Witten. . Wegen eines üblen Geruchs in Treppenhaus räumte die Feuerwehr ein Haus in der Bahnhofstraße. Die Ursache war möglicherweise eine Stinkbombe.
Wegen einer starken Geruchsbelästigung haben die Polizei und die Feuerwehr am Freitagmorgen das Wohn- und Geschäftshaus Bahnhofstraße 61 komplett geräumt. Auch die dortige Arztpraxis und eine Praxis für Fußpflege mussten den Betrieb einstellen.
Gestank „wie Erbrochenes“
Den beißenden, ätzenden Gestank hatten die Beschäftigen der Praxen schon festgestellt, als sie um 7.30 Uhr ins Haus kamen. Die Quelle befand sich offenbar im Treppenhaus. Patienten des niedergelassenen Chirurgen Dr. Klaus Kahlke im ersten Stock beschwerten sich zunehmend. „Es stinkt nach Käsefüßen, aber ganz intensiv“, sagte Praxismitarbeiterin Katrin Drexelius der WAZ, als sie dann mit dem ganzen Team auf der Straße stand. „Oder vielleicht nach Erbrochenem, aber so stark, dass einem davon übel werden kann.“
Feuerwehr schließt Gasaustritt aus
Das Treppenhaus hat keine Fenster, nur ein kleines Oberlicht. Nachdem ein Lüften über die Praxisräume nichts gebracht hatte, rief die Praxis um 9.30 Uhr die Feuerwehr. Diese rückte mit einem Löschzug und der Polizei an. Weil zuerst dem Verdacht eines Gasaustritts nachgegangen werden musste, wurde die Fußgängerzone im Bereich des Hauses gesperrt. Auch die Straßenbahnlinie 310 durfte dort nicht mehr fahren. Sie musste bis kurz vor 11 Uhr aussetzen.
Feuerwehrleute betraten das Haus mit Atemschutzmasken und mit einem Gasmessgerät. Stadtwerkemitarbeiter unterstützen sie mit noch genaueren Messgeräten. Danach schloss die Feuerwehr einen Austritt von Erdgas als Ursache für den Gestank aus.
Auch etwa drei Stunden nach Praxisbeginn war der intensive und unangenehme Gestank im Hausflur noch deutlich zu riechen. Davon durfte sich auch der Reporter selbst überzeugen, der umgehend wieder an die frische Luft „floh“. Es war dort kaum auszuhalten. Die Feuerwehrleute vor Ort erinnerte der Gestank an „alten Käse“ und „faule Eier“.
Feuerwehr kontrollierte alle Wohnungen
Die Feuerwehr hatte zwischenzeitlich den Hauseigentümer informiert. Sie kontrollierte auch alle Wohnungen, deren Mieter nicht anwesend waren. Einsatzleiter Sven Jäger äußerte anschließend gegenüber der WAZ die Vermutung, dass man die exakte Quelle des Gestanks wohl nicht mehr ausfindig machen werde. „Unser Verdacht geht in Richtung einer Stinkbombe auf Basis von Schwefelwasserstoff- oder Buttersäure-Verbindungen.“ Die Feuerwehr sorgte im Treppenhaus mittels eines Hochleistungslüfters für frische Luft. Anschließend durften alle Bewohner und dort Beschäftigten wieder in das Haus zurückkehren.
Patienten wurden im EvK versorgt
Dr. Klaus Kahlke und seine Praxismitarbeiter sowie Fußpflegerin Kerstin Veit verbrachten den Vormittag wartend hinter dem Flatterband. Ab dem Zeitpunkt der Sperrung hatte der Arzt seine Patienten „umgeleitet“ an die chirurgische Ambulanz des Ev. Krankenhauses, die deren Versorgung übernahm. Den Nachmittag gab Kahlke sich und seinem Team frei.
>> Einsatz von Stinkbomben schwer nachzuweisen
Eine Schwefelwasserstoff-Stinkbombe verbreitet den typischen Geruch fauler Eier. In höherer Konzentration ist Schwefelwasserstoff giftig. Schwefelwasserstoff haben die Messegeräte der Feuerwehr in dem Haus aber nicht angezeigt. Darüberhinaus gibt es besonders wirksame und lang anhaltende Stinkbomben, die neben Schwefelwasserstoff auch Buttersäure enthalten. Stinkbomben können über Ampullen, aber auch über Spraydosen verbreitet werden.
Das Problem beim Nachweis einer Stinkbombe ist laut Feuerwehr das Zusammenwirken der Faktoren: Die Geruchsstoffe sind hochwirksam, schon kleine Mengen können Schaden anrichten. „Die Geruchsschwelle liegt bei 0,001 ppm.“ Andererseits verflüchtigen sich die Stoffe schnell. Wenn man den Austragungsort nicht exakt kennt, kann man sie nicht messen und identifizieren.
18 Feuerwehrmänner waren vor Ort. Einsatzende: 11.30 Uhr.