Witten. Eine Tankstelle in Witten musste am Montag bereits vorzeitig schließen. Auch die Preise für Benzin und Diesel sorgen für Ärger.
Am Montagabend ging nichts mehr. Die SB Tankstelle an der Hörder Straße in Stockum war im wahrsten Sinne des Wortes leergelaufen. Kein Diesel, kein Super mehr. Ute Wörmann musste bereits um 18 Uhr – drei Stunden früher als üblich – schließen.
Seit 1975 arbeitet die Betreiberin der Tankstelle bereits dort. „Das habe ich aber noch nicht erlebt“, erzählt sie auch von finanziellen Einbußen, die die vorzeitige Schließung mit sich bringt. Dass es eng werden könnte, hatte Wörmann allerdings schon am Wochenende geahnt.
Aufgrund des niedrigen Wasserpegels im Rhein können die aus Rotterdam kommenden Frachtschiffe nicht mehr die üblichen Mengen an Kraftstoff beladen. Ein Tribut des ungewöhnlich warmen und trockenen Sommer – das nun vor allem bei kleineren Tankstellen für Versorgungsengpässe sorgt.
Kopfschütteln und Unverständnis
Bei dem ein oder anderen Kunden sorgte die Nachricht des fehlenden Sprits am Montagabend für Kopfschütteln und Unverständnis. Wie die Tankstellen Diesel und Benzin überhaupt beziehen, scheint mancher gar nicht auf dem Schirm zu haben. „Wieso ist das Wasser ein Problem?“, durfte sich Ute Wörmann häufiger anhören.
In den nächsten Tagen könnte es zu weiteren Engpässen kommen. Am Mittwochvormittag ist der Tank mit dem Super-Benzin bei Ute Wörmann nur noch zu 18 Prozent gefüllt, das sind rund 5340 Liter. In die Behälter passen üblicherweise 30.000 Liter. „Diesel ist noch reichlich da“, quält sich die Betreiberin zu einem Lächeln. Wann neue Lieferung eintritt? Das weiß sie selber nicht. Wenn ein Tanklaster kommt, werden die Behälter zurzeit allerdings auch nicht vollgemacht, sondern der Sprit auf verschiedene Tankstellen verteilt.
Shell und Aral haben kaum Probleme
Andere Wittener Tankstellen blieben bisher vom Kraftstoffmangel weitestgehend verschont. Gerade die großen Ketten wie Shell oder Aral sind noch nicht in Gefahr, trocken zu laufen. „Wir haben das Thema natürlich im Blick, aber wir werden ganz normal beliefert“, sagt Shell-Mitarbeiterin Yvonne Bencic. Die Probleme werden anderswo deutlich – nämlich beim Preis.
Nach Einschätzung des Automobilclubs ADAC war der Oktober „der teuerste Tankmonat seit Jahren“. Preise von über 1,50 Euro pro Liter Benzin sind die Regel. An der Bochumer Straße kletterte der Zähler am Mittwochmittag sogar bis auf 1,62 Euro, der Dieselpreis stand bei 1,48 Euro. „Natürlich meckern die Kunden“, sagt Yvonne Bencic, die keinen Einfluss auf die Preisgestaltung hat. So geht es auch Ute S. von der Aral-Tankstelle an der Sprockhöveler Straße. „Wer tanken muss, bezahlt die Preise. Wer warten kann, kommt zu anderen Zeiten wieder“, hat sie festgestellt.
„Preise von über 1,50 Euro sind schon happig“, findet auch Ute Wörmann, aber „es geht um Angebot und Nachfrage“. Trotz der hohen Preise herrscht in ihrer Tankstelle am Mittwoch reger Publikumsverkehr. „Die Kunden tanken teilweise zur Sicherheit voll“, erklärt sie. Denn eines ist klar: „Ohne Regen gibt es erst einmal auch keine Entspannung.“
Strategische Ölreserven sind bereits freigegeben
Aufgrund der niedrigen Pegelstände auf Transportstrecken wie dem Rhein, hat Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) die strategischen Ölreserven bereits vor rund zwei Wochen freigegeben.
Das geschah erst zum vierten Mal. Die Reserven sollen im Krisenfall eine Vollversorgung für 90 Tage gewährleisten.