. Beim Festival „Acting in Concert“ im Wiesenviertel traten vor allem Frauen auf. Zwei Künstlerinnen sprechen über Gleichberechtigung.
In der Musik ist es ähnlich wie im restlichen Leben: Künstlerinnen werden weit weniger gebucht als ihre männlichen Kollegen. Gegen diese Haltung stellt sich Alex Brede, der am Wochenende im Café Raum an der Wiesenstraße das Musikfestival „Acting in concert“ veranstaltete – mit einer Frauenquote von 100 Prozent und irritiertenden Auftritten der Künstlerinnen.
Über Gleichberechtigung sprach Mitarbeiterin Kerstin Glathe mit Grafikdesignerin Lea Hopp (26) und Musikerin Nalan (28) aus München, die sich „Slim Girl Fat“ nennt – in Anspielung auf den englischen DJ Fatboy Slim. Beide hatten vom Wittener Club der Soroptimistinnen eine Förderung über 1000 Euro erhalten.
Lea, in was für einer Welt möchtest du einmal leben?
Lea: Einer, in der ich nicht immer von Männern auf meine Weiblichkeit angequatscht werde oder das Gefühl habe, dass ich mich in hierarchischen Machtstrukturen durchkämpfen muss. Ich will mich mit meinem „Frau-Sein“ nicht ständig unterbuttern lassen.
Macht es dir keinen Spaß, mit deinem Aussehen zu kokettieren?
Klar funktioniert das, aber darauf will ich mich nicht reduzieren lassen. Ich will nicht süß sein. Das ist nicht mein Weg. Für mich funktioniert das nicht.
Kannst du mir über die Welt erzählen, in der Frauen wirklich gleichberechtigt wären?
Ich finde es eine wahnsinnige Belastung, wenn das Weibliche die einzige Kategorie ist, in der ich gesehen werde. Mit so einer Zuschreibung werde ich unter Druck gesetzt und eingeschränkt und bin dann auch unfrei. In so einer Welt sehe ich keine Entfaltungsmöglichkeiten.
Nalan, dieses Festival will die weibliche Seite der Musik stärken. Bringt es dich beruflich weiter, dass du hier gebucht worden bist?
Nalan: Es gibt viele Statistiken, dass weibliche Acts weniger gebucht werden. Das liegt an unseren sehr männlichen Strukturen, ist nicht mal vom Genre abhängig. Wenn man eine „100 Prozent Frauenquote“ macht, achten viele darauf. Dann wird’s auf einmal interessant. Für mich macht es immer Sinn, live zu spielen. Ich will nicht fett damit durchstarten, sondern meine musikalische Vision ausleben.
Wie definierst du deine Weiblichkeit?
Kommt drauf an. Ich fühle mich wohl und lebe ein privilegiertes Leben. Manchmal kommt es vor, dass ich nicht ernst genommen werde. Aber zum Glück nicht so oft, denn Ausstrahlung macht ganz viel aus. Ich bin direkt und offen und deswegen fühle ich mich sehr sicher.
Was bedeutet gegenderte Sprache für dich?
In Berlin ist das ein ganz großes Thema und ich bemühe mich, darauf zu achten. Aber es geht bei mir ja um Musik. Music reaches everyone – Musik ist die Weltsprache.
Soroptimistinnen fördern Künstlerinnen
Der Soroptimistinnen Club Witten-Ardey hat die Musikerin Nalan und die für die Promotion zuständige Grafikerin Lea Hopp mit insgesamt 1000 Euro gesponsort. Die Förderung von Frauen und Mädchen ist sozial und kulturell das Ziel des Clubs.
Für Lea ist diese Förderung vor allem eine „großartige Möglichkeit, zu netzwerken“.