witten. . Der Mieterverein will die Rechtmäßigkeit von Mieterhöhungen durch Vonovia gerichtlich klären lassen. Auch die Staatsanwaltschaft wurde informiert.
Die Vorwürfe wiegen schwer: ungerechtfertigte Mieterhöhungen nach der Modernisierung einer Heizungsanlage, die nach Ansicht eines Experten vor zwei Monaten fachliche Mängel aufwies. Handwerkerleistungen, die nicht erbracht, aber schon in Mieterhöhungen eingeflossen waren. In den Vonovia-Häusern an der Schulze-Delitzsch-Straße 17-19 gibt’s Ärger. Am Donnerstagmorgen trafen sich rund 30 Wittener Vonovia-Mieter in Heven. Eingeladen hatte der Mieterverein – nach der RTL-Reportage „Undercover in der Immobilienbranche“ von Montagabend, bei der vom „Team Wallraff“ über die Mieterhöhungen in Heven berichtet worden war.
Neben Hans-Jochem Witzke, dem Vorsitzenden des Deutschen Mieterbundes NRW, waren auch Journalist Manuel Heckmair vom „Team Wallraff“ und Detlef Poullie aus Mönchengladbach der Einladung gefolgt. Poullie, Zentralheizungs- und Lüftungsbaumeister, war am 2. August mit einem Kamerateam im Heizungskeller der Schulze-Delitzsch-Straße 17. Auf der gestrigen Versammlung schilderte er noch einmal seine damaligen Eindrücke vor Ort.
Vier Mietparteien zahlen Erhöhung nicht
Für die Häuser 17-19 war die bisherige alte Ölheizung durch eine moderne Gasbrennwertanlage ersetzt worden. Poullie: „Ich habe noch nie so eine schlecht modernisierte Heizungsanlage gesehen. Im August war der Heizkessel mit nur zwei Schrauben an der Wand befestigt. Die Wärme konnte zu diesem Zeitpunkt nicht in die Heizkörper der Wohnungen vordringen. Die neue Heizungsanlage tropfte. So etwas führt zu keiner Energieeinsparung.“
Vonovia habe die neue Anlage aber genau aus diesem Grund installieren lassen, so Knut Unger vom Wittener Mieterverein. Am 18.11. 2017 habe der Konzern – mit Hinweis auf die Heizungsmodernisierung und die Wärmedämmung der Hausfassaden – den zwölf Mietparteien eine Mieterhöhung zum 1. Februar 2018 mitgeteilt. „Ein Teil der Mieter hat diese bezahlt, es gab Mieter, die ausgezogen sind.“ Vier Mietparteien, die Mitglieder im Mieterverein sind, hätten die Erhöhungen bislang nicht überwiesen.
„Vonovia möchte 122 Euro mehr haben“
Ein Experte, der am Donnerstag Gelegenheit hatte, noch einmal einen Blick in den im August beanstandeten Heizungskeller zu werfen, gegenüber unserer Zeitung: „Jetzt ist dort alles in Ordnung.“
Da der Mieterverein die erhöhten Mieten – auch aufgrund von nicht nachvollziehbaren Abrechnungen – für nicht gerechtfertigt hält, strebe man jetzt eine „gerichtliche Klärung an“, betonte Knut Unger. Ein Mieter, der Vonovia die Mieterhöhung bislang verweigerte, ist Seyhan Korkmaz. Der 36-Jährige, der mit Frau und Kind in Heven eine 70 Quadratmeter große Vonovia-Wohnung bewohnt: „Wir leben hier seit 2004. Ich habe zuletzt für die Wohnung 540 Euro bezahlt. Jetzt möchte Vonovia 122 Euro mehr haben.“
Mieterhöhungs-Erklärungen auch formell mangelhaft
Knut Unger vom Mieterverein bezeichnet die von Vonovia dargestellten Kosten als überhöht, außerdem seien die Mieterhöhungs-Erklärungen aufgrund der Modernisierungen auch formell mangelhaft gewesen. Die Bochumer Staatsanwaltschaft sei von ihm am Dienstagabend über die vom Wittener Mieterverein dokumentierten Vorfälle informiert worden.
>>> KEIN EINBLICK IN VERTRÄGE
Laut Wittener Mieterverein legt der Dax-Konzern Vonovia die wiederholt angeforderten Verträge „für angebliche Architekten- und Honorarleistungen“ im Zusammenhang mit den Modernisierungen nicht vor.
Zur Begründung der Mieterhöhungen seien Bauteile abgerechnet worden, „die nicht vorhanden waren“, so der Vorwurf des Mietervereins. Auch sei die ordnungsgemäße Abnahme der Baumaßnahmen von Vonovia nicht nachgewiesen worden.