr gern gesehen. Sie zahlen 30 Euro pro Jahr. Wir haben jetzt 90 Fördermitglieder.

Assheuer: Fast alle Veranstaltungen sind ohne Eintritt. Die Künstler sammeln mit dem Hut. Das läuft, wir können uns vor Anfragen nicht retten. Wir haben noch 300 in der Pipeline. Wir haben im Jahr rund 10.000 Gäste, der Altersdurchschnitt liegt bei über 50 Jahren.

Was schätzen die Leute besonders am Maschinchen?

Assheuer: Auf jeden Fall die persönliche Atmosphäre. Viele sagen: Das Maschinchen ist unser zweites Zuhause. Wir haben so treue Besucher, dass die sogar anrufen, wenn sie mal vergessen haben, einen Deckel zu zahlen.