witten. . Der Bach-Chor feiert in diesem Jahr großes Jubiläum. Obwohl der Nachwuchs fehlt, gehen die Sänger optimistisch in die Zukunft.
Vom Kirchenquartett zum unabhängigen Traditionschor – der Bach-Chor feiert in diesem Jahr sein 100-jähriges Bestehen. Durch Kriegszeiten und über finanzielle Hürden hinweg ist der Chor immer bestehen geblieben – und sorgt bis heute für frischen musikalischen Wind in Witten. Der hauptamtliche Dirigent Gerhardt Marquardt trägt einen großen Teil zum anhaltenden Erfolg des Chors bei – darin sind sich der Vorsitzende Peter Mölders (65) und der für die Öffentlichkeitsarbeit zuständige Peter Spangenberg (69) einig.
„Eine mutige Entscheidung“ – so nennt Peter Mölders die Gründung des Chors im Jahr 1919. Der Kirchenmusiker Erich Näscher errichtete den Chor kurz nach dem Ersten Weltkrieg zunächst als Quartett der Erlöserkirche, damals noch unter dem Namen „Wittener Chor für Kirchenmusik“. Die Umbenennung zum Bach-Chor erfolgte erst etwa 20 Jahre später. Als die Erlöserkirche im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde, baute Erich Näscher den Chor wieder auf, der von da an keiner Gemeinde mehr zugeordnet war.
Diese Unabhängig und Überkonfessionalität zeichnet den Chor bis heute aus: „Wir sind von keinem Träger abhängig, dadurch haben wir viele Freiheiten“, sagt Peter Mölders. Doch die Unabhängigkeit bringt auch Probleme mit sich: Ohne (kirchlichen) Träger fehlt dem Chor finanzielle Unterstützung. Für die Finanzierung der Proben und Konzerte ist er deswegen immer auf Sponsoren angewiesen.
Trotzdem verzichtet der Bach-Chor nicht darauf, mindestens zweimal im Jahr Konzerte zu veranstalten. Traditionell findet jährlich ein Konzert in Kooperation mit dem Kantatenchor Gevelsberg und dem Ev. Jakobus-Chor Breckerfeld statt. Die Sänger aller drei Chöre geben gemeinsam jeweils eine Aufführung in Witten, Gevelsberg und Breckerfeld. „An verschiedenen Orten aufzutreten, ist für viele Sänger eine große Motivation“, weiß Peter Spangenberg, „und wir können uns die Kosten für die Räume und das professionelle Orchester teilen“.
Neben Klassik werden auch Pop und Jazz gesungen
Für die Vernetzung mit den anderen Chören sorgt der Dirigent Gerhardt Marquardt, der die Bach-Sänger seit 1990 anleitet. Durch ihn kommt auch das abwechslungsreiche Repertoire zustande: „Er schafft es, die Sänger immer wieder für neue Lieder zu begeistern“, sagt Peter Mölders. Neben klassischer Musik gibt es auch Pop- und Jazz-Stücke, seit kurzem wird auch etwas auf Japanisch gesungen. Das sei auch das Erfolgsrezept des langen Bestehens: „Es wird bei uns einfach nie langweilig, weil wir immer wieder etwas anderes ausprobieren“.
Trotzdem steht auch der Bach-Chor vor Nachwuchsproblemen. Der Altersdurchschnitt liegt bei über 60 Jahren. Nachwuchs zu finden, gestalte sich laut dem Vorsitzenden wie bei den meisten Chören schwierig. Neue Mitglieder kämen teilweise aus dem Gospelbereich und seien auf der Suche nach mehr Abwechslung. Durch die klaren Zukunftspläne sieht Peter Spangenberg den kommenden Jahren dennoch optimistisch entgegen. Das 100-jährige Jubiläum wecke den Wunsch, den Traditionschor weiter fortzuführen. „Wir haben Glück, dass es im Chor immer jemanden gab, der die Sänger begeistern und motivieren konnte“, sagt Peter Mölders. „100-jähriges Jubiläum zu feiern, ist für einen Amateurchor nicht selbstverständlich.“