Witten. . Eine falsch verstandene Annonce und ein nerviger Tanzpartner – zum Valentinstag erzählen Wittener Leser, wie sie über Umwege zueinander fanden.

Manchmal macht ein einziges Wort den Unterschied. In der Geschichte von Inga und Friedrich Engelhardt sorgte der Ausdruck „theaterinteressiert“ für reichlich Verwirrung. „Verrückt wie das alles so gekommen ist“, wundert sich der 70-jährige Friedrich Engelhardt heute.

Vor 30 Jahren steht er als Amateurschauspieler auf den Brettern der Ruhrbühne. Der damals 40-jährige Junggeselle probt gerade ein Märchen für die Wintersaison. Eigentlich läuft alles gut. Nur fehlt ihm eine Partnerin, mit der er sein Hobby teilen kann. „Mensch Friedrich, da müssen wir doch mal was machen“, findet eine Theaterkollegin und schreibt mit ihm zusammen eine Zeitungsannonce.

Treffpunkt ist die rote Telefonzelle

Als die damals 39-jährige Inga Wagner die Zeitung aufschlägt, stolpert sie über Friedrich Engelhardts Anzeige. Sie ließt das Wort „theaterinteressiert“ und glaubt, er suche eine Begleiterin für gemeinsame Theaterabende. Inga ist schon als Kind gern mit ihrer Oma ins Schauspielhaus Bochum gegangen. „Also habe ich meinen ganzen Mut zusammengenommen und ihm geschrieben.“

Inga und Friedrich Engelhardt verdanken ihr Glück einer Zeitungsanzeige.
Inga und Friedrich Engelhardt verdanken ihr Glück einer Zeitungsanzeige. © Svenja Hanusch

Ein paar Tage nachdem die Anzeige erschienen ist, verabreden sich die beiden Wittener zu einem ersten Rendezvous. Treffpunkt ist die rote Telefonzelle vorm Saalbau. „Gott, ich war so schüchtern“, erinnert sich Friedrich Engelhardt. „Ich aber auch“, sagt seine heutige Ehefrau. „Aber ich glaube, ich habe damals mehr Fragen gestellt.“

Er steht auf der Bühne, sie sitzt im Zuschauerraum

Die beiden spazieren im Frühherbst 1989 von der Telefonzelle aus durch den Stadtpark in Richtung Hammerteich und kehren im Lokal „Zur Linde“ ein. „Es war ein besonders schöner Septembertag“, erinnert sich Inga Engelhardt.

Im Laufe des Nachmittags klärt sich auch auf, was Friedrich Engelhardt mit „theaterinteressiert“ meinte. Das Missverständnis finden beide nicht schlimm. In den nächsten Monaten gehen sie trotzdem gemeinsam ins Theater. Nur steht Friedrich Engelhardt eben auf der Bühne, während seine spätere Frau im Zuschauerraum sitzt.

Wollen die goldene Hochzeit zusammen erleben

Mit ihrer Beziehung lassen sich die beiden reichlich Zeit. Inga Wagner ist wegen einer gescheiterten Ehe vorsichtig mit der Partnerwahl. Friedrich Engelhardt dagegen muss sich als eingefleischter Junggeselle erst noch an ein Leben zu zweit gewöhnen.

„Aber irgendwie war der Funke da“, sagt Inga Engelhardt. Im Licht einer Straßenlaterne in der Dönhoffstraße tauschen die beiden den ersten Kuss aus. Nach einer Zeit mit Höhen und Tiefen beziehen sie 1995 ihre erste gemeinsame Wohnung in der Cäcilienstraße. Eines Nachmittags sagt Inga Wagner unvermittelt: „Hömma, eigentlich können wir doch auch heiraten, oder?“ Ihr Partner stimmt zu. Im Jahr 2000 geben sich die beiden das Jawort und aus Inga Wagner wird Inga Engelhardt.

Nach fast 20 Jahren Ehe findet das Paar: „Richtig gut, wie wir das alles so gemanaged haben.“ Zusammen möchten sie noch die goldene Hochzeit feiern und möglichst oft ins Theater gehen.

Glückliche Zweitbesetzung

Carola und Ralf Brostermann feiern in diesem Jahr ihren 40. Hochzeitstag. Auch ihre Beziehung begann mit einem Missverständnis, über das beide heute Lachen können.

Anfang der 70er Jahre gehen die Wittener in dieselbe Klasse der Handelsschule. „Keiner nahm vom anderen Notiz oder wechselte mehr als die nötigsten Worte“, erinnert sich Ralf Brostermann. Mit dem Ende der Schule im Jahr 1974 trennen sich die Wege und keiner rechnet damit, den anderen jemals wiederzusehen. Doch es kommt anders.

Wollte nervigen Tanzpartner loswerden

Ralf und Carola Brostermann feiern ihren 40. Hochzeitstag.
Ralf und Carola Brostermann feiern ihren 40. Hochzeitstag. © Privat

Am Rosenmontag 1975 geht Ralf Brostermann mit einem Freund zum Feiern in die Tanzschule Feldmann. „Wir waren beide keine begnadeten Tänzer, aber beim Karneval fiel das ja nicht weiter auf.“

Auch Carola Schulz ist dort und fordert Ralf Brostermann zum Tanzen auf. Danach bittet sie ihn sogar, an ihrem Tisch Platz zu nehmen. „Man, ich war überrascht und glücklich zugleich“, sagt Ralf Brostermann. „Zwei Jahre kaum ein Wort gewechselt und dann sowas.“ Was Ralf Brostermann damals noch nicht weiß: Seine spätere Frau überschüttet ihn nur mit so viel Aufmerksamkeit, weil sie einen anderen nervigen Tanzpartner abschütteln will.

40 glückliche Ehejahre

Nach dem Rosenmontag bricht der Kontakt erstmal ab. Bis sich Ralf Brostermann einen Monat später ein Herz fasst und an der Haustür des Mädchens klingelt. Es ist aber nur die Mutter da. Die richtet ihrer Tochter immerhin die Grüße eines „langhaarigen, mit Motorradhelm bewaffneten, jungen Mannes“ aus. Carola Schulz meldet sich kurze Zeit später zurück und von da an treffen sich die beiden so oft es geht. Sie heiraten im Jahr 1979. Nach 40 glücklichen Ehejahren ist sich Ralf Brostermann mittlerweile sicher: „Aus einer Zweitbesetzung kann doch etwas Dauerhaftes werden.“