witten. Er selbst fährt für sein Leben gern Rad. Dieser Leidenschaft hat Frank Lojda letztendlich den Weg aus der Langzeitarbeitslosigkeit zu verdanken.

In der Radstation, die inzwischen in den Keller des Hauptbahnhofs gezogen ist, muss Leiter Frank Lojda höllisch aufpassen. Schließlich will sich der gebürtige Wetteraner (53) nicht den Kopf an der niedrigen Decke stoßen. Das kann bei 2,10 Meter Körpergröße schnell in den Katakomben passieren. Hoch genug waren jetzt zum Glück die Räume im Medienhaus, wo ihn Redakteur Jürgen Augstein-Peschel für die neue Serie „Auf einen Kaffee!“ zu einem Gespräch über Länge, das Radfahren, Arbeitslosigkeit und privates Glück empfing.

Haben Sie mit Ihren 2,10 Meter eigentlich mal Basketball gespielt?

Lojda: Nein, das war in meiner Jugend nicht so verbreitet. Damals spielte man eher Fußball oder Handball. Basketball war noch eine Randsportart. Ich bin dafür immer schon gern Rad gefahren.

Erinnern Sie sich an Ihr erstes Rad?

Das war ein Bonanza-Fahrrad in Orange mit dem berühmten Bananensattel, Chopper-Lenker und Dreigang-Knüppelschaltung. Da zahlt man heute richtig Geld für.

Wie war Ihre Jugend, wo sind Sie „groß“ geworden?

Ich hatte eine normale schöne Kindheit. Mein Vater war Kraftfahrer im Nahverkehr, meine Mutter erst Hausfrau, später Maschinenarbeiterin. Ich hatte ein liberales Elternhaus. Das Gymnasium hab’ ich in der zwölften Klasse abgebrochen, weil ich arbeiten wollte.

Also eigenes Geld verdienen?

Ja. Ich hab’ eine Ausbildung zum Garten- und Landschaftsbauer angefangen, musste sie aber aus körperlichen Gründen wieder abbrechen, weil ich von Geburt an unter einer genetisch bedingten Krankheit leide, dem Marfan-Syndrom.

Was ist das?

Das ist ein Defekt, der das Bindegewebe im ganzen Körper schädigt. Dies führt unter anderem zu diesem typischen Körperwuchs, lang und dünn. Weil die Gefahr besteht, dass die Aorta reißt, also die Hauptschlagader, wurde ich 2009 operiert und der obere Teil durch eine Prothese ersetzt. Ich nenne sie meinen Gardena-Gartenschlauch.

Wie stark hat diese Krankheit Ihr Leben beeinträchtigt?

In der Jugend schon stark. Ich war körperlich nicht so leistungsfähig und in der Pubertät hatte ich es bei den Mädchen schwerer.

Haben Sie gelernt, mit dieser Krankheit umzugehen?

Oh ja. Je älter man wird, um so besser geht es. Ich habe seit vier Jahren eine Lebenspartnerin, mit der ich auch zusammenwohne.

Wie kamen Sie zur Radstation?

Ich hatte erst eine kleine Kneipe, die „Perle“ in Wetter, später habe ich noch eine Ausbildung zum Medizinisch-Technischen Radiologieassistenten gemacht. Nach vier Jahren Arbeit im Klinikum Dortmund wurde ich wegrationalisiert.

Dann waren Sie arbeitslos?

Ja, insgesamt sechs Jahre, bis ich 46 wurde. Durch Zufall hat mich meine Sachbearbeiterin im Jobcenter dann mal mit dem Fahrrad gesehen und mir einen Ein-Euro-Job in der Radstation vorgeschlagen.

. . . die Sie inzwischen leiten.

Ja, ich hatte mich so gut eingearbeitet, dass ich 2012 eingestellt wurde und die Leitung übernommen habe. Seit 2014 habe ich eine unbefristete Stelle.

Was mögen Sie an Ihrer Arbeit?

Mir gefällt die Fahrradtechnik und das Thema Tourismus, auch der Kontakt mit Kunden und Mitarbeitern. Die Wabe als Betreiberin beteiligt mich an allen Entwicklungen zusammen mit Geschäftsführer Thomas Strauch. Wir haben etwa beispielsweise den Gepäcktransport für Radtouristen auf dem Ruhrtalradweg übernommen und inzwischen auch deutlich mehr Mieträder.

Was wünschen Sie sich zu Weihnachten, Herr Lodja?

Gesundheit und dass es so weitergeht wie in den letzten Jahren, beruflich und privat. Ich geh’ in meinem Job auf, auch mit den vielen unterschiedlichen Charakteren hier in der Radstation, und bin mit meiner Partnerin glücklich.