Witten. . Schwedischer Bestseller-Autor lockte beim Krimi-Abend hunderte Fans in den Saalbau. Arne Dahl las gemeinsam mit Schauspieler Peter Lohmeyer.
Wie schickt ein Autor die Figuren seines Krimis besonders spektakulär in den Tod? Das zeigt Arne Dahl eindrucksvoll in jener Szene, in der Kriminalinspektor Sam Berger mit einem Einsatzkommando in ein Hotelzimmer stürmt. Plötzlich tritt ein Bär durch die Tür. Doch was wie Fell aussieht, ist Bergers Kollege Roy, bedeckt von einem Schwarm Bienen, die auf ihn einstechen. Bis Roy aus dem Fenster stürzt und sein Körper unten auf einem Wagen zerschellt.
Dieser grausame Tod ereignet sich in Dahls neuem Krimi „Sieben minus eins“. Rund 400 Besucher kamen zur Lesung von „Mord am Hellweg“, bei dem Witten zum zweiten Mal mitmacht. Als Vorleser assistierte dem Autor Schauspieler Peter Lohmeyer, bekannt aus Filmen wie „Das Wunder von Bern“. Erst am Abend zuvor hatte Dahls neuer Psycho-Schocker – wie berichtet – seine Bühnen-Premiere im Saalbau erlebt.
Makabre und verstörende Konstellationen
Diesmal wollten die Fans dem Bestseller-Autor live lauschen. Kurz las Arne Dahl den Ausschnitt auf Schwedisch vor, bevor Lohmeyer die deutsche Übersetzung übernahm. Was der Schauspieler da über die Bienen las, gilt als Markenzeichen von Dahls Krimis: makabre und verstörende Konstellationen, in denen seine Figuren das Zeitliche segnen.
Damit unterscheidet sich Dahl von eher gesellschaftskritischen Krimi-Kollegen wie Henning Mankell: „Für mich war es notwendig, neue Dinge zu wagen“, sagte er. Das betrifft auch die atmosphärischen Wetterlagen im düsteren Skandinavien seiner Krimi-Welten, in denen es entweder regnet oder schneit. „Jetzt ist es eine Mischung aus beidem“, stellte der Autor scherzhaft fest.
Ein blutverschmiertes Kellerloch
Seine Leser erwarten natürlich trotzdem die bewährten, wendungsreichen Plots. So wie in „Sieben minus eins“, der zunächst in einem blutverschmierten Kellerloch spielt. Verweist dieser Tatort auf eine Spur, die das unerklärliche Verschwinden einer jungen Frau erklärt? Als Sam Berger schließlich auf die verdächtige Molly Bloom stößt, kommt alles ganz anders. Denn Sam hat selbst eine düstere Vergangenheit zu verbergen.
Neben dem Nervenkitzel geht es Dahl in seinen Psychothrillern auch um zeitlose Motive: Macht und Gerechtigkeit, Rache und das Böse im Menschen. In der erwähnten Szene findet Berger daher auch Werke von Shakespeare am Tatort – für Dahl eine Art Hommage: „Man glaubt, Krimi ist was Neues im Gegensatz zur klassischen Literatur, aber er hatte immer seinen Platz.“ Ein Motiv des Krimis: Seelen durch Blut reinwaschen. Der Literaturwissenschaftler erläutert anhand von „Macbeth“: „Es gibt da die Szene, in der Lady Macbeth sich die Hände von Blut reinwäscht.“ Für den Krimi-Autor sei das ein Vorbild. Nur dass Shakespeares Figuren natürlich nicht ganz so kreativ gestorben sind.