Witten. . 2017 haben im Ennepe-Ruhr-Kreis 117 Zehn- bis Neunzehnjährige so viel getrunken, dass sie in einem Krankenhaus ärztlich behandelt werden mussten.

Einmal jährlich veröffentlicht das Statistische Landesamt (IT.NRW) in Düsseldorf die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die sich ins Koma getrunken haben und deswegen stationär in Kliniken behandelt werden mussten. Erfreulich: Landesweit – und auch im EN-Kreis – ist die Zahl der Komasäufer 2017 rückläufig gewesen (-5,1 Prozent). Aber: Nach den Kreisen Soest und Euskirchen landet der EN-Kreis – bei der Zahl der Betroffenen – auf Platz 3.

Diesen dritten Platz teilt er sich mit dem Kreis Düren, heißt es aus Düsseldorf. Die Zahl: 2017 haben im Ennepe-Ruhr-Kreis 117 Zehn- bis Neunzehnjährige so viel getrunken, dass sie in einem Krankenhaus ärztlich behandelt werden mussten. 0,4 Prozent der Jungen und Mädchen dieser Altersgruppe hatten eine Alkoholvergiftung.

Sucht- und Drogenhilfe der Diakonie kümmert sich

In Witten kümmert sich die Sucht- und Drogenhilfe der Diakonie Mark-Ruhr um Betroffene ab 14 Jahren. Diese kommen, so Leiterin Heike Malz, jedoch in den seltensten Fällen aus eigenem Antrieb. „Meist geht die Initiative von der Schule, dem Elternhaus oder – bei unter 18-Jährigen – von der Jugendgerichtshilfe aus.“ Die Sozialarbeiter und Sozialpädagogen der Beratungsstelle (Röhrchenstraße 10), deren Arbeit kostenlos ist, gehen auch in Schulen und Jugendtreffs, um über den Missbrauch von legalen und illegalen Drogen und dessen gesundheitliche Folgen aufzuklären.

Was Diplom-Sozialarbeiterin Heike Malz und ihre Kollegen häufig erleben, ist ein Mischkonsum. „Das heißt, die Betroffenen greifen zu Alkohol, aber auch zu Drogen – hier vermehrt zu Cannabis und Amphetaminen.“ Letztere haben eine aufputschende und/oder halluzinogene Wirkung. Vor allem aber können Amphetamine – wie etwa Speed oder Crystal – zu einer psychischen Abhängigkeit führen, wie auch die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen warnt.

Drogen gibt’s auch im Sportverein

Wenn es um Alkohol gehe, so Malz, mischten Jugendliche gerne Hochprozentiges – wie Wodka – mit Limonaden oder Cola. „Der süße Geschmack ist dann trügerisch.“ Der Missbrauch von illegalen und legalen Drogen geschehe zumeist in der Clique, der Gruppe. Heike Malz: „Dass sich ein Jugendlicher zuhause alleine hinsetzt und trinkt, ist die Ausnahme. Trinken ist in der Regel ein Gruppenerlebnis.“

Wie kommen Jugendliche an Hochprozentiges? „Es werden Volljährige zum Einkaufen geschickt, es werden auch gefälschte Ausweise im Supermarkt gezeigt.“ Die Expertin bittet auch vor allem Tankstellen- und Kiosk-Betreiber hier möglichst genau hinzuschauen.

Substanzen werden gestreckt

Cannabis und Amphetamine könnten interessierte Jugendliche in Witten unter anderem an Schulen, auf Spielplätzen, aber auch in Sportvereinen kaufen, weiß die Sozialarbeiterin. Die betont: „Was man da erwirbt, weiß man nicht. In der Regel werden die Substanzen gestreckt!“ Synthetisch hergestellte Substanzen – wie Amphetamine – könnten auch weitreichende psychische Folgen haben: Heike Malz warnt: „Sie können etwa Angststörungen auslösen, einen Verfolgungswahn. Ihr Konsum kann aber auch zu chronischen psychischen Erkrankungen führen.“

Im Übrigen seien viele junge Leute der Ansicht, dass zum Beispiel der Besitz von Cannabis für den Eigenbedarf erlaubt sei. „Das ist ein Irrtum, der Besitz ist strafbar.“

>> Adressen

Die Sucht- und Drogenhilfe der Diakonie Mark-Ruhr an der Röhrchenstraße 10 berät und begleitet Menschen, die missbräuchlich Suchtmittel konsumieren oder abhängig von ihnen sind. Es gibt Einzel-, Paar- und Familiengespräche, außerdem Gruppenangebote. Die Beratungsstelle vermittelt auch in weitergehende Behandlungen.

Zu erreichen ist die Beratungsstelle unter den Rufnummern
914 8431 oder 914 8450. Per Mail: suchthilfe-witten@diakonie-mark-ruhr.de. Auch eine Online-Beratung ist möglich. Über: www.diakonie-mark-ruhr.de/unterstuetzung-und-beratung/sucht-und-drogenhilfe/sucht-und-drogenhilfe-witten.