Witten. . Talsperren halten den Fluss auf halbwegs normalem Pegel. Dramatisch entwickelt sich die Lage in der Landwirtschaft.

So schön ein Goldener Oktober nach einem zu heißen Sommer auch ist: Die extreme Trockenheit macht inzwischen vor allem den Landwirten zu schaffen. Die Feuerwehr warnt weiterhin vor erhöhter Waldbrandgefahr. Nur Britta Balt, Sprecherin des Ruhrverbandes, hat eine gute Nachricht auf Lager: „Zwar führt die Ruhr für diese Jahreszeit zu wenig Wasser, aber es besteht kein Grund zur Sorge.“ Weder nehme dadurch das Ökosystem im Fluss Schaden, noch wirke sich das auf die Trinkwasserversorgung der Bevölkerung aus.

Die Ruhr, so Balt, habe nie historische Tiefststände zu verzeichnen und führe immer einen relativ normalen Pegel – der mal ein bisschen höher, mal ein bisschen niedriger sei, derzeit allerdings künstlich aufrechterhalten werde. Selten wurde so massiv Wasser aus den acht Talsperren abgeleitet wie in diesem Jahr, um die Trinkwasserversorgung für 4,6 Millionen Menschen zu gewährleisten.

Talsperren nur zur Hälfte gefüllt

Weil das 15-fache dessen, was zufließt, abgelassen werde, seien die Wasserspeicher jetzt nur noch zur Hälfte gefüllt. „Doch wenn es sie nicht gäbe, dann läge die Ruhr seit Juli über weite Strecken trocken.“ Für den Moment sei das Problem gelöst, denn vergangenen Winter habe es viel geregnet und die Talsperren waren entsprechend gut gefüllt, so Balt. „Davon zehren wir jetzt.“ Doch wenn auf den trockenen Sommer und Herbst jetzt noch ein trockener Winter und dann erneut solch ein Sommer folge, „dann sind die Talsperren leer“.

Die Sprecherin betont: „Wir beobachten die Situation sehr genau.“ Um Engpässen vorzubeugen, wolle der Verband vorsichtshalber einen Antrag beim NRW-Umweltministerium stellen, die gesetzliche Mindestwasserführung in der Ruhr herabsetzen zu dürfen .

Landwirt Jan Bockholt.
Landwirt Jan Bockholt. © Thomas Nitsche

Landwirt Jan Bockholt aus Witten, der die Situation im Sommer noch relativ entspannt sah, wird langsam nervös. Aussaat und Pflanzenwuchs seien stark gefährdet. Die jetzt anstehende Herbstaussaat von Getreide sei unter diesen Bedingungen schwierig. „Die Flächen sind zu sehr ausgetrocknet.“ Gestern noch wollte er Wintertriticale – eine Kreuzung aus Weizen und Roggen – säen. Doch das Saatbeet sei nicht wie sonst schön krümelig gewesen, sondern habe aus dicken, festen Brocken bestanden. „Da ging nichts.“ Möglicherweise könne das Feld erst im nächsten Frühjahr bestellt werden.

Hat es mit der Aussaat doch geklappt, droht gleich das nächste Problem: „Wenn die Pflanze die Stoffe aus dem Korn, aus dem sie keimt, aufgebraucht hat, benötigt sie Wasser“, sagt der Landwirt. Kein Wasser – kein Wachstum.

Das sei noch nicht alles: „Wer Tiere hält, wird bald kein Futter mehr für sie haben.“ Zukaufen? Aufgrund des sinkenden Angebots steigen die Preise, so Bockholt. „Und irgendwann wird man auch für viel Geld nichts mehr kaufen können, einfach weil nichts geerntet werden konnte.“ Das sei erst im Mai wieder möglich. „Wie das ausgeht, kann ich nicht beurteilen.“

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  • „Wir hoffen, dass es mit der Trockenheit bald vorbei ist“, sagt Mario Rosenkranz, stellvertretender Feuerwehrchef.
  • Offiziell bestehe zwar keine erhöhte Stufe bei der Waldbrandgefahr. „Aber auf der Wache haben wir uns auf den Ernstfall vorbereitet. Dort steht ein zusätzliches geländegängiges Fahrzeug bereit.“