Witten. . Die Sternsinger von St. Peter und Paul haben wieder alle Hände voll zu tun. Gut 100 Wohnungen besuchen sie – zum Dank gibt es nicht nur Geld...
Die Tür öffnet sich, eine Frau schaut schüchtern heraus. Dann, wie auf Knopfdruck, geht es los. „Wir ziehen nun weiter, voran geht der Stern, wir wünschen Euch allen den Segen des Herrn.“ Und der Stern geht im wahrsten Sinne des Wortes „zackig“ voran für die Sternsänger der Pfarrgemeinde St. Peter und Paul. Organisatorin Alexandra Kramer hat einen regelrechten Sternsinger-Marathon vor sich. Von einem Haus zum nächsten, Spruch aufsagen, Lied singen, Aufkleber an die Tür kleben – im Akkord. Über 100 Haushalte hatten sich im Vorfeld der Aktion angemeldet, spontan kommen immer noch deutlich mehr dazu, weiß Kramer.
„Manche sagen, sie seien aber doch evangelisch“
Morgens um zehn geht es mit dem Auto los, denn die Wege sind weit: Die 25 Sternsinger-Kinder sind, begleitet von Mamas und Papas, in den Ortsteilen rund um Herbede unterwegs. „Manche öffnen die Tür und sagen, sie seien aber doch evangelisch“, schmunzelt Alexandra Kramer, die auch als Organistin für die Pfarrgemeinde arbeitet. „Na ja, ein Segen schadet nie“, ruft sie keck herüber und wirft sich schon wieder in ihren Wagen, die Gruppe im Schlepptau. Hannah, Angelina und Alicia, zwischen neun und zehn Jahren alt, als Casper, Melchior und Balthasar die heimlichen „Engel“ vieler Anwohner.
„Da ist man wieder so richtig motiviert für das neue Jahr“, staunt etwa Heike Schröter-Heinsch aus Vormholz mit Tochter Lea (10). An der Tür klebt noch nichts, die vergangenen Jahre war Schröter-Heinsch zu der Zeit immer im Urlaub. Umso mehr freut sie sich über den Besuch der Sternsinger. „Ein super Gefühl und schön, die Gesichter mal wieder zu sehen.“ Doch aus einem längeren Plausch wird nichts, allein am Samstag hat Kramer mit ihrer Gruppe gut 20 Stationen, noch sechs andere Gruppen sind im Einsatz, auch am Donnerstag und Freitag schon – und das wird belohnt. „Berge von Süßigkeiten kommen da bei uns immer zusammen, Wahnsinn!“ Die werden fair verteilt und erst am Ende des feierlichen Abschlussgottesdienstes, der gestern stattgefunden hat, an die Kinder ausgegeben.
„Dass ihr das macht, ist echt nicht selbstverständlich“
„Vielen Dank, dass Ihr das macht, ist echt nicht selbstverständlich“, finden Michael und Susanne Weirich. Auch sie wissen, dass es immer schwieriger wird, Kinder für soziales Engagement zu begeistern. So überreichen sie Hannah, Alicia und Angelina eine extra große Packung Marshmallows. Große Augen, ein fragender, flehender Blick Richtung Alexandra Kramer. Sie mit gespieltem Nachdenken, einem klitzekleinen Augenrollen, dann die Erlösung: „Na gut, Ihr dürft schon mal.“ Großer Jubel bricht aus.
Doch für die meisten Kinder sind die Süßigkeiten erst einmal zweitrangig, es zählt die Sache. „Wir haben es hier zum Glück gut“, betont Angelina. „Und es ist so schön, wenn die Leute sich freuen und dankbar sind. Denn es gibt viele Kinder auf der Welt, die brauchen das Geld.“ Das Lächeln der Leute, die die Tür öffnen und den Tag mit einer guten Überraschung beginnen – das ist Ansporn für den anstrengenden Job der Sternsinger. Die letzte Gruppe ist an diesem Samstag erst um kurz vor neun Uhr abends fertig.
„Es ist so schön, wenn die Leute sich freuen“
Im Ortsteil Kämpen zieht Martin Krämer mit Anastasia und Chiara, beide 11 Jahre alt, Nike, 9, und mit Sohn Nicolas, 14, von Tür zur Tür. Ganz spontan ohne Ankündigung. „Mal sehen, wo Licht brennt.“ Manche Leute sind am Samstagvormittag noch im Schlafanzug, aber alle dann doch irgendwie froh, dass sie da sind, die Sternsinger.
Gesammeltes Geld für guten Zweck in Peru
Die Sternsinger spenden ihre Einnahmen an das Projekt „Yancana Huasy“ in Peru, das Kindern mit Behinderung und ihren Familien helfen soll, körperlich und sozial am aktiven Leben teilnehmen zu können.
Insgesamt kamen in Herbede stolze 10.200 Euro zusammen. Das sind noch einmal 600 Euro mehr als im vergangenen Jahr.
Cordula und Torsten Heinze sind ganz besonders froh darüber, dass Bräuche aufrechterhalten werden. „Wir sind gar nicht so sehr religiös“, sagt Torsten Heinze, während seine Frau wie zum Konter erwähnt, sie sei viele Jahre Messdienerin gewesen. Oder wie Organisatorin Kramer jetzt sagen würde: „Ein Segen schadet nie!“