Witten. . 600 Läufer aus Witten und Umgebung geben beim 28. Weihnachtslauf des PV-Triathlon alles. Durch den Regen war der wirklich kein Zuckerschlecken.

Da kommt sie angerumpelt, die Weihnachtskutsche, mit „Weihnachtsmann“ und gezogen von vier schnaufenden „Rentieren“. Nur Geschenke hat Stella Herf, 18, keine dabei.

Sie ist triefend nass bis auf die Knochen, es ist verdammt kalt. „Aber tauschen würde ich auch nicht wollen“, sagt sie und schaut etwas mitleidig auf die Mannschaft, die sie gerade viereinhalb Kilometer durch die Wittener Innenstadt gezogen hat: Paul Schulte, David Aufermann, Daniel Miller und Arben Smajlji, schwarze Trikots, klatschnass, aber halbwegs warm.

„Der Lauf ist quasi schon eine kleine Abi­prüfung“

Das Weihnachtskutschen-Team kommt vom Sport-Leistungskurs der Holzkamp-Gesamtschule. „Der Lauf ist quasi schon eine kleine Abi­prüfung“, erzählen sie und sehen dabei kein bisschen müde aus.

Stella Herf hat sich vor einigen Wochen beim Volleyballspiel verletzt und konnte deshalb nicht beim 28. Wittener Weihnachtslauf des PV-Triathlon mitmachen. Deshalb trieben die Mitschüler kurzerhand einen kleinen Pferdewagen auf und kutschierten die Verletzte wortwörtlich durch den Marathon.

Mit einer Kutsche wurde Stella Herf über die Strecke geschoben.
Mit einer Kutsche wurde Stella Herf über die Strecke geschoben. © Jürgen Theobald (theo)

Eine Frau in pinkem Trikot will die Kurve am Ende der Bahnhofstraße eng nehmen und rutscht mit ihren weißen Schuhen volle Kanne auf der Straßenbahnschiene aus - nichts passiert. Nein, mit dem Wetter hatte man kein Glück. Und dabei fing es gar nicht schlecht an. Zu Beginn des Marathons, bei dem sich vorab knapp 600 Läuferinnen und Läufer aus Witten und dem Umland angemeldet hatten, war die Wetter-Welt noch in Ordnung.

„Zwei laufen sogar die viereinhalb Kilometer“

Andreas Brück leitet nicht nur die Sport-AG der Kämpenschule, sondern hat es auch geschafft, 16 seiner Schüler für den eineinhalb Kilometer langen Jugendlauf zu motivieren. „Zwei laufen sogar die viereinhalb Kilometer“, erzählt Brück. Noch nieselt es nur leicht, Brück schwört seine Schützlinge ein letztes Mal auf die Herausforderung ein. „Wir machen jede Woche Lauftraining, um unsere Ausdauer zu verbessern“, sagt er und versammelt die 16 Schüler um sich herum. 20 Minuten später ist Bastian Krieger, ein Schüler der Kämpenschule, blaues Trikot mit weißer Schrift, fix und fertig.

Mutter Jennifer nimmt den 17-Jährigen in den Arm. „Toll gemacht“, ruft sie ihm ins Ohr. Bastian schnauft schwer, den Kopf nach unten gehalten. Dann ein Blick aufs Handgelenk. „11.320 Schritte.“ Da ist das erste Lächeln auf seinem Gesicht. Startnummer 852, aber gefühlt der Allererste. „Ein super Gefühl, übers Ziel zu kommen.“

Auch die Bambini gaben alles.
Auch die Bambini gaben alles. © Jürgen Theobald (theo)

Kurz danach schüttet es. Die meisten Zuschauer suchen unter Dächern der Geschäfte Unterschlupf, einige ganz Hartgesottene stehen in der Bahnhofstraße und feuern die Läufer lautstark an. „Super klasse. Das sieht wunderschön locker aus bei dir“, ruft Nils Brüchert-Pastor vom Straßenrand seinem Mannschaftskollegen zu, der sich die quälend lange Steigung auf der Bahnhofsstraße hocharbeitet. Bei ihm selbst sieht das Stehen mittlerweile nicht mehr so „wunderschön locker“ aus: Er reibt sich die Hände, verlagert sein Gewicht von einem Bein auf das andere. „Das ist scheiße kalt“, ruft ihm ein völlig durchnässter Teamkamerad entgegen. „Dann musst du schneller laufen!“

„Ich hatte Angst, dass mein kleiner Rudolf runterfällt“

Ganz anders bei denen, die gut geschützt durch ihre Verkleidung sind. „Wir sind Little Rudolf und Running Christmas Tree.“ Isabella Turek und Knut Müller, beide 25, stehen am Ziel, den dampfenden Glühwein in der Hand. „Eher Glühtee“, korrigiert er, mit Weihnachtsbaumkostüm. „Und das saugt sich voll.“ Isabella hat hingegen andere Probleme: „Ich hatte die ganze Zeit Angst, dass mein kleiner Rudolf runterfällt.“ Sie deutet auf ihr Rentiergeweih.

Das sind die Gewinner des Weihnachtslaufs 2018

Das sind die Gewinner des Weihnachtslaufs 2018:

Schülerlauf (1 km) 1. Cassandra Müller, LGO Dortmund, 3:58 min
2. Fabian Heimers, BSV Schüren, 4:08 min
3. Julian Müller, GSG-Lauf-Team, 4:09 min

Jugendlauf männlich (1,5 km)
1. Lukas Meckel, Holzkamp-Gesamtschule, 4:45 min
2. Fabian Zagromski, 5:27
3. Simon Seher, HGE, 5:28

Jugendlauf weiblich (1,5 km) 1. Emma Fahrenson, PV-Triathlon, 5:24 min
2. Lilly Kemper, HGE, 5:28 min
3. Marie Meyer-Piton, HGE, 5:29
Jedermannlauf (4,5 Km) 1. Luca Fahrenson, PV-Triathlon Witten, 14:51 min
2. Mathias Groll, PV Witten, 15:19
3. Max Meckel, PV Witten, 15:26
Hauptlauf (10 km) 1. Jörg Heiner, SG Wenden, 32:54 min
2. Till Schaefer, PV-Triathlon, 34:20 min
3. Stephan Duggaw, SF Ennepetal, 34:41

Staffellauf (1 x 2,5 + 5 x 1,5 km)
1. Triathlon Team TG Witten, 33:36
2. Berufsfeuerwehr Witten, 37:16
3. Pace Pack Runners, 37:33 min

Zum Abschluss des Weihnachtslaufes kommen die Profis, die Berufsläufer – und viele, die ganz kurz davor sind – und wagen den berüchtigten Hauptlauf. Zehn Kilometer Wasserschlacht, bei jedem Schritt spritzen die Pfützen auf die Gehwege. Die Wittenerin Monika Knufinke muss nach vier von fünf Runden aufgeben. „In der dritten Runde fing es an, in der Wade zu ziehen.“ Jetzt kann sie kaum noch richtig gehen, die 76-Jährige. Jahrgang 1942. „Normalerweise schaffe ich es immer.“