Witten. . Die Fünftklässler wird mit iPads lernen. Die Rechner sollen Bücher nicht ersetzen, sondern ergänzen. Sie bieten neue Möglichkeiten im Unterricht.

Bilingual, Streicher- oder Sportlerklasse: Möglichkeiten gibt es viele für Schüler, die aufs Gymnasium wechseln. Jetzt kommt in Witten eine neue dazu. Das Ruhr-Gymnasium bietet ab dem kommenden Schuljahr eine iPad-Klasse an.

Auch interessant

Tablet-Computer statt Schulbuch? Nein. Die iPads sollen im Unterricht ergänzend eingesetzt werden. „Die Pädagogik hat immer noch Vorrang vor der Technik“, versichert die kommissarische Schulleiterin Kerstin Peters. Es gehe auch nicht darum, Buchseiten einfach nur auf dem Rechner zu lesen, sondern vielmehr um die neuen Inhalte, die viele Verlage inzwischen zur Verfügung stellen würden.

„Wir können in Kunst durch ein Museum schlendern“

Denn die Tablets bieten Möglichkeiten, die es so bislang nicht gab. Die Schüler können etwa individuell nach ihren Fähigkeiten und Neigungen Übungen zum Lernstoff bearbeiten oder gemeinsam Inhalte erstellen, die dann auf die Lernplattform hochgeladen werden. Aber auch das ist möglich: „Mit der 3-D-Brille können wir in Kunst durch ein Museum schlendern, den brasilianischen Urwald erkunden oder uns im Orchester ,neben’ einen Musiker setzen – ohne den Klassenraum zu verlassen“, so Peters. „So nah dran waren wir noch nie.“

Die kommissarische Schulleiterin Kerstin Peters freut sich über die neuen iPads
Die kommissarische Schulleiterin Kerstin Peters freut sich über die neuen iPads © Jürgen Theobald

Die Idee zu der iPad-Klasse entstand vor gut zwei Jahren. Die Musiklehrer Amelie Klinger und Steffen Wardemann schlugen vor, Tablets im Unterricht einzusetzen und stießen im Kollegium auf offene Ohren. „Alle waren gleich sehr aufgeschlossen“, so die Initiatorin. Zunächst wurden 30 Tablets angeschafft, die schnell nicht nur in Musik, sondern auch in den anderen Fächern eingesetzt wurden. Mit Fortbildungen in der Schule wurden die Lehrer fit für den Einsatz der Geräte gemacht.

Die Wlan-Ausstattung wurde verbessert

Der Erfolg führte zum nächsten Schritt: die Tablet-Klasse mit einem eigenen Gerät für jeden Schüler. Mit diesem Konzept habe sie bei der Stadt offene Türen eingerannt, so Peters. Die Verwaltung habe gleich Unterstützung zugesichert und die Strukturen geschaffen, die für die Technik nötig sind. Die Wlan-Ausstattung wurde verbessert, vier Piloträume mit Whiteboard, Beamer und Boxen wurden geschaffen.

Informatiklehrer Steffen Wardemann zeigt Isabelle,  Lany, und Kiara, (v.l.) einige Tricks beim Unterricht mit dem Tablet-Computer.
Informatiklehrer Steffen Wardemann zeigt Isabelle, Lany, und Kiara, (v.l.) einige Tricks beim Unterricht mit dem Tablet-Computer. © Jürgen Theobald

Auch bei den Eltern der kommenden Fünftklässler kommt die Idee offenbar an. Beim Tag der offenen Tür habe es einen großen Zulauf bei den Info-Veranstaltungen dazu gegeben, so Klinger. Auch Kritik sei laut geworden. „Aber ich glaube, wir konnten den Eltern manche Ängste nehmen.“ So werde die Sicherheit groß geschrieben: Auf den Tablets wird es getrennte Bereiche für Schule und Privates geben. „So können Eltern etwa Spiele oder Datennutzung sperren, die Kinder können aber trotzdem Hausaufgaben machen“, erklärt Wardemann. Die Geräte werden technisch von der Schule betreut, das Netzwerk stellt die Stadt.

2020 könnte es mehrere Tablet-Klassen geben

Die Lehrer haben keinen Zweifel, dass sich genügend Schüler für die neue Projekt-Klasse anmelden werden. „Vermutlich werden es eher zu viele.“ Dennoch werde man mit nur einer Klasse im Jahrgang starten. „Wir wollen es ja gut machen“, so Peters. Nach einem Jahr werde dann geschaut, wie das Projekt gelaufen ist. War es erfolgreich, könnte es 2020 eine oder mehrere weitere iPad-Klassen geben. Lehrer, die mitmachen wollen, haben sich jedenfalls schon genügend gemeldet. Aber auch wenn nicht: Die Klasse, die jetzt startet, wird mit den Tablets auf jeden Fall weiterarbeiten dürfen.

Erster Preis beim „Mint-ovate“-Wettbewerb

Noch ein zweites Projekt von Amelie Klinger hatte Erfolg. Die Lehrerin entwickelte die Idee, dass Sechstklässler des Ruhr-Gymnasiums (RGW) Erklärvideos für Viertklässler erstellen könnten. Damit bewarben sich die beteiligten Schulen – neben RGW auch die Vormholzer Grundschule und die Bruchschule – beim „Mint-ovate“-Wettbewerb von Talent-Metropole Ruhr und Uni Duisburg-Essen und holten prompt den ersten Preis.

 Die Sechstklässler des Ruhr-Gymnasiums durften mit ihren Lehrern zur Preisverleihung nach Essen reisen. 
 Die Sechstklässler des Ruhr-Gymnasiums durften mit ihren Lehrern zur Preisverleihung nach Essen reisen.  © UDE

So funktioniert das Projekt: Per Skype-Konferenz können die Grundschüler den Älteren Fragen stellen. Die Themen reichen dabei von Hilfe bei Textaufgaben bis zur Erklärung, wie eigentlich das Internet entstanden ist. Gemeinsam mit ihren Lehrern überlegen die Gymnasiasten aus dem leistungsstarken „Forderkurs“, wie die Antworten umgesetzt werden können und erstellen dazu die Videos. Die werden von den Grundschülern begutachtet – und müssen dann abgeändert werden.

Die Fachjury lobte besonders die Rolle der Lehrkräfte

Diese Idee zur Verbesserung des Mint-Unterrichts überzeugte die Jury. Grundschüler wie Gymnasiasten würden so Medienkompetenz und die Auseinandersetzung mit den Inhalten lernen, außerdem werde der Übergang zur weiterführenden Schule erleichtert.

Die Fachjury lobte besonders die Rolle der Lehrkräfte, die als schulformübergreifendes Team zusammengearbeitet hätten. In einer Feierstunde in Essen überreichte Schulministerin Yvonne Gebauer den Preis: eine mehrtägige Arbeitstagung in Berlin, um das Projekt professionell weiterzuentwickeln.