Witten. . Posaunenchor Bommern spielt Weihnachtslieder im St. Elisabeth Hospiz. Konzerte gehören zum Konzept des Hauses – mit Hits von Beatles bis Wader.
In der Vorweihnachtszeit haben sie wieder im St. Elisabeth Hospiz musiziert. In kleiner Besetzung. Acht Mitglieder des Posaunenchors Bommern, alte und junge, sind mit Trompeten, Tuba und Horn gekommen. „Fröhliche Weihnacht’“ stand auf dem Programm und „Jingle Bells“. Bloß keine Lieder, die traurig machen – auch wenn sich das in dieser Jahreszeit kaum verhindern lässt, zumal an einem Ort, an dem die Menschen ihre letzten Tage verbringen. Aber: „Musik tut immer gut“, weiß Hospizleiterin Heike Großheimann. Die Stimmung lasse sich kaum in Worte fassen, sie beschreibt sie als „traurig schön“.
Deshalb hat es von Anfang an zum Konzept des Hauses gehört, dort regelmäßig Konzerte aufzuführen. Immer mal wieder schaut auch eine Leierspielerin vorbei – ehrenamtlich. Sanfte Töne klingen dann durchs Hospiz. Außerdem besucht jeden Mittwochmorgen eine Musiktherapeutin die Gäste. Spielt für sie auf dem Klavier oder auf der Gitarre. Beide Instrumente stehen im Aufenthaltsraum bereit und dürfen ohnehin von allen benutzt werden, denen danach ist. Doch die meisten mögen am liebsten nur zuhören.
Liederwünsche haben sie trotzdem. Hannes Waders „Heute hier, morgen dort“ oder „Amazing Grace“ seien sehr beliebt. Aber auch viele Hits der Beatles. Und ein Gast habe sich mal Helene Fischers „Atemlos“ gewünscht. „Wenn die Musiktherapeutin hier ist, dann singen oder summen alle im Haus mit“, sagt Großheimann. „Es gibt kaum Menschen, die mit Musik nichts anfangen können. Sie weckt Erinnerungen, berührt die Seele.“ Natürlich fließen dann mal Tränen. Aber mancher vergesse auch für einen Augenblick die eigene Erkrankung.
„Wir wollen Zuversicht zu den Menschen bringen“
„Solche Besuche gehören für uns dazu. Wir spielen nicht nur auf Festen und in Gottesdiensten, sondern gehen auch in Kliniken und Altenheime. Berührungsängste gibt es da nicht“, sagt Mirjam Hermes, die schon mit sechs Jahren gelernt hat, Trompete zu spielen, und den Bommeraner Posaunenchor seit über 20 Jahren leitet. Der sei schließlich eine Institution der Kirche. „Es ist unsere Hauptaufgabe, Freude und Zuversicht zu den Menschen zu bringen“, sagt die 46-Jährige.
Die Blechbläser – normalerweise gehören mehr als 30 Aktive dazu – benötigen keine komplizierte Tontechnik, „wir stellen uns einfach auf und legen los“. Wer mag, dessen Zimmertür wird geöffnet, damit er zuhören kann. „Hinterher haben uns ein Gast und ein Angehöriger angesprochen und sich bedankt“, sagt Mirjam Hermes. Ein anderer Bewohner, der bis dahin sein Zimmer nicht verlassen hatte, sei herausgekommen. Das sei der schönste Lohn für ihr Spiel gewesen. Doch auch die gute Akustik in den Räumen des Hospizes hat die Musiker überrascht. „Das hallt hier überhaupt nicht.“ Heike Großheimann nickt, sie hört das nicht zum ersten Mal.
Früher hat der Chor unter einem Lindenbaum gespielt
Den Kontakt zum Posaunenchor Bommern hat übrigens Gesundheits- und Krankenpflegerin Jessica Henes (32) vermittelt, die selbst mal Trompete gespielt hat. Außerdem sei die Frau des Tubisten ehrenamtlich im Hospiz tätig. Und überhaupt habe der Posaunenchor in der Vergangenheit regelmäßig unter einem riesengroßen Lindenbaum für die Gemeinde St. Marien ein Konzert gegeben – dort, wo im Mai 2017 das Hospiz seine Pforten öffnete. Die Auftritte jetzt, sie sind also quasi eine Rückkehr zu den Wurzeln.
>> SILVESTER IM HOSPIZ
- Silvester im Hospiz bedeutet: „Wir feiern alles so, wie unsere Gäste es kennen“, sagt Leiterin Heike Großheimann. Es gibt Kartoffelsalat und Frikadellen.
- Das Deko-Team sorgt für Luftschlangen und um Mitternacht leuchten Wunderkerzen im Hof. Viele erzählen, wie sie früher gefeiert haben– im Bewusstsein, dass es jetzt das letzte Mal ist.