witten. . Sonst sind es eher Bananenkisten, die verdächtig sind. Diesmal steckte die Überraschung in einem Karton aus China: Spinnenalarm in Witten!
Das ist Horst Paulsmann* in 34 Jahren noch nicht passiert. Dabei hat der Mitarbeiter einer Firma für Haus- und Gartenzubehör schon viele Kartons aus China ausgepackt. Diesmal saß eine Spinne drin, „so groß wie ein Bierdeckel“.
Dem 54-Jährigen fuhr am Dienstagmorgen ein gehöriger Schreck in die Glieder. „Ich habe mich erschreckt, weil da irgendwas drin war.“ Da wusste der Wittener noch nicht, dass dieses etwas zwei Fühler und acht Beine hatte. „Ich habe erst die erste Lage Pappe mit Material entfernt und war gerade dabei, die zweite herauszunehmen, als ich einen Schatten sah und dass sich etwas bewegte“, schildert Paulsmann den Moment in einer Werkshalle vor der Entdeckung des blinden Passagiers.
Vorsichtig nahm er den letzten Rest Pappe aus dem Karton – und dann sah er sie, die Krabbenspinne aus China, die sich beim Verpacken von Kunststoffteilen für den Wittener Betrieb in den großen Karton geschmuggelt hatte und nun blitzschnell über den Boden der Kiste flitzte.
Schnell noch ein Foto mit dem Handy gemacht
Paulsmann, der sich selbst für „besonnen“ hält und den so schnell nichts erschüttern kann, machte sogar noch ein Handy-Foto von dem grau-braunen Gast aus Fernost, bevor er den Karton schnell wieder zuklappte, die Kollegen alarmierte und die Feuerwehr rief. Damit die Spinne nicht ausbüxen konnte, wurden sämtliche Öffnungen mit Paketkleber verschlossen.
Bevor nun die Tierschützer aufstöhnen: Sorgen, dass das Tier hätte ersticken können, machte sich Paulsmann nicht. „Es hatte den Seeweg von China überlebt, da würde es wohl auch noch bis zum Eintreffen der Feuerwehr genug Luft bekommen.“
Giftig oder nicht? Selbst der Experte war nicht sicher
Die Retter nahmen den großen Karton mit zur Hauptwache und zogen einen Experten zu Rate. Schließlich wusste bis zur Stunde niemand, ob die Spinne mit einer Spannweite von knapp zehn Zentimetern giftig war oder nicht. Selbst der herbeigerufene Feuerwehr-Fachberater Roland Byner (54) war sich nicht sicher. „Denn chinesische Spinnen sind eher selten, selbst auf den Börsen in Europa. Da hole ich lieber eine zweite Meinung ein.“
Er schickte einem befreundeten Biologen ein Foto von der Spinne und der bestätigte: Es handele sich um eine Krabbenspinne aus Südchina. „Typisch ist, dass sie ihre Beine und Fühler mehr wie ein Krebs zur Seite als nach vorne ausstreckt“, sagt Byner. Erst als klar war, dass sie nicht giftig ist, konnte er sie vorsichtig mit einem Glas aus dem Karton bugsieren.
Bei dem Wittener Gartenzubehörbetrieb ist man nun besonders vorsichtig, wenn Ware aus China ausgepackt werden muss. Der Chef will jetzt noch ein Wörtchen mit dem Lieferanten sprechen.
*Name geändert