Witten. . Der Wittener Help-Kiosk bietet Geflücheten seit vier Jahren Unterstützung im Alltag. Aus Sicht der Ehrenamtliche eine Erfolgsgeschichte.

Der Kühlschrank war leer, als Mohammad Khaled seine ersten Weihnachtstage erlebte. Die Flucht vor dem Krieg führte den Syrer im Winter 2015 ins Ruhrgebiet. Hier stand er nun vor verschlossenen Ladentüren. Wie sollte Khaled wissen, dass die Supermärkte über zwei Tage nichts verkaufen? Ohne Sprachkenntnisse, ohne Bekannte vor Ort? Heute sind das die kleinen Tipps, die er anderen gibt, die im Help-Kiosk Orientierung und Unterstützung suchen.

Natürlich nimmt auch der 28-jährige Musiklehrer an den Feierlichkeiten teil, zu denen die städtisch geförderte Anlauf- und Beratungsstelle für Migranten eingeladen hat. Denn der Help-Kiosk feierte jetzt seinen bereits vierten Geburtstag. Helfer und Bürger drängen am Jubiläumstag in das kleine Glashäuschen hinter dem Rathaus, während draußen ein Schauer niederprasselt. Drinnen gibt es Kaffee und Gebäck. Gegrillte Würstchen und Hühnchen werden herumgereicht. Es ist eng, zwangsläufig rückt man hier zusammen.

Auch am Geburtstag werden Probleme gelöst

Der Help-Kiosk feierte mit Freunden und Helfern seinen vierten Geburtstag.
Der Help-Kiosk feierte mit Freunden und Helfern seinen vierten Geburtstag. © Barbara Zabka

Dokumente und Unterlagen wechseln im Kiosk auch an diesem Tag die Hände – offene Fragen, fehlende Unterschriften. Ganz bleibt die alltägliche Hilfe eben auch am Geburtstag nicht aus. „Man kann sich gar nicht vorstellen, was für Probleme hier aufkommen“, sagt Patricia Podolski, die stellvertretende Vorsitzende des Vereins. Auf die bisherige Integrationsarbeit blickt die 35-Jährige trotzdem positiv zurück: „Unter den Geflüchteten in Witten genießen wir einen guten Ruf.“

Nur die Herausforderungen haben sich geändert: Wurde den Geflüchteten bei ihrer Ankunft meistens noch bei der Wohnungs- und Kleidungssuche geholfen, so stehen heute Behördengänge oder Familienzusammenkünfte im Mittelpunkt. Doch die Suche nach einer privaten Unterkunft gestalte sich für Geflüchtete noch immer schwierig, wie Podolski erklärt: „Der Wohnungsmarkt ist hier erschöpft.“

Hier knallen auch mal die Sektkorken

Rund 100 ehrenamtliche Helfer packen mit an

Der Help-Kiosk hat an drei Tagen in der Woche geöffnet. Rund 100 Menschen packen regelmäßig mit an, darunter auch Studierende der Uni Witten-Herdecke mit einem eigenständigen Projekt.

Ehrenamtliche werden weiterhin gesucht, unter anderem für Umzüge und Möbeltransporte. Interessierte können am besten vor Ort vorbeischauen oder sich per Mail melden unter: info@help-kiosk.de

Wie schwierig diese Suche ist, das weiß auch Rami Almansour: „Dank ihnen habe ich eine Wohnung gefunden“, erzählt der Syrer über die Kiosk-Helfer. Als er im Juli 2015 in Witten ankam, halfen sie ihm hier bei der Aufenthaltserlaubnis oder mit den ersten Deutschkenntnissen. Mittlerweile absolviert Almansour eine Büromanagement-Ausbildung.

„Aber einmal im Monat komme ich vorbei“, sagt der 31-Jährige, der dann oft als Dolmetscher für Neuangekommene aushilft. Und wenn so manche Alltagshürden gemeistert sind, knallen auch mal die Sektkorken, wie Almansour erzählt: „Wir feiern Partys, wenn jemand eine Wohnung gefunden hat.“ So knüpfen viele in der gegenseitigen Hilfe auch Freundschaften.