Witten. Die Kreishandwerkerschaft warnt vor „Dachhaien“. Sie sollen derzeit vermehrt in Witten unterwegs sein. Wie man sie erkennt und mit ihnen umgeht.

Die Kreishandwerkerschaft Ruhr warnt vor einer Masche, die in den letzten beiden Wochen vermehrt in Witten und Umgebung beobachtet wird. Schon in den 80er-Jahren ist diese Art der Abzocke unter dem Schlagwort „Dachhaie“ bekannt geworden. Dabei steigen die Betrüger ihren Opfern sprichwörtlich aufs Dach.

„Wir hatten eigentlich ein paar Jahre Ruhe, aber jetzt geht es wieder los“, sagt Markus Dürscheidt, stellvertretender Kreishandwerksmeister und selbst Dachdecker. „Die vermeintlichen Handwerker suchen sich gezielt Regionen aus, in denen ein bestimmtes Klientel von Eigentümern wohnt“, sagt Dürscheidt. „Meist sind das ältere Bewohner, die empfänglicher für solche Maschen sind.“

Dachhaie klingeln ohne Ankündigung an der Haustür

Bei diesen Hausbesitzern klingeln die Betrüger dann ohne Ankündigung an der Tür. Im ersten Schritt erzählen sie den Eigentümern, dass sie zufällig in der Nachbarschaft gearbeitet hätten und dabei gesehen hätten, dass am Dach etwas kaputt sei. Das können verrutschte Dachpfannen sein oder sonstige Schäden.

Der Wittener Dachdeckermeister Markus Dürscheidt ist stellvertretender Kreishandwerksmeister der Kreishandwerkerschaft Ruhr. Er warnt eindringlich vor „Dachhaien“, die gerade in Witten unterwegs sind.
Der Wittener Dachdeckermeister Markus Dürscheidt ist stellvertretender Kreishandwerksmeister der Kreishandwerkerschaft Ruhr. Er warnt eindringlich vor „Dachhaien“, die gerade in Witten unterwegs sind. © Thomas Nitsche

Nach den Schilderungen, die bei der Kreishandwerkerschaft vorliegen, gehen manche der Betrüger sogar noch perfider vor. Sie steigen mit einer Leiter aufs Dach, verursachen auf die Schnelle selbst einen kleinen Schaden, fotografieren diesen und zeigen das Bild den Eigentümern.

Handwerker schüren Angst

Das Angebot der vermeintlichen Dachdecker: Sie könnten den Schaden sofort beheben. Wer sich nicht sofort darauf einlasse, auf den werde Druck ausgeübt, indem die ungebetenen Handwerker Angst schüren - etwa, dass lose Dachpfannen herunterfallen können.

Wer das Angebot zur Sofortreparatur annehme, laufe Gefahr, dass aus einem ursprünglich kleinen Betrag ein deutlich größerer werde. Dabei würden die Ausbesserungsarbeiten überhaupt nicht fachmännisch ausgeführt, so Dürscheidt. Er rät, bei vermeintlichen Schäden immer einen Betrieb, der bei der Innung registriert ist, zu Rate zu ziehen.

Tipps gegen Betrüger

Der Dachdeckermeister hat einige Tipps, wie man den Betrügern einen Riegel vorschieben kann:

Die Eigentümer sollen im ersten Schritt klären, mit wem sie es zu tun haben. Der Grund: Die Betrüger tragen die typische Dachdecker-Arbeitskleidung und sie fahren mit Fahrzeugen vor, auf denen ein Firmenschriftzug einen seriösen Anschein vermittelt. „Optisch kann man sie also nicht von Handwerkern eines Innungsbetriebs unterscheiden“, warnt Dürscheidt. Daher solle man prüfen, ob es diesen Betrieb überhaupt gibt, ein Anruf bei der Kreishandwerkerschaft Ruhr könnte schnelle Aufklärung bringen.

Dachhaie wollen keine Rechnung ausstellen

Dass Betrüger vor der Tür stehen, dafür gibt es folgende Indizien: Die „Handwerker“ wollen sofort mit der Arbeit anfangen und auf keinen Fall ein schriftliches Angebot unterbreiten. Das gleiche gelte für die Rechnung. „Sie wollen immer in bar bezahlt werden, auf keinen Fall eine Rechnung ausstellen“, so Dürscheidt. Wer sich nicht auf eine Barzahlung einlassen wolle, der werde massiv unter Druck gesetzt.

In Einzelfällen sei es sogar schon vorgekommen, dass die Handwerker mit den alten Menschen zur Bank gefahren sind, um den fälligen Betrag vom Konto abzuheben. „Ein Innungsbetrieb legt ein solches Gebaren nicht an den Tag“, betont der stellvertretende Kreishandwerksmeister.

Erst letzte Woche war Dürscheidt selbst in Annen bei einer älteren Dame, die fast Opfer der Betrüger geworden wäre. „Die Handwerker hatten der Frau ein durchlöchertes Stück Blech und nasse Wärmedämmung gezeigt, behauptet, ihr Dach müsste dringend repariert werden“, erzählt der 51-Jährige. Doch die Frau meldete sich zuerst bei ihrer Versicherung, Dürscheidt wurde hinzu gerufen. „Und das Dach war tiptop.“

Telefonischer Kontakt zur Kreishandwerkerschaft

Wer überprüfen will, ob er es mit einem Innungsbetrieb zu tun hat, kann sich telefonisch bei der Kreishandwerkerschaft Ruhr informieren: 0234/ 324 00.

30 Innungen haben sich unter dem Dach der Kreishandwerkerschaft Ruhr zusammengeschlossen, vom Augenoptiker bis zum Zimmerer. Die Handwerkerschaft ist Sprachrohr und Interessenvertretung ihrer Innungen und der Mitgliedsunternehmen in Bochum, dem Ennepe-Ruhr-Kreis.