Witten. Die Wittener Uni ist nun Partnerstandort des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen. Hier und an fünf weiteren Standorten soll die Krankheit, an der aktuell eine Million Menschen leiden, weiter erforscht werden.
Demenz ist eine chronische Krankheit, an der etwa eine Million Menschen leiden. Und: „Demenz ist heute nicht behandelbar im Sinne traditioneller medizinischer Methoden”, sagt Prof. Sabine Bartholomeyczik vom Institut für Pflegewissenschaft der Uni Witten/Herdecke. Doch das soll sich bald ändern. Wissenschaftler in Witten werden intensiv dazu forschen – am neuen „Institut für Forschung und Transfer in der Pflege und Behandlung von Menschen mit Demenz” an der Stockumer Straße, für das die Professorin gestern symbolisch den Schlüssel erhielt.
Witten forscht nicht allein, sondern ist einer von sechs Partnerstandorten des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE), das selbst erst im April 2009 gegründet wurde und seinen Sitz in Bonn hat. Damit hatte die Bundesregierung auf die Entwicklung unserer Gesellschaft reagiert, die immer älter wird, weshalb auch das Risiko, an Demenz zu erkranken, stetig steigt. „Demenz ist eines der größten gesellschaftlichen Probleme, die wir haben”, sagt Dr. Martin Butzlaff, wissenschaftlicher Geschäftsführer der UWH. Und es sei dringend notwendig, die Betroffenen „in Würde und angemessener Umgebung zu versorgen”.
Einige Standorte des DZNE werden Grundlagenforschung betreiben und sich mit folgenden Fragen beschäftigen: Wie entsteht Demenz und wie kann man sie therapieren? Witten – neben dem Zentrum in Bonn einziger Standort in NRW – wird mit Instituten in Rostock und Greifswald die Möglichkeiten der Versorgung untersuchen. In erster Linie, so Sabine Bartholomeyczik, gehe es darum herauszufinden, wie die Lebensqualität von Menschen mit Demenz erhalten werden kann, wie Familien unterstützt, Pflege organisiert, die verschiedenen Angebote vernetzt und die Menschen mit Demenz selbst einbezogen werden können. Außerdem wird sich das Wittener Institut damit beschäftigen, wie neue Pflege- und Versorgungskonzepte erfolgreich in die Praxis eingebracht werden können und wie Fragen aus der Praxis in die Forschung einfließen können.
Ziemlich schnell hatte die Idee, Partner des Deutschen Zentrums zu werden, Gestalt angenommen. Im Februar 2008 erfuhr die Uni von der Ausschreibung. Nur zehn Tage, erinnert sich Butzlaff, blieben den Mitarbeitern, um ein überzeugendes Konzept zu erarbeiten. Am 7. März '08 stellten sie es vor. Vier Tage später war klar: Es hat geklappt. Im Juni 2009 fiel der offizielle Startschuss. Nun kann die Arbeit beginnen.
Vier kleine Zimmer an der Stockumer Straße sind es, in denen zunächst sechs Personen ihren Platz haben. Doch das Projekt ist nicht etwa nur auf wenige Jahre begrenzt. Es gebe, so Butzlaff, eine Dauerfinanzierung über zunächst 60 Mio Euro für das Zentrum mit all seinen Standorten. Und deshalb werden allein in Witten bald 20 wissenschaftliche Mitarbeiter beschäftigt sein.
Die neuen Arbeitsplätze in Annen sind ein Aspekt, den auch Bürgermeisterin Sonja Leidemann zu schätzen weiß. Außerdem freue sie sich, „dass Sie uns helfen, Witten als Gesundheitsstadt zu profilieren”.