. Verkäuferin Pia Ikonomidis und Einzelhandelskaufmann Simon Sommer bestehen ihre Prüfungen mit „sehr gut“. Sie loben die Ausbildung bei Lidl.
Alljährlich ehrt die Industrie- und Handelskammer ihre Prüfungsbesten. Die meisten (nämlich acht) Einser-Azubis in der Region stellt dabei die Supermarktkette Lidl. Dort arbeiten auch Pia Ikonomidis (22) und Simon Sommer (28). Die beiden Wittener widerlegen alle Klischees von der Arbeit beim Billig-Discounter: die Ausbildung sei vielfältig, biete gute Aufstiegschancen, ein klasse Team-Gefühl – und wird sehr gut vergütet.
Janina Deger, die erst 29-jährige Verkaufsleiterin der Lidl-Märkte in Witten, Bochum, Hattingen und Sprockhövel, kann jedes Jahr aus einer hohen Zahl an Bewerbern auswählen, denn die Ausbildung genieße einen guten Ruf. Pia Ikonomidis kam 2016 und Simon Sommer 2015 zum Probearbeiten. „Die ersten beiden Wochen liegt man abends halb tot auf der Couch von der körperlichen Arbeit“, weiß Deger aus eigener Erfahrung. „Aber dann gewöhnt sich der Körper daran.“ Mittlerweile trainieren Pia und Simon schon für ihre weitere Karriere.
Schichtbeginn ist um 6 Uhr morgens
An diesem Tag haben beide ihre Schicht um 6 Uhr morgens begonnen. Bis der Supermarkt um 8 Uhr öffnet, werden Obst und Gemüse aufgefüllt, das Frischfleisch oder die Backwaren. Wenn die Kunden kommen, sollen nicht mehr so viele Paletten im Weg stehen. Simon Sommer kennen viele Annener Kunden. „Na Simon, wie war das Wochenende“, fragt ein älterer Herr. „Der Sonntag war gut“, sagt Simon dann, denn im Einzelhandel hat man teilweise auch samstags Schicht. Aber wer ab 6 Uhr einräumt, Preisschilder anbringt, Bestellungen aufgibt oder Waren an der Kasse scannt, hat um 14.15 Uhr schon Feierabend.
Es gebe stressige und ruhige Tage, erzählt Verkäuferin Pia. Wenn es die Schnäppchen gibt, also montags und donnerstags, „ist es voll. Und richtig voll am Freitag und Samstag.“ Die junge Frau machte erst am Berufskolleg einen Fachhochschulabschluss. Inzwischen ist sie in einer Filiale in Bochum-Stahlhausen eingesetzt.
Wie stapelt man rückenfreundlich Dosensuppen?
Für eine Ausbildung bei Lidl habe sie sich entschieden wegen der „guten Chancen, sich hocharbeiten zu können“. Die Ausbildung sei gut gegliedert: Nach zwei Jahren hat man den Abschluss als Verkäuferin in der Tasche, nach drei Jahren den zur Einzelhandelskauffrau. Wer weitermachen will, kann Schulungen sich bis hin zum Studienabschluss belegen. „Wir bauen auf unsere Azubis“, sagt Janina Deger. „Wer den Laden von klein auf kennt, ist eine bessere Führungskraft als jemand, der von außen kommt.“
Neben der Berufsschule gibt es mehrwöchige Seminare des Unternehmens. Etwa Ergonomieschulungen – wie stapelt man rückenfreundlich Dosensuppen? Sogar Ernährungsberatungen gibt es, die Mitarbeiter sollen ja fit bleiben. Und man könnte eine Zeit ins Ausland gehen, denn Lidl verkauft seine Waren in vielen Ländern.
Digitale Preisschilder gewünscht
Simon Sommer kam über Umwege zu seiner Ausbildung – begonnen hat er zum Beispiel ein Psychologiestudium. Ihm gefällt, dass er schon ab dem ersten Lehrjahr viel Verantwortung übernehmen konnte. Er lobt, „in der Unternehmensstruktur gibt es ein faires Miteinander, da ist Teamgeist gefragt.“ Das i-Tüpfelchen sei das gute Azubi-Gehalt nebst Weihnachts- und Urlaubsgeld. Nun will er sich zum stellvertretenden Filialleiter weiterbilden lassen.
Wenn sie Chef wären, was würden sie bei Lidl ändern? Bei dieser Frage müssen die Super-Azubis lang überlegen. „Digitale Preisschilder wären eine enorme Zeitersparnis“, schlägt Simon Sommer vor. Pia Ikonomidis würde Schilder anbringen zu den Dingen, die eine Lidl-Verkäuferin täglich am häufigsten gefragt wird: Wo sind die Eier/die Kondensmilch/die Schlagsahne/der Schmand. „Man bräuchte ein riesiges Schild, auf dem steht: Und hier ist die Hefe!“
>> Diese Wittener haben ihre Ausbildung mit Bestnote bestanden
1802 junge Frauen und Männer haben in diesem Jahr bei der IHK Mittleres Ruhrgebiet ihre Abschlussprüfung abgelegt. 1624 haben bestanden, 117 von ihnen mit Bestnote:
Joana Becker (Bankkauffrau bei der Sparkasse Bochum), Pia Christina Ikonomidis (Verkäuferin, Lidl-Filiale in Bochum), Marc-Simon Sommer (Kaufmann im Einzelhandel, Lidl Annen), Henning Lammers (Kaufmann im Großhandel, Heinz Knust GmbH Herne). Sowie Mirjam Klein (Kauffrau für Büromanagement, Frielinghaus Schüren Architekten), Maja Klyscz (Automobilkauffrau, WH Autozentrum), Pia Kratschmer (Kauffrau im Einzelhandel, Bauhaus) und Saskia Modlich (Verkäuferin, Schuhgeschäfte Voswinkel, Filiale Wuppertal).
Außerdem Dominik Jakubowski (Industriemechaniker, Deutsche Edelstahlwerke), Fabian Przygoda (Verfahrensmechaniker, Friedr. Lohmann), Lars Schindler (Industriemechaniker, J.D. Neuhaus) und Brian Sieweke (Industriemechaniker, Ruhrpumpen).