Witten. . Zwar stellt das Land mehr Geld für neue Plätze in Aussicht – doch es wird längst nicht reichen, sagt Leiterin Marion Steffens.

Das Land NRW will Frauenhäuser besser stellen und den Platzausbau mit zusätzlichen Geldern belohnen. Das sei zwar ein Schritt in die richtige Richtung, sagt Marion Steffens vom Frauenhaus EN, aber es reiche bei Weitem nicht aus. „Es ist ein Skandal, dass in einem der reichsten Staaten der Welt Frauen, die vor ihren prügelnden Männern fliehen, nicht ausreichend geschützt werden.“

Denn um einen zusätzlichen Platz zu schaffen, müsse wesentlich mehr Geld in die Hand genommen werden, als die versprochenen 7000 Euro pro Jahr, die gerade einmal 60 Prozent der Personalkosten decken. „Dann haben wir längst keinen tollen Betreuungsschlüssel und auch die Miete noch nicht bezahlt.“

Auf 70 Aufnahmen kommen ebenso viele Abweisungen

Die Einrichtung im Ennepe-Ruhr-Kreis ist mit ihren 25 Plätzen ständig hoffnungslos überfüllt – und das schon seit geraumer Zeit: „Bei etwa 70 Aufnahmen im Jahr müssen wir mindestens genau so viele Frauen abweisen“, sagt Marion Steffens. In ganz NRW seien zum Beispiel im Jahr 2016 etwa 3500 Frauen aufgenommen und über 5000 wegen Überfüllung abgewiesen worden. „Es gibt Tage, da finden wir in ganz NRW keinen Platz für ein Opfer.“ 571 Plätze stehen in den 62 Häusern zur Verfügung.

Dazu kämen jene Frauen, die keinen Platz finden, weil sie das Geld dafür nicht aufbringen können. Wer keinen Anspruch auf Unterstützung hat, müsse die Kosten selbst tragen. Eine Frau allein zahlt dann pro Monat für die Unterbringung in einem Zimmer und die Betreuung, aber noch ohne Essen immerhin 1200 Euro, mit einem Kind schon 2400 und mit zwei Kindern 3600 Euro. Steffens: „Das ist viel zu teuer.“

„Wir bräuchten 1200 zusätzliche Plätze in NRW“

Eigentlich, so die Leiterin des Frauenhauses EN, bräuchten wir laut Vorgabe in NRW pro 10.000 Einwohner einen Platz für eine Frau mit Kindern. Das wären etwa 1200 zusätzliche Plätze. „Davon sind wir meilenweit entfernt.“

Dass der Bedarf steigt, belegen auch die Zahlen der angezeigten Fälle häuslicher Gewalt: 2016 waren das 171 Straftaten allein in Witten, 2017 schon 213. „Tendenz weiter steigend“, so Volker Schütte, Bochumer Polizeisprecher. Eine Dunkelziffer werde es außerdem geben.

Marion Steffens hofft, dass das Ausmaß des verursachten Leids auf lange Sicht mehr Beachtung findet und die Frauenhäuser nicht von Jahr zu Jahr um ihre Finanzierung bangen müssen.