Witten. . Michael Schmidt und sein Kollege fahren seit etwa drei Monaten mit dem E-Bike auf Streife. Und sind nun schneller an Ort und Stelle.

Michael Schmidt ist seit rund drei Monaten verstärkt auf zwei Rädern unterwegs. Beruflich, versteht sich. Der Annener Bezirksbeamte ist einer von fünf Kollegen im gesamten Polizeipräsidium Bochum, die sich ein E-Bike gewünscht und – zu Testzwecken – bekommen haben. „Jetzt bin ich noch ein bisschen mehr draußen auf Tour“, sagt der 50-Jährige, dessen Beritt „riesengroß“ ist. Nun düst er mit dem akkubetriebenen Rad mal eben ins Ardeygebirge rauf oder in die andere Richtung bis in den Dorneywald nach Stockum.

Normalerweise hatten er und sein Kollege Torsten Sanders (55), der gerade auf einer Fortbildung ist, solche Strecken per Bus bewältigt. „Da sind Sie mal eben locker drei Stunden für eine kleine Ermittlung unterwegs.“ Denn ein Streifenwagen steht den Männern an der Bebelstraße nicht zur Verfügung. Wer einmal dort war, der versteht, dass Schmidt nun ganz gern mal aufs Rad steigt und sich den Wind um die Nase wehen lässt.

Fällt kaum auf: Das Herzstück des E-Bikes ist ein 250-Watt-Motor. Damit können die Polizisten maximal 25 km/h fahren.
Fällt kaum auf: Das Herzstück des E-Bikes ist ein 250-Watt-Motor. Damit können die Polizisten maximal 25 km/h fahren. © Ingo Otto

Schon von außen sieht die Wache wenig einladend aus. Innen verströmen die Räume den Charme der 50er Jahre. Ein Lämpchen leuchtet bereits mittags, denn Tageslicht ist Mangelware an den Schreibtischen der beiden Bezirksbeamten. Die Toilette mit Heizöfchen befindet sich im Treppenhaus, aber das nur am Rande. „Wir suchen ja dringlichst neue Räume“, sagt Schmidt. Die richtigen zu finden, das sei bislang an den Finanzen gescheitert. Der Bezirksbeamte, dessen Vater schon bei der Polizei war, hofft das Beste. Und freut sich erst mal übers Rad.

„Das ist wirklich ein Meilenstein für unsere Arbeit“, sagt er. Einen positiven Erfahrungsbericht hat er längst an höherer Stelle abgeliefert. Denn die Sache mit dem E-Bike geht auf einen Besuch der Polizeipräsidentin zurück, die mal mit den Männern auf Streife gegangen ist und sich deren Verbesserungsvorschläge angehört hat.

Rund 300 Kilometer ist Schmidt schon gefahren

Dabei ist Michael Schmidt eigentlich gar kein Radfahrer, „eher Läufer“ und bei schönem Wetter privat begeisterter Motorradfahrer. Im Urlaub sei er auf das E-Bike als angenehmes Fortbewegungsmittel aufmerksam geworden. „Ich habe damit mal eine siebenstündige Tour durch Istanbul gemacht“, sagt er – und war begeistert. Die Technik seines Dienstrades, das von einem Bochumer Händler stammt, sei super. Ein 250-Watt-Motor treibt das Gefährt an. Der Akku halte gut 100 Kilometer, bevor er wieder aufgeladen werden müsse. Rund 300 Kilometer hat Schmidt bis jetzt zurückgelegt.

Einziges Manko: Während die klassischen Radfahrstaffeln der Polizei funktionelle Bekleidung besitzen, müssen Schmidt und Sanders in ihren normalen Uniformen in die Pedale treten. Nicht mal Regenschutz oder Handschuhe für den Winter gebe es. Und wenn er – wie in diesem trockenen Sommer – auf dem Rheinischen Esel durch den Staub fahre, müsse die Hose täglich gewaschen werden. „Aber wir wissen uns zu helfen“, sagt er mit einem Augenzwinkern. Immerhin: Ein Helm war drin.

>> INFORMATION

  • Bei der Bochumer Polizei sind neben den fünf E-Bikes, die pro Stück 3000 Euro gekostet haben, 20 Trekkingräder und zwölf Motorräder im Einsatz.
  • Michael Schmidt ist seit 32 Jahren bei der Polizei, seit Ende vergangenen Jahres im Bezirk Annen, wo er selbst lebt. Der Stadtteil habe sich aus seiner Sicht positiv entwickelt, sagt er.