Witten. . Das Tanztheater Abrakadabra wird 25 Jahre alt und feiert seinen Geburtstags mit zwei Shows im Saalbau. Zurzeit wird täglich geprobt.

Noch ist es ruhig im Gemeindezentrum an der Oberkrone und die Trainerinnen sitzen zwischen Kartons von Stoffresten, Tischen voller Deko und Kostümen, um sich zu besprechen. Gleich kommen die kleinen Tänzer, die in diesen Tagen täglich für die beiden großen Auftritte proben: Denn das preisgekrönte Tanztheater Abrakadabra wird 25 Jahre alt und feiert das mit zwei großen Shows im Saalbau.

Die Tanzgruppe existiert seit 1993 und ist Teil der Ev. Trinitatisgemeinde. Gegründet haben Abrakadabra Julia Kast und Elisabeth Hieb, zwei sogenannte Russlanddeutsche. Ihre erste Zeit in Deutschland war nicht einfach, da half es, die Gefühle im Tanz auszudrücken – zumal alle in Russland künstlerisch ausgebildet worden waren. Elisabeth Hieb erzählt, dass sie zuerst auf Straßenfesten aufgetreten sind: „Wir hatten einen Linoleumteppich, den haben wir ausgerollt darauf getanzt. Die Kinder haben uns danach ihre Hände gezeigt. Die waren ganz staubig.“

 Auch diese Szene stammt aus „Elementar“   
 Auch diese Szene stammt aus „Elementar“    © Leopold

Nach ihrem ersten Auftritt im Saalbau nahm das Projekt Fahrt auf. Durch ganz NRW sind sie gereist und bekamen sogar vom damaligen Bundespräsidenten Johannes Rau einen Integrationspreis. Julia Kast: „Die Kinder waren in Russland auf Mathematikschulen, weil sie so schlau waren und landeten hier zuerst in der Hauptschule wegen der Sprache. Da haben sie sich wie hässliche Entlein gefühlt. Auf der Bühne wurden sie dann vom kleinen Entlein zum strahlenden Schwan.“

Viele Tänzer haben als Fünfjährige angefangen haben und sind jetzt Ende zwanzig. Jedes Mal, wenn jemand wegen des Studiums oder eines Umzugs weggeht, bricht es ihnen fast das Herz, erzählen die Trainerinnen, denn sie empfinden sich als eine große Familie.

Großes Repertoire

Dabei sind längst nicht nur Russlanddeutsche dabei. „Wir nehmen alle Kinder. Egal woher, egal ob dick oder dünn. Hauptsache, sie sind motiviert, zu tanzen.“ So sind die Reihen bunt gemischt mit türkischen, polnischen oder irakischen Kindern. Irene Frank verstärkte das Team. Der Tanz wurde ergänzt durch Gedichte und Schauspieleinlagen. „Manche Kinder singen auch wunderschön.“

Der Nachwuchs: Merle vom Tanztheater Abrakadabra während der Generalprobe im Gemeindezentrum an der Oberkrone.
Der Nachwuchs: Merle vom Tanztheater Abrakadabra während der Generalprobe im Gemeindezentrum an der Oberkrone. © Bastian Haumann

Und so war es nach 25 Jahren nicht einfach, sich für ein Programm zu entscheiden. So ein großes Repertoire haben sie, dass die Gruppe nun an zwei Abenden im Saalbau auftritt. Am 8. Dezember gibt es ein Potpourri aus verschiedenen Tänzen. Am 7. Dezember kommt ein Herzensprojekt von Julia Kast auf die Bühne: „Elementar“ handelt von vier Prinzessinnen, die als Kinder getrennt wurden. Die Erde, die Luft, das Wasser und das Feuer wollen den Thron erben. Erst kämpfen sie gegeneinander, doch dann erkennen sie: gemeinsam bilden sie eine Einheit. „Bei dem Märchen hat man die ganze Zeit Gänsehaut.“

Märchen sorgt für Gänsehaut

Auch wenn einige Stücke bereits aufgeführt wurden, sei es doch jedes Mal anders. „Und die Kinder wachsen auch“, stöhnt Julia Kast, als sie feststellt, dass sie bei den Kostümen wieder ein Stück Saum herauslassen muss.

Eine tolle Überraschung für die Trainerinnen ist es, dass auch die Mütter etwas auf die Bühne bringen wollen. Unterstützt werden sie von Choreographin Natalia Cravo-Ferreira. Die ältesten auf der Bühne werden die Omas mit weit über siebzig Jahren sein, die mit ihren Enkeln auftreten. Geprobt wird eifrig, weiß Lisa Hieb. „Und jetzt haben sie schlimmen Muskelkater.“

>> Zwei Aufführungen im Dezember

Abrakadabra tritt am 7. und 8. Dezember im Saalbau auf. Eintritt: 10 €. Für die Samstagsvorstellung sind schon fast alle Karten ausverkauft. Voranmeldungen deswegen bei Julia Kast 25371. Für die Vorstellung des Märchens „Elementar“ am Freitag gibt es noch Karten.

Abrakadabra hat Gruppen für Zwerge, Mädchen, Teenager und Erwachsene. Tanzbegeisterte Jungen und Mädchen ab vier Jahren werden immer im September aufgenommen.