Witten. . Früher bestückte Manfred Seils unzählige Ausstellungen. Heute malt er hauptsächlich für den Hausgebrauch. Seine Werke messen viele Meter.
Er war Mitbegründer des Wittener Künstlerbundes, bestückte unzählige Ausstellungen mit seinen Bildern und gestaltete beispielsweise die erste der beliebten Sparkassen-Kacheln mit einem Motiv von Haus Witten. Im Januar wird Manfred Seils 80 Jahre alt.
Die Malerei betreibt er heute nur noch für den Hausgebrauch und die Familie. Aber was heißt nur noch? Stattliche vier mal zwei Meter misst ein Landschaftsbild, das er im vorigen Jahr im Hause seines Sohnes direkt auf die Wohnzimmerwand gemalt hat. Seit zehn Jahren ist das Haus in der Hochstraße auch Manfred Seils Heimat. Das Landschaftsbild zeigt in kräftigen Farben rote und gelbe Tulpen auf der Bodenseeinsel Mainau. „Ich habe es in normalen Wandfarben gemalt. Denn die trocknen schneller als Öl“, sagt der 79-Jährige.
Obwohl viele seiner Werke bis ins letzte Detail fotorealistisch gestaltet sind, male er eher schnell, erzählt Manfred Seils, der als Künstler Autodidakt ist. Nur mit Fingern statt mit Pinsel sind denn auch eine Kirschblütenlandschaft und das Frauenporträt „Kussmund“ entstanden, die ebenfalls im Wohnzimmer hängen. Sie tragen abstraktere Züge. „Ich brauche das als Ausgleich zur fotorealistischen Pinselei“, so der Künstler.
Immer in Maschinenfabrik weiter beschäftigt
Obwohl er gut mit seiner Malerei und seinen Zeichnungen verdiente, blieb er bei der Maschinenfabrik Scharfen beschäftigt. „Die haben sehr viel Rücksicht genommen, wenn ich mal wieder eine Ausstellung vorbereitete“, lobt Seils seinen ehemaligen Arbeitgeber.
Bis heute schmücken seine Bilder zahlreiche Wittener Wohnungen. Ein großes dreiteiliges Gemälde befindet sich auch in der Holzkampschule. „Gerade erst war ich bei einem Kunden, der ein Werk meines Vaters an der Wand hängen hatte“, erzählt Sohn Malte, der einen Hausmeisterservice im Wullen betreibt. Für die dortige Werkstattfassade hat der 79-Jährige vor drei Jahren sein mit zehn mal sechs Metern größtes Bild geschaffen: Es zeigt eine Landschaft mit knallrot blühendem Mohn und darüber eine Skyline mit Silhouetten bekannter Gebäude. Vom Wittener Rathaus bis zum BVB-Stadion.
Ausführliche Berichte von WDR und NDR
Bekannt geworden ist Seils durch Schwarz-Weiß-Zeichnungen und Gemälde des industriell geprägten Ruhrgebietes. „Mir ging es darum, mit Licht und Schatten dramatische Effekte zu erzielen“, beschreibt er. „Zechen und Stahlwerke gehören inzwischen zu einer versunkenen Welt, aus ihnen werden Freizeitparks für die Spaßgesellschaft gemacht.“
Mit einem Bild aus einer Wanne-Eickler Zechensiedlung wurde der Wittener in den 80er Jahren Preisträger des Ruhrsiedlungsverbandes in Essen. „WDR und NDR haben daraufhin ausführlich über mich berichtet“, erinnert sich Seils. Der ist übrigens begeisterter Fahrradfahrer, hat nie einen Führerschein gemacht.
Die Liebe zur Kunst entwickelte sich durch seinen Vater. „Der hat ein Skizzenbuch aus der amerikanischen Kriegsgefangenschaft mitgebracht, in das er Bilder attraktiver Frauen aus Film und Werbung gezeichnet hatte. Das faszinierte mich sehr“, erzählt Seils, der dieses Buch bis heute wie einen Schatz hütet. Zwei noch größere Schätze hat er aber mit seinen Enkelkindern Miko (12) und Milan (2 ¼). Der Opa meint: „Deren Betreuung ist heute für mich die größte Lebensaufgabe.“