Wetter. . Kinder- und Jugendpsychiatrie des Krankenhauses soll den Jugendlichen auf seine Schuldfähigkeit hin untersuchen.
Im Fall der Jugendbande, die seit mehreren Monaten in Wittens Innenstadt ihr Unwesen treibt, gibt es eine neue Entwicklung. Ein 14-Jähriger aus Wetter befindet sich zur Zeit in der Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie eines Krankenhauses und wird dort begutachtet. Die Polizei geht davon aus, dass er der Haupttäter ist.
Krawall, Sachbeschädigungen, Einbrüche, zuletzt der Diebstahl der Subway-Kasse im laufenden Betrieb: Seit fast einem Jahr halten zehn bis 15 Jugendliche, denen die Taten zugeschrieben werden, die Geschäftsleute im Johannisviertel und am Rathausplatz in Atem. Da Verdächtige teils polizeibekannt sind, aber bisher nach jeder Vernehmung wieder ihren Erziehungsberechtigten überstellt wurden, fühlten sich Leidtragende wie Ratskeller-Gastronom Robin Schmidt zwischenzeitlich auch von den Behörden in Stich gelassen.
Zuletzt haben die Drähte zwischen der Polizei und den Jugendämtern in Witten und Wetter geglüht. Auf Bitte der Jugendbehörde Wetter haben Polizeibeamte den 14-Jährigen Wetteraner, der zuhause nicht zum ersten Mal vermisst gemeldet worden war, am vergangenen Wochenende in Witten aufgegriffen und in eine Kinder- und Jugendpsychiatrie gebracht.
„Wir sind der Meinung: Er ist der Haupttäter“, sagte der Bochumer Polizeisprecher Frank Lemanis. „Damit haben wir den Kopf aus der Gruppe herausgenommen. Wir hoffen, dass damit der Kreislauf der Straftaten durchbrochen ist.“ Die anderen Mitglieder der Gruppe wüssten jetzt, „dass sie unter besonderer Beobachtung stehen.“ Diese sollen fast ausschließlich aus Witten kommen. Der 14-jährige Wetteraner wird bei der Polizei als Intensivtäter geführt. Über 100 Delikte und Straftaten, alle aus dem Jahr 2018, werden ihm angelastet – von Schwarzfahren, Ruhestörung und Sachbeschädigung bis Diebstahl, Körperverletzung, Drogenvergehen und Raubversuch. Die Kreispolizei EN bestätigte, dass der Jugendliche bereits am Hilfsprogramm „Kurve kriegen“, teilgenommen hat, das kriminelle Karrieren früh verhindern soll. Er habe das freiwillige Programm aber wegen mangelnder Mitwirkungsbereitschaft wieder verlassen müssen.
Das Jugendamt Wetter bestätigte auf Anfrage unter Hinweis auf den Datenschutz und die Persönlichkeitsrechte des Jugendlichen lediglich, dass der 14-Jährige schon seit längerem von ihm betreut werde. Es erinnerte außerdem daran, „dass ein 14-Jähriger nicht einfach weggesperrt werden kann“.
Wie andere Stellen bestätigten, wird der Jugendliche in der Klinik intensiv hinsichtlich seiner Schulfähigkeit untersucht. Von dieser ärztlichen Begutachtung, die unter richterlichem Vorbehalt steht, hängt für ihn viel ab. Wird die Schuldfähigkeit festgestellt, muss der 14-Jährige mit strafrechtlichen Konsequenzen rechnen. Ist er schuldunfähig, könnten weitere Hilfen, Therapien oder Betreuungsmaßnahmen angeordnet werden, bis hin zu einer Unterbringung in einer Einrichtung.