Witten. . Schauspieler der Lebenshilfe begeisterten mit einem Stück vom Anderssein. Seit Juni hatten die behinderten Darsteller daran gearbeitet.
Der Pflanzraum der Lebenshilfe verwandelte sich am Samstagnachmittag in „Das kleine Museum“. Unter Anleitung der Theaterpädagoginnen Eva Kuypers-Berg und Meike Krüger hatten acht Mitarbeiter der Werkstatt – allesamt Menschen mit Behinderung – ein Theaterstück einstudiert. Wie herzbewegend es sein kann, wenn man sich auf ein Kennenlernen mit Unbekanntem einlässt: Darum ging es im Stück. Herzbewegend wurde dieses Kennenlernen dann aber auch für die Zuschauer.
Zum Bersten voll war der zum Theatersaal umgebaute Raum. Mit 140 Zuschauern hatten die Organisatoren gerechnet, es kamen gut 170. Mit dem Bühnenstück und dem anschließenden Auftritt der Popcorn-Band erlebten sie einen ebenso unterhaltsamen wie lustigen Nachmittag, bei dem viel gelacht wurde.
Stück entstand in Zusammenarbeit mit den Behinderten
Entstanden ist das Stück in Zusammenarbeit mit den Behinderten. Seit Juni waren die beiden Theaterpädagoginnen einmal in der Woche nach Feierabend in der Lebenshilfe zu Gast, um mit den Darstellern daran zu arbeiten. Dass Theater hilfreich ist, davon ist Meike Krüger überzeugt. „Ich glaube, dass es etwas mit den Menschen macht, dass sie lernen, sich besser in andere hineinzuversetzen und dadurch selbstbewusster werden.“
Wegen der Einschränkungen der Teilnehmer war aber klar, dass das Stück nicht über Sprache funktionieren würde. „Wir mussten mehr körperlich spielen.“ Über Spiele hatten sich die Pädagoginnen zunächst ans Thema herangetastet. In regelmäßigen Gesprächen – den Donnerstags-Interviews – durften die Teilnehmer – zwischen 24 und 60 Jahre alt – dann sagen, welche Rolle sie gerne einmal spielen würden. Fee, Schmetterling, Königin: Das waren die Wünsche, um die herum die Projektleiterinnen schließlich die Geschichte strickten. Zumindest fast. „Aus der Königin ist Museumsdirektorin Frau König geworden,“ sagt Krüger schmunzelnd.
Böse Bürgermeisterin wird eingeschlossen
Aber die hatte eine wichtige Rolle: Sie muss ihr kleines Museum nämlich vor der Schließung retten, die die hartherzige Bürgermeisterin durchsetzen will. Doch dann wird die versehentlich eingeschlossen. Im Dunkeln werden Ausstellungsstücke lebendig und erzählen ihre eigenen, ganz unterschiedlichen Geschichten. Als die einsame Bürgermeisterin erkennt, wie liebenswert alle sind, ändert sie schluchzend ihre Meinung. Schmetterlingsflügel wiegen ihr schließlich Trost zu. Und die Bürgermeisterin seufzt: „Hach, war das schön“.
Im nächsten Jahr wird der 60. Geburtstag gefeiert
Die Lebenshilfe, im Jahre 1960 als Elterninitiative gegründet, bietet Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung Begleitung auf dem Weg zu einem selbstbestimmten Leben.
Angeboten werden Frühförderung, integrative Kitas, Werkstatt, Wohnstätten, ambulant betreutes Wohnen, Tagesstrukturgruppen, Familienzentrum und der Familienunterstützende Dienst.
Das fanden auch die Zuschauern. Sie spendeten nicht nur reichlich Applaus, sondern hinterher auch viel Lob. „Wir wurden gefragt, ob wir nicht öfter auftreten könnten“, so Meike Krüger. Auch ein weiteres Projekt für das kommende Jubiläumsjahr der Lebenshilfe sei schon im Gespräch.
Aber die schönste Bestätigung hat die Theaterpädagogin durch die Freude der Darsteller bekommen. „Ich bin so stolz, dass ich dabei sein darf“, habe eine Schauspielerin ihr gesagt. Meike Krüger: „Das hat mich sehr berührt.“