Witten. . Die Politik diskutiert verhalten über ein Böller-Tabu. Stimmen aus SPD, CDU und FDP sind dagegen, Piraten und Grüne haben Sympathien für die Idee

Immer mehr Kommunen verbieten Silvester-Feuerwerke in ihren Zentren. Im Wittener Stadtrat wurde ein Böller-Verbot dagegen noch nicht diskutiert, auch haben viele Fraktionen sich hierzu noch keine abgestimmte Position gefunden. Allerdings reichen die Meinungen über ein Verbot in der Wittener Politik von „lachhaft“ (FDP) bis „diskussionswürdig“ (Piraten).

„Ich wäre für bundeseinheitliche Regelungen, die Böllern deutlich erschweren und einschränken würden“, so Roland Löpke von der Piratenfraktion, der etwa zentrale Feuerwerke in den Innenstädten für „zeitgemäß“ hält.

Geld lieber für andere Zwecke ausgeben

Auch Paul Wood aus dem Vorstand der Wittener Grünen würde die privaten Feuerwerke nicht vermissen: „In Deutschland werden jährlich über 130 Millionen Euro für Feuerwerk ausgegeben. Das führt zu erheblichen Belastungen für Mensch und Tier. Ich würde mich auf jeden Fall freuen, wenn sich viele Menschen in Witten entschließen würden, ihr Geld für andere Zwecke auszugeben.“

Repräsentativ für die Meinung der Wittener Grünen ist Woods Ansicht nicht. Bei dem Ortsverband gibt es ganz unterschiedliche Positionen zu einem möglichen Verbot von Feuerwerkskörpern. Einige sprechen sich laut Wood zwar klar für ein Verbot aus, manche können sich aber auch begrenzte Ruhezonen in der Stadt vorstellen. Andere würden es beim Appel belassen, auf Feuerwerk zu verzichten.

Brauchtum nicht infrage stellen

„Ich kann solche Debatten nicht verstehen“, sagt der FDP-Stadtverbandsvorsitzende Peter Heiner. „Die meisten haben so viel Verantwortungsbewusstsein, dass sie gut mit den Feuerwerkskörpern umgehen können.“ Dieses Brauchtum müsse man „nicht auch noch infrage stellen“, so Heiner.

Auch CDU-Ratsherr Simon Nowack hält von einem grundsätzlichen Verbot nichts: „Ob man das Klima schützt, wenn man einmal im Jahr nicht mehr böllert?“, fragt er. „Was ich aber vom freien und mündigen Bürger erwarte, ist, dass er seinen Dreck nach dem Feuerwerk auch wegräumt.“

Vor allem ein Müllproblem

Gespalten sieht das Thema Ulla Weiß, Sprecherin der Wittener Linken. „Natürlich gibt es genug hungernde Menschen, deswegen sollten wir mit den Raketen verhalten sein.“ Allerdings kann sich Weiß als bekennender Feuerwerk-Fan schlecht vorstellen, ein Verbot auszusprechen. „Auch wenn es mit Blick auf die Feinstaubbelastung besser wäre.“

Für SPD-Fraktionschef Uwe Rath ist der Feinstaub das geringere Problem. In seinen Augen hat sich die Silvester-Knallerei von emissionsstarken Böllern hin zu mehr „farbenfrohen Feuerwerken“ entwickelt. „Es gibt vielmehr ein Müllproblem“, sagt Rath. „Und da kann man nur an den Anstand der Leute appellieren.“ Verbote aussprechen solle man nicht. „Zwischen 12 und 1 Uhr einige Raketen starten zu lassen, halte ich wirklich für kein Problem.“