WitTen. . Christian Adams ist seit drei Monaten Chef der Wittener Werkstadt. Der 51-jährige Dortmunder: „Wir müssen mehr Geld verdienen.“

Im August war Stabübergabe. Der bisherige Werkstadtleiter Benjamin Jecht ging – „einvernehmlich“, so der Trägerverein der Werkstadt. Sein Nachfolger wurde der Dortmunder Diplom-Pädagoge Christian Adams (51), der zuletzt Geschäftsführer der ZWAR-Zentralstelle NRW in Dortmund war. Diese unterstützt Kommunen beim Aufbau einer Infrastruktur für Gruppen, in denen sich Menschen ab 55 treffen können. Um Freizeitgestaltung geht es auch in der Wittener Werkstadt. Ein Gespräch mit Christian Adams über seine schöne neue, aber auch schwierige Aufgabe. Denn die Werkstadt muss sich, um auch in Zukunft wirtschaftlich zu arbeiten, neu aufstellen.

I hr Jahresprogramm 2019 steht schon weitgehend, wie man auf Ihrer Internetseite sieht.
Christian Adams (lacht): Zum Glück muss ich nicht alles alleine machen. Wir haben hier 13 fest angestellte Mitarbeiter, zusammen mit den freien sind es rund 40. Für die Partys, das Comedy- und Kabarett-Programm zum Beispiel ist bei uns Marcus Grabowski zuständig. Ich hatte in meinen ersten drei Monaten alle Hände voll damit zu tun, einen Überblick zu gewinnen, auch interne Abläufe kennenzulernen.

2017 hat die Werkstadt ihr 40-jähriges Bestehen gefeiert. Schon Ihr Vorgänger Benjamin Jecht hat betont, dass man sich für die Zukunft anders werde aufstellen müssen. Weil das soziokulturelle Zentrum auch Geld verdienen muss.
Ja. Früher funktionierten zum Beispiel unsere Ü30-Partys gut, damit wurde Geld verdient. In den 80er und den 90er Jahren hatten Partys einen ganz anderen Stellenwert. Heute müssen die Leute nicht mehr rausgehen, um andere Menschen kennenzulernen. Das kann man online auch vom Sofa aus. Das Freizeitverhalten hat sich kolossal verändert. Es gibt viele Angebote, die Leute sind auch wählerischer geworden.

Christian Adams im Technikraum mit Blick auf den großen Saal, die gute Stube der Wittener Werkstadt. Foto: Jürgen Theobald / FUNKE Foto Services Wie finanziert sich die Werkstadtarbeit heute?
Zu 48 Prozent aus Fördergeldern, die zu 90 Prozent über die Stadt zu uns fließen. 52 Prozent müssen wir selbst erwirtschaften. Das ist schon eine Hausnummer. 2017 hatten wir so insgesamt 850.000 Euro zur Verfügung. Unsere Ausgaben steigen und damit die Notwendigkeit, noch mehr Geld zu erwirtschaften. So wie die Werkstadt bisher gearbeitet hat, wird sich das auf Dauer nicht mehr rechnen.

Was muss sich ändern?
Wir müssen grundlegend etwas ändern. Da gibt es einen dringenden Handlungsbedarf. Das sehen auch die Mitarbeiter und unser Vorstand so. Es gibt bereits Überlegungen, die ich aber noch nicht vorstellen kann. Wir sind darüber im Dialog mit der Stadt, wie die Werkstadt im Jahr 2023 aussehen soll. Das wird kein leichtes Unterfangen, ist aber eine spannende Aufgabe. Der Schwerpunkt unserer Arbeit liegt bei der Jugendkulturarbeit. Wir müssen aber für alle Generationen attraktiv sein. Wir wollen unser Haus öffnen – auch im Sinne von Quartiersarbeit. Bei uns sollen sich Menschen treffen, begegnen können. Wir können uns übrigens auch eine Kooperation mit dem Wiesenviertel-Verein vorstellen.

Im Werkstadt-Gebäude, das der Stadt gehört, sind Modernisierungen notwendig. Foto: Jürgen Theobald / FUNKE Foto Services Das Werkstadt-Gebäude, einst Verladehalle der Mannesmann-Röhrenwerke, ist nicht mehr das jüngste.
Wir sind 41 Jahre in der Halle. Da muss mal etwas modernisiert werden. Auch da sind wir im Gespräch mit der Stadt, die Eigentümerin der Halle ist. Die Werkstadt gehört zu den ältesten Einrichtungen ihrer Art in NRW und ist auch für Witten ein Aushängeschild. Noch einmal zurück zum Programm. Das könnte zu einem Spagat werden zwischen Angeboten, die Geld einbringen und Angeboten, die man als soziokulturelles Zentrum machen möchte.
Ja. Ein Beispiel: Unsere Comedy-Veranstaltungen mit jungen Künstlern sind uns wichtig, auch die mit jungen Musikern. Da kommt aber nicht viel Geld rein, im Gegenteil, da buttert man oft noch zu. Unsere Kindergeburtstage sind uns wichtig, für die die Leute nur einen geringen Obolus entrichten. Die Zeitraum-Veranstaltungen von Britta Lennardt sind toll. Wirtschaftlich rechnen sie sich aber nicht. Wir müssen mit kommerziellen Veranstaltungen Geld einspielen, damit wir uns alles andere leisten können. Unser Vermietungsgeschäft läuft sehr gut. Bei uns finden Hochzeiten, Geburtstage, Firmenfeiern, auch Betriebsversammlungen statt. Das ist eine sehr wichtige Einnahmequelle. Übrigens: 2017 hatten wir 61.500 Besucherinnen und Besucher im Haus. Die Zahlen sind da leicht rückläufig.

Am 22. November öffnet der Wittener Weihnachtsmarkt und damit die Eisbahn auf dem Rathausplatz, die wieder von der Werkstadt betrieben wird. In diesem Jahr war sie bis zum 7. Januar geöffnet. Jetzt soll sie – wie der Markt – am 23. Dezember schließen.
Die Eisbahn wird in der Nacht zum 24. Dezember abgebaut. Der Grund ist, dass die Besucherzahlen zwischen den Jahren sehr nach unten gegangen sind. Wenn der Weihnachtsmarkt weg ist, verliert auch die Bahn an Attraktivität.

>>> HALLOWEEN-PARTY IN DER WERKSTADT

Die Werkstadt lädt am Mittwochabend ab 22 Uhr zur Halloween-Party ein. Treffpunkt für alle ab 18: die Mannesmannstr. 6.
DJ Andy Robl will in dieser Nacht den Thriller auf den Dancefloor bringen. Wer kostümiert zum Abtanzen kommt, erhält einen Halloween-Cocktail gratis. Preise: im Vorverkauf fünf Euro, an der Abendkasse sieben.

Außerdem heißt es ab 17 und ab 20 Uhr im Saal der Werkstadt: „Halloween meets Magic!“ Zauberer Marc Sueper bringt in seiner Show das Fest der Toten und düstere Magie zusammen. Eintritt an der Abendkasse 28 Euro.