Mit seinem Elektroauto kann Wolfgang Gerhard nur drei der elf öffentlichen Ladesäulen ansteuern. Trotzdem hält er zu seinem Renault Zoe.
An der Motorhaube von Wolfgang Gerhards Elektroauto blinkt eine rote Lampe auf. Das ist kein gutes Zeichen. Gerhard hat seinen Renault Zoe an die Ladesäule am Humboldtplatz angeschlossen. „Ladevorgang beendet“ steht auf dem Display der Säule. Nach wenigen Sekunden packt der Wittener sein Ladekabel resigniert wieder ein. „Das ist doch ein Witz“, sagt Gerhard. Von den elf Säulen, die die Stadtwerke in Witten aufgestellt haben, kann Gerhard nur drei benutzen.
Mitte Dezember hatte sich der Rentner mit seinem Problem an die Stadtwerke gewendet. „Auf meine Nachricht haben sie nicht reagiert“, sagt der Wittener. Erst nachdem er seinen Fall am Donnerstag bei Facebook veröffentlichte, habe er einen Anruf der Stadtwerke erhalten: Die Techniker der Ladesäulen-Hersteller seien informiert.
Hersteller prüft Stationen in der nächsten Woche
„Uns ärgert das auch“, sagt Stadtwerke-Sprecher Thomas Lindner. „Natürlich haben wir ein Interesse daran, dass die Säulen für alle Fahrer funktionieren.“ Allerdings betreffe die Störung anscheinend nur Elektroautos des Typs Renault Zoe. „Das Fabrikat gilt als empfindlich“, sagt Lindner. Die Stadtwerke hatten sich schon Ende letzten Jahres mit dem Problem beschäftigt. Ihr erster Verdacht: Die Buden und Fahrgeschäfte des Weihnachtsmarkts könnten Schuld sein. Diese zogen so viel Energie, dass sie möglicherweise die Stabilität des Stromnetzes gefährdeten.
Fahrer von E-Autos sollen bald fürs Laden zahlen
Noch können Fahrer ihre Elektroautos kostenlos an den elf Ladestationen der Stadtwerke „auftanken“. Doch das wird sich wahrscheinlich noch in diesem Jahr ändern. Die Stadtwerke wollen ein Bezahlsystem für den Strom an den Start bringen.
„Die Fahrer rechnen damit“, sagt Stadtwerke-Sprecher Lindner. In anderen Städten sei das Laden längst kostenpflichtig. Die Stadtwerke bewerben sich derzeit für die Förderung von zwei bis drei weiteren Ladesäulen.
Als die Störung im Januar anhielt, setzten sich die Stadtwerke mit dem Hersteller der betreffenden Ladesäulen in Verbindung. Ein Mitarbeiter soll in der nächsten Woche kommen und prüfen, wo der Fehler liegt. „Das ist ein ganz neues Thema, was uns da trifft“, sagt Sören Smietana, Energieberater der Stadtwerke. Der Wittener Energieversorger will sich in Zukunft selbst um solche Probleme kümmern. Deshalb werden hauseigene Techniker beim Einsatz in der kommenden Woche dabei sein und dem Ladesäulen-Hersteller über die Schulter blicken.
Schnarchlader blockieren die Stationen
Bis Wolfgang Gerhard wieder an allen Säulen „tanken“ kann, wird er auf der Suche nach einem freien Platz noch einige Runde durch die Innenstadt drehen müssen. Machmal ist eine Station durch sogenannte Schnarchlader blockiert. Das sind Fahrer, die ihre E-Auto länger als nötig auf einen Ladeplatz stellen. Schlimmer findet Wolfgang Gerhard aber die Diesel und Benziner, die unrechtmäßig die Säulen blockieren. In Witten gibt es für solche Falschparker nur ein Knöllchen. In Dortmund werden die Autos laut Gerhard direkt abgeschleppt. „Ich stell mich ja auch nicht an die Tankstelle und parke deren Zapfsäule zu.“
Trotz aller Probleme, die sich ihm und seinem Renault Zoe in den Weg stellen: Loswerden möchte Wolfgang Gerhard sein Auto nicht. Zoe stinkt nicht, ist besser fürs Klima und beschleunigt zügig. Und das beste für Wolfgang Gerhard: „Sie hören von all dem nichts.“